27.10.74

Vincent, François, Paul et les autres (Claude Sautet, 1974)

Vincent, François, Paul und die anderen

»Mit gelben Birnen hänget / Und voll mit wilden Rosen / Das Land in den See …« Drei alte Freunde – ein Unternehmer ohne Fortune (Yves Montand), ein Arzt ohne Ethos (Michel Piccoli), ein Schriftsteller ohne Roman (Serge Reggiani) –, die die Hälfte ihres (durchaus genußreichen) Lebens hinter sich gelassen haben, und die anderen – die (Ex-)Frauen, die Kumpels, die Bekannten – kriegen an Leib und Seele die Höhen und Tiefen der Existenz zu spüren. Claude Sautet tut einmal mehr, was er wie kein anderer zu tun vermag: Er macht ganz mühelos begreiflich, was es heißt, Mensch zu sein. zu lieben und zu leiden, zu träumen und aufzuwachen, zu reden und zu schweigen, hinzufallen und sich wieder auf­zurappeln, sich zu erinnern und Pläne zu machen, mit einem Glas Wein in der Hand an der Bar zu stehen, einen Herzanfall zu kriegen, von einem anderen gehalten zu werden – la vie et rien d’autre. »… Die Mauern stehn / Sprachlos und kalt, im Winde / Klirren die Fahnen.«

R Claude Sautet B Claude Sautet, Jean-Loup Dabadie V Claude Néron K Jean Boffety M Philippe Sarde A Théobald Meurisse S Jacqueline Thiédot P Raymond Danon, Roland Girard D Yves Montand, Michel Piccoli, Serge Reggiani, Gérard Depardieu, Stéphane Audran | F & I | 118 min | 1:1,66 | f | 27. Oktober 1974

18.10.74

The Odessa File (Ronald Neame, 1974)

Die Akte Odessa

»What was it like? It was like ruling the world. Because we did rule the world, we Germans.« 1963, 18 Jahre nach dem Ende der deutschen Weltherrschaft, stößt ein freiberuflich tätiger Hamburger Journalist (jung und engagiert: Jon Voight) zufällig auf das Tagebuch eines Überlebenden des historischen Schlachtfestes und gelangt – von einem elementaren (wie sich herausstellen wird: biographisch motivierten) inneren Impuls getrieben – auf die Spur der Organisation ehemaliger SS-Angehöriger, die, zu allem entschlossen, an glorreiche Zeiten anknüpfen und ihre noch unerledigte Mission erfüllen wollen ... Nach dem künstlerischen Erfolg von »The Day of the Jackal« bringt Produzent John Woolf einen weiteren Frederick-Forsyth-Reißer auf die Leinwand; Regisseur Ronald Neame erreicht zwar weder die ironische Frostigkeit noch die erzählerische Raffinesse des Zinnemann-Meisterstücks, versteht es aber, mit reichlich bundesrepublikanischem Flair und einer ganzen Kompanie von höchst ungemütlichen deutschen supporting actors – in alphabetical order: Caninenberg, Golling, Kiwe, Löwitsch, Marischka, Meisel, Meisner, Messemer, Möller, Schell, Schröder, Strack – unterhaltsam zu punkten.

R Ronald Neame B Kenneth Ross, George Markstein V Frederick Forsyth K Oswald Morris M Andrew Llod Webber A Rolf Zehetbauer S Ralph Kemplen P John Woolf D Jon Voight, Maximilian Schell, Maria Schell, Mary Tamm, Derek Jacobi | UK & BRD | 130 min | 1:2,35 | f | 18. Oktober 1974