24.1.79

L’amour en fuite (François Truffaut, 1979)

Liebe auf der Flucht 

Que reste-t-il de nos amours? (3) Zurück bleibt Enttäuschung – in jeder Beziehung. Knapp zehn Jahre nach »Domicile conjugal« ist die Ehe von Antoine (Léaud) und Christine (Jade) gescheitert, nein, sie ist eher versickert, und sie wird in gegenseitigem Einvernehmen beendet wie ein interessantes, aber letztlich zweckloses Experiment. Antoine laviert sich weiter durch sein liebes Leben, jagt dem Gesicht auf einer zerrissenen Fotografie nach, schreibt ein Buch: »Les salades de l’amour«. Einen Salat richtet auch Truffaut an, indem er Dutzende von Sequenzen aus den früheren Doinel-Filmen (sowie anderen seiner Werke) herausschnibbelt und als Flashbacks unter den letzten Akt der fiktiv-autobiographischen Saga hebt. Nicht völlig mißglückt dieses heiter-besinnliche Resteessen, aber recht fad. Man hat chez François schon wesentlich besser gespeist.

R François Truffaut B François Truffaut, Marie-France Pisier, Jean Aurel, Suzanne Schiffman K Néstor Almendros M Georges Delerue A Jean-Pierre Kohut-Svelko S Martine Barraqué P François Truffaut D Jean-Pierre Léaud, Claude Jade, Marie-France Pisier, Dorothée, Dani | F | 94 min | 1:1,66 | f | 24. Januar 1979

17.1.79

Nosferatu – Phantom der Nacht (Werner Herzog, 1979)

»Nosferatu. Tönt dies Wort Dich nicht an wie der mitternächtige Ruf eines Totenvogels?« Werner Herzog küßt (= stillt seinen Hunger an) Friedrich Wilhelm Murnau … Die simple Schönheit der Bilder, die abgrundtiefe Todessehnsucht, die Myriaden von Ratten, das gierige Röcheln von Klaus Kinski, das irre Lachen von Roland Topor, die schlaftrunkene Schönheit von Isabelle Adjani, das finale Grinsen von Bruno Ganz, die blaue Schwärze der Nacht, die matte Erotik der Pest, die phantasmagorische Beschwörung von existentieller Stummheit im weiten Meer der Töne, die sonderbare Atmosphäre von Verwesung, in der selbst Rottöne einen fahlen Grünstich haben – all dies hat eine imponierende, aus aller Zeit und Welt gefallene Klasse. 1979 ist 1922 ist immerdar: Die Bilder des Lebens verblassen zu Schatten, spukhafte Träume steigen aus dem Herzen und nähren sich von Deinem Blut. PS: »Es ist noch lange bis zum Sonnenaufgang.«

R Werner Herzog B Werner Herzog V Bram Stoker, Henrik Galeen K Jörg Schmitt-Reitwein M Popol Vuh A Henning von Gierke S Beate Mainka-Jellighaus P Werner Herzog D Klaus Kinski, Isabelle Adjani, Bruno Ganz, Roland Topor, Walter Ladengast | BRD & F | 103 min | 1:1,85 | f | 17. Januar 1979