18.1.52

Roman einer jungen Ehe (Kurt Maetzig, 1952)

Einerseits sperriger sozialistischer Filmschrott (vor allem die Dialoge – Drehbuch: Bodo Uhse – liegen in den Ohren wie Gußeisen), andererseits ein faszinierendes Zeit- und Zerrbild der unmittelbaren Nachkriegsära im geteilten Berlin: Liebe und Ehe der Ostschauspielerin Agnes und des Westschaupielers Jochen geraten zwischen die ideologischen Mühlsteine des Kalten Krieges. Erst als der junge Mann erkennt, daß die Sonne im Osten aufgeht, können die beiden wirklich ein Paar werden, und eine schöne Wohnung kriegen sie dann natürlich auch … Abgesehen von den beiden Nullen in den Hauptrollen gut besetzt (Martin Hellberg, Harry Hindemith, Willy A. Kleinau, Hilde Sessak), bietet Kurt Maetzigs privat-politscher Beziehungsfilm ein dickes Album eindrücklicher Berlin-Bilder, insbesondere vom Bau der Stalinallee: »Auf dieser Straße ist der Frieden in die Stadt gekommen.«

R Kurt Maetzig B Bodo Uhse, Kurt Maetzig K Karl Plintzner M Wilhelm Neef A Otto Erdmann, Franz F. Fürst S Lena Neumann P Alexander Lösche D Yvonne Merin, Hans-Peter Thielen, Willy A. Kleinau, Hilde Sessak, Harry Hindemith | DDR | 104 min | 1:1,37 | sw | 18. Januar 1952

15.1.52

Nachts auf den Straßen (Rudolf Jugert, 1952)

Ohne daß er recht weiß, wie ihm geschieht, schlingert Fernfahrer Heinrich Schlüter (Hans Albers), treuer Ehemann, liebender Vater, pflichtbewußtes Arbeitstier, eines Nachts auf eine gefahrvolle Umleitung des Lebens: Erst streicht er heimlich die 20.000 Mark eines auf der Autobahn tödlich verunglückten Schiebers ein (um seiner »Alten« (Lucie Mannheim) endlich den seit 25 Jahren versprochenen Pelzmantel kaufen zu können), dann gerät er in den Bann seiner appetitlichen Straßenbekanntschaft Inge (Hildegard Knef), die von ihrem zynisch-unguten Lover (Marius Goring) ausgeschickt wurde, einen Dummen zu angeln, der sich für dunkle Geschäfte einspannen ließe … Mit viel Zuneigung zu seinen genau gezeichneten Figuren und einem wachen Blick für anschaulichen Details malt »Nachts auf den Straßen« ein noirisch angehauchtes Sittenbild des beginnenden Wirtschaftswunders, setzt betäubenden Konsum gegen verdrängte Erinnerungen, kleinbürgerliche Gemütlichkeit gegen impulsives Laissez-faire, emotionale Einsamkeit gegen das Bedürfnis nach Nähe, den Frust des Altwerdens gegen die Täuschung der Jugendfrische, die Statik eines beengenden Zuhauses gegen die Dynamik eines unsicheren Unterwegs. Auch wenn der (Irr-)Weg des Truckers schließlich und endlich wieder nach Hause führt, enthält sich Rudolf Jugerts offenherzig-unsentimentaler Genremix aus Romanze, Krimi und Roadmovie jeglicher Verdammung derjenigen, die (aus welchem Grund auch immer) vom Kurs abkommen.

R Rudolf Jugert B Helmut Käutner, Fritz Rotter K Václav Vich M Werner Eisbrenner A Ludwig Reiber, Rudolf Pfenniger S Fritz Stapenhorst P Erich Pommer D Hans Albers, Hildegard Knef, Lucie Mannheim, Marius Goring, Heinrich Gretler | BRD | 111 min | 1:1,37 | sw | 15. Januar 1952