»He, du, ich zeig dir, wie man küßt, / Solang du noch am Leben bist.« Ein B(ryan-Edgar-Wallace)-Film über das brutale Aufbrechen einer verdrängter Vergangenheit: Im Londoner Rotlichtdistrikt (»Soho ist voll von Liebe und von Lust. / Sir, das haben Sie nicht gewußt?«) geht ein geheimnisvoller Killer um; in der Nachbarschaft der verruchten (von Elisabeth Flickenschildt mit stolzer Diskretion geführten) »Sansibar« werden vorwiegend ältere Herren erstochen und nach ihrem gewaltsamen Ableben jeweils mit einer 100-Pfund-Note bedacht. Zu den Scotland-Yard-Ermittlern Sir Philip und Inspektor Patton (Hans Söhnker und Dieter Borsche – ebenfalls Männer im besten Alter) gesellt sich die forsche Kriminalschriftstellerin Clarinda Smith (Barbara Rütting), die Inspiration für ihr neuestes Werk sucht, das parallel zum Fortschreiten der Mordserie Gestalt annimmt und mit deren Auflösung seinen Abschluß findet … Auch wenn die Handlung längere Zeit auf der Stelle tritt, ist Franz Josef Gottliebs routiniert runterinszenierter, mit einigen hausbackenen Pikanterien gewürzter Genrebeitrag eine, vor allem vom Ende aus betrachtet, reizvolle Variation über das Verhältnis von Leben zu Kunst zu Körper zu Geld zu Tod.
R Franz Josef Gottlieb B Ladislas Fodor V Bryan Edgar Wallace K Richard Angst M Martin Böttcher A Hans-Jürgen Kiebach S Walter Wischniewsky P Artur Brauner D Dieter Borsche, Hans Söhnker, Barbara Rütting, Elisabeth Flickenschildt, Peter Vogel | BRD | 97 min | 1:2,35 | sw | 14. Februar 1964
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14.2.64
22.11.63
Der Henker von London (Edwin Zbonek, 1963)
Täuschend echte Edgar-Wallace-Kopie aus dem Hause ›Atze‹ Brauner über ein anonym-klandestines Konsortium, das Kriminelle, die ihrer gerechten (= tödlichen) Strafe entgehen konnten, ebenderselben zuführt. (Nur scheinbar) parallel zu diesem Fall von Schattenjustiz entwickelt sich der Erzählstrang um einen ruchlosen Frauenkiller (Wolfgang Neuss würde sagen: »Was soll’s? Der Mörder ist Dieter Borsche.«), der ständigen Nachschub an Blondinen benötigt, um seine wissenschaftlichen Studien zur Trennung von Geist (= Kopf) und Körper voranzutreiben. Inspektor Hillier von Scotland Yard (engagiert: Hansjörg Felmy), dessen eigene Schwester Opfer des pathologischen Verbrechers wurde, tritt ermittlungstechnisch auf der Stelle, bis er seine (blonde) Verlobte Ann (Maria Perschy), die Tochter des pensionierten Richters Sir Francis Elliott (Rudolf Forster), eines Juristen, der zu Amtszeiten keine Gnade kannte, als Lockvogel ins Rennen schickt … Chris Howlands original-englische Scherzkeks-Auftritte erweisen sich als würdiger Eddi-Arendt-Ersatz; Kameramann Richard Angst trägt seinen Nachnamen völlig zurecht; mit hohem Sinn für makabre Stimmungsmalerei inszeniert Edwin Zbonek einen charmant-obszönen Talmi-Grusler alter Schule.
R Edwin Zbonek B Robert A. Stemmle V Bryan Edgar Wallace K Richard Angst M Raimund Rosenberger A Hans-Jürgen Kiebach, Ernst Schomer S Walter Wischniewsky P Artur Brauner D Hansjörg Felmy, Maria Perschy, Dieter Borsche, Wolfgang Preiss, Rudolf Forster | BRD | 94 min | 1:2,35 | sw | 22. November 1963
R Edwin Zbonek B Robert A. Stemmle V Bryan Edgar Wallace K Richard Angst M Raimund Rosenberger A Hans-Jürgen Kiebach, Ernst Schomer S Walter Wischniewsky P Artur Brauner D Hansjörg Felmy, Maria Perschy, Dieter Borsche, Wolfgang Preiss, Rudolf Forster | BRD | 94 min | 1:2,35 | sw | 22. November 1963
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20.9.63
Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (Paul May, 1963)
Nach der erfrischend respektlosen Remake-Travestie »Das Testament des Dr. Mabuse« (er)schlägt Produzent Artur Brauner zwei Fliegen mit einer Klappe, indem er den unsterblichen Super-Verbrecher in einen (ziemlich banalen) Reißer aus der Feder seines Hausautoren Bryan Edgar Wallace versetzt. Kinematographische Gesellschaftskritik war in den Mabuse-Filmen längst nicht mehr im Spiel, doch mit dem holprigen Crossover aus elektronischer Gedankenkontrolle, seniler Allmachtsphantasie und konventionellem Postraub erreicht die Reihe einen eklatanten Tiefpunkt. Das triste Einerlei aus einfallsarmem Buch (Ladislas Fodor) und lustloser Inszenierung (Paul ›08/15‹ May), aus gelangweiltem Spiel und fader Fotografie durchbricht gelegentlich Agnes Windeck (als kriminalistisch instinktsichere Mutter des ermittelnden Geheimdienstmannes Peter van Eyck) mit der outrierten Zelebrierung jenes Humors, den deutsche Filmschaffende, warum auch immer, für britisch halten.
R Paul May B Ladislas Fodor V Bryan Edgar Wallace, Norbert Jacques K Nenad Jovicic M Rolf Wilhelm A Hanns H. Kuhnert S Walter Wischniewsky P Artur Brauner D Peter van Eyck, Dieter Borsche, Walter Rilla, Werner Peters, Klaus Kinski, Agnes Windeck | BRD | 90 min | 1:1,37 | sw | 20. September 1963
# 860 | 8. Mai 2014
R Paul May B Ladislas Fodor V Bryan Edgar Wallace, Norbert Jacques K Nenad Jovicic M Rolf Wilhelm A Hanns H. Kuhnert S Walter Wischniewsky P Artur Brauner D Peter van Eyck, Dieter Borsche, Walter Rilla, Werner Peters, Klaus Kinski, Agnes Windeck | BRD | 90 min | 1:1,37 | sw | 20. September 1963
# 860 | 8. Mai 2014
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5.7.63
Der schwarze Abt (Franz Josef Gottlieb, 1963)
Nebelhafter Edgar-Wallace-Mummenschanz ohne viel Sinn und mit noch weniger Verstand: ein Schloß im englischen Irgendwo, ein spleeniger Lord (der 18. (und wohl letzte) seines degenerierten Stammes), ein mythischer Schatz, hinter dem alle her sind. Die Zwangslagen, Intrigen, Begierden der miteinander ungut verstrickten Beteiligten überlagern, kreuzen, hintertreiben sich, ohne daß Regisseur Franz Josef Gottlieb daraus viel Spannungskapital zu schlagen vermöchte; unter der Kutte des »schwarzen Abtes« verbirgt sich mal dieser, mal jener; am Ende sind, bis auf das glücklich vereinte Paar (Joachim Fuchsberger & Grit Boettcher) und die Ermittler (Charles Regnier & Eddi Arent), alle über die Klinge einer wirren Dramaturgie gesprungen, und das begehrte Gold begräbt seinen beharrlichsten Sucher. Die Abwesenheit von erzählerischer Prägnanz wird freilich als Spielraum für das eine oder andere schauspielerische Kabinettstückchen genutzt – etwa von Werner Peters (als liebestoll-entschlossener Fettwanst), vor allem aber von Dieter Borsche, der den unbeirrbaren Weg eines (aristokratischen) Fanatikers in den Wahnsinn mit Lust und Verve gestaltet.
R Franz Josef Gottlieb B Johannes Kai, Franz Josef Gottlieb V Edgar Wallace K Richard Angst M Martin Böttcher A Wilhelm Vorweg, Walter Kutz S Hermann Haller P Horst Wendlandt D Joachim Fuchsberger, Dieter Borsche, Grit Boettcher, Werner Peters, Charles Regnier | BRD | 88 min | 1:2,35 | sw | 5. Juli 1963
R Franz Josef Gottlieb B Johannes Kai, Franz Josef Gottlieb V Edgar Wallace K Richard Angst M Martin Böttcher A Wilhelm Vorweg, Walter Kutz S Hermann Haller P Horst Wendlandt D Joachim Fuchsberger, Dieter Borsche, Grit Boettcher, Werner Peters, Charles Regnier | BRD | 88 min | 1:2,35 | sw | 5. Juli 1963
24.5.62
Der rote Rausch (Wolfgang Schleif, 1962)
»Ich bin doch ein Mensch wie sie alle. Ich habe gelebt wie sie alle. Ich habe geredet wie alle. Ich habe gearbeitet wie alle.« Spätherbst. Tiefer Himmel. Flaches Land. Ein See an der Grenze. Aus dem Schilf stolpert ein Mann mit dem angstvollen Blick eines verirrten Kindes (Klaus Kinski). Die Bauern glauben, er komme von drüben. Ein Flüchtling. Ein Verfolgter. Auf dem nahegelegenen Hof gewährt man ihm Obdach. Die Gutstochter (Brigitte Grothum) hat vor Jahren ihren Ehemann an ebenjener Stelle verloren, wo der Fremde auftauchte. Die Hoffnung auf seine Rückkunft hat sie sich nie nehmen lassen. Der Ankömmling ist jedoch kein Heimkehrer sondern ein Entsprungener aus der ›Bewahranstalt für kriminelle Geisteskranke‹, ein liebebedürftiger Frauenwürger, dessen Tötungstrieb von roten Korallenketten ausgelöst wird, ein sanfter Killer, der sich an seine Taten nicht erinnern kann … »Der rote Rausch« verbindet wirksam das dezente Beziehungsdrama zwischen zwei unbehüteten Seelen mit einem expressiver Heimatthriller, der zum Ende – bei einer feurigen Mörderhatz – die Scheidelinie zwischen Mensch und Monster verwischt. Wolfgang Schleif inszeniert Landschaften und Leute mit grauer Poesie; Kinski nutzt seine hochexplosive Kunst mit überraschender Zurückhaltung: Wenn er das Fahndungsplakat mit seinem Konterfei erblickt, wenn er für ein Kind Oscar Wildes Märchen vom selbstsüchtigen Riesen rezitiert, wenn er eine schreiende Frau um Hilfe anfleht – stets ist er das schattenhafte Individuum ohne Ich, ein fassungsloses Wesen, das seine Schuld nicht greifen kann: »Mit diesen Händen habe ich gemordet, sagen sie. Bitte, guck dir diese Hände an. Sag mir, ob das die Hände eines Mörders sind!«
R Wolfgang Schleif B Hellmut Andics V Hans Ulrich Horster (= Eduard Rhein) K Walter Partsch M Hans-Martin Majewski A Theodor Harisch S Paula Dvorak P Ernest Müller D Klaus Kinski, Brigitte Grothum, Sieghardt Rupp, Jochen Brockmann, Dieter Borsche | BRD | 87 min | 1:1,66 | sw | 24. Mai 1962
R Wolfgang Schleif B Hellmut Andics V Hans Ulrich Horster (= Eduard Rhein) K Walter Partsch M Hans-Martin Majewski A Theodor Harisch S Paula Dvorak P Ernest Müller D Klaus Kinski, Brigitte Grothum, Sieghardt Rupp, Jochen Brockmann, Dieter Borsche | BRD | 87 min | 1:1,66 | sw | 24. Mai 1962
28.3.61
Die toten Augen von London (Alfred Vohrer, 1961)
»Ist es wahr, daß die Mortadella von Blinden gemacht wird?« fragte einst der Surrealist Benjamin Péret. »Die toten Augen von London« gibt hierauf keine Antwort – in Alfred Vohrers nebeldurchzogener erster Edgar-Wallace-Adaption beschäftigen sich die Blinden (unter ihnen Ady Berber, der österreichische Tor Johnson) nicht mit der Herstellung schmackhafter Wurstwaren sondern, im Auftrag geldgieriger Hintermänner, mit der gewinnbringenden Ersäufung reicher älterer Herren. Neben dem effektsicheren Regisseur geben auch Klaus Kinski (als dubioser Sekretär mit dunkler Vergangenheit und verspiegelter Sonnenbrille) sowie Kameramann Karl Löb, der wie kaum ein anderer deutscher Bildformulierer der 1960er Jahre das reißerische Helldunkel des Vulgärexpressionismus zu forcieren weiß, ihr erfreuliches Reihendebüt. Dazu: Karin Baal als blonde Unschuld, Wolfgang Lukschy als sinistrer Versicherungsmakler und der schrecklich integre Dieter Borsche als (sich selbst) wohlwollender Reverend.
R Alfred Vohrer B Trygve Larsen (= Egon Eis) V Edgar Wallace K Karl Löb M Heinz Funk A Matthias Matthies, Ellen Schmidt, Siegfried Mews S Ira Oberberg P Horst Wendlandt D Joachim Fuchsberger, Karin Baal, Dieter Borsche, Wolfgang Lukschy, Klaus Kinski | BRD | 99 min | 1:1,66 | f | 28. März 1961
R Alfred Vohrer B Trygve Larsen (= Egon Eis) V Edgar Wallace K Karl Löb M Heinz Funk A Matthias Matthies, Ellen Schmidt, Siegfried Mews S Ira Oberberg P Horst Wendlandt D Joachim Fuchsberger, Karin Baal, Dieter Borsche, Wolfgang Lukschy, Klaus Kinski | BRD | 99 min | 1:1,66 | f | 28. März 1961
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15.2.57
Königin Luise (Wolfgang Liebeneiner, 1957)
Liebe und Leid einer Königin oder Ein Frauenschicksal aus bewegter Zeit. Preußen zu Beginn des 19. Jahrhunderts: ein kleiner (natürlich friedliebender) Staat zwischen rivalisierenden Giganten. Im Westen lauert der postrevolutionäre Heilsbringer aus Paris, im Osten brummt der russische Bär. Vergessen möchte man werden, übersehen von den globalen Gegenspielern – allein die Geschichte ist unerbittlich und verlangt eine Entscheidung. Friedrich Wilhelm III., der ältlich-schwache preußische Monarch (Dieter Borsche), zögert, zaudert, zweifelt, seine volkstümlich-mädchenhafte Gemahlin Luise (Ruth Leuwerik) ermuntert ihn zu handeln: »Tu doch ganz einfach das was dir dein Herz sagt. Das ist immer das Richtige.« Er tut es, doch es ist das Falsche. Napoleon marschiert durch bis an die Memel, den Zaren kümmert es nicht, Preußen geht perdu. Wolfgang Liebeneiner erzählt Historie im simplifizierdend-dekorativen Stil von Schokoladen-Sammelbildern, sein Werk erinnert, vor allem dank Rolf Zehetbauers kunstvoll abstrahierter Ausstattung, an ein erbauliches Kinderbuch aus Kaisers Zeiten: »Die Königin Luise in 50 Bildern für Jung und Alt« … Kurz vor ihrem dekorativen Filmtod, der sie zum elegischen Denkmal entschlafen läßt, wendet sich die Königin der Herzen direkt an das nachgeborene Publikum im Kinosaal: »Was wir durchgemacht haben, Krieg, Flüchtlinge, Auseinanderreißen des Landes, fremde Besatzung, das darf doch nie wieder geschehen. Ja, und wenn alle lernen und aufpassen und mithelfen, dann kann es auch nie wieder geschehen.« Wie schon Goethe sagte: »Doch rufen von drüben / Die Stimmen der Geister,
/ Die Stimmen der Meister: / Versäumt nicht zu üben, / Die Kräfte des Guten!«
R Wolfgang Liebeneiner B Georg Hurdalek K Werner Krien M Franz Grothe A Rolf Zehetbauer S Lisbeth Neumann P Utz Utermann D Ruth Leuwerik, Dieter Borsche, Bernhard Wicki, René Deltgen, Hans Nielsen | BRD | 105 min | 1:1,66 | f | 15. Februar 1957
# 869 | 25. Mai 2014
R Wolfgang Liebeneiner B Georg Hurdalek K Werner Krien M Franz Grothe A Rolf Zehetbauer S Lisbeth Neumann P Utz Utermann D Ruth Leuwerik, Dieter Borsche, Bernhard Wicki, René Deltgen, Hans Nielsen | BRD | 105 min | 1:1,66 | f | 15. Februar 1957
# 869 | 25. Mai 2014
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27.10.55
Die Barrings (Rolf Thiele, 1955)
Rolf Thieles Lore-Version der Buddenbrooks. Ostpreußen, Mitte des 19. Jahrhunderts: Eine locker-flockige Frau (ganz weltläufig: Nadja Tiller), die für große Gesellschaften, schicke Kleider, Marmortreppen und Wintergärten schwärmt, zerrüttet ihren ehrpusselig-antriebsarmen Gatten (knöchern: Dieter Borsche) sowie dessen stattliches Vermögen. Als sie damit fertig und Witwe ist, reist sie ab – wohin auch immer. »Die Barrings« haben einige Größe. Aber eben nur einige.
R Rolf Thiele B Felix Lützkendorf, Rolf Thiele V William von Simpson K Günther Anders M Friedrich Meyer A Walter Haag, Hans Kutzner S Alexandra Anatra P Luggi Waldleitner D Dieter Borsche, Nadja Tiller, Paul Hartmann, Lil Dagover, Sonja Sutter | BRD | 107 min | 1:1,37 | sw | 27. Oktober 1955
R Rolf Thiele B Felix Lützkendorf, Rolf Thiele V William von Simpson K Günther Anders M Friedrich Meyer A Walter Haag, Hans Kutzner S Alexandra Anatra P Luggi Waldleitner D Dieter Borsche, Nadja Tiller, Paul Hartmann, Lil Dagover, Sonja Sutter | BRD | 107 min | 1:1,37 | sw | 27. Oktober 1955
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22.12.53
Königliche Hoheit (Harald Braun, 1953)
Es ist vielleicht kein Zufall, daß Thomas Mann preziöser Romanzweitling, der die delikate Liebesgeschichte zwischen dem gehemmten Regenten eines abgewirtschafteten deutschen Duodezstaates und der putzmunteren Tochter eines amerikanischen Multimillionärs erzählt, gerade zu jener Zeit für die Leinwand bearbeitet wird, da, wie es so schön heißt, aus Besatzern und Besiegten Freunde werden: »Königliche Hoheit« ist gleichsam filmisches Begleitprogramm zu Konrad Adenauers Politik der Westbindung. In der Romanze zwischen Prinz Klaus Heinrich (Dieter Borsche) und Imma Spoelmann (Ruth Leuwerik) spiegelt sich die Wunschbeziehung des ge- und zerschlagenen Deutschlands zu den erfolggekrönten Vereinigten Staaten von Amerika: Ruhm der Vergangenheit (Bankrott und Kultur) trifft Glanz der Zukunft (Geld und Zivilisation). Harald Brauns Adaption, von Werner Krien in idyllischem Gevacolor fotografiert, kreuzt scheinbar unbefangen Nostalgie mit Aktualität, mildert dabei die zeremonielle Ironie der Vorlage zugunsten einer spieluhrenhaften Heiterkeit; den symbolischen Modergeruch der Grimmburger Rosen überlagert von vorneherein der Duft der großen weiten Welt, der mit Ankunft der extravaganten Plutokraten bei den insolventen Erben eines schöneren Jahrhunderts Einzug hält. Kleinere Probleme, des Prinzen dickfälliges Repräsentationsgehabe, Immas gedankenloses Ungestüm, lösen sich wie von selbst, und zum guten Schluß wird das Märchen wahr: Alte Welt und neue Welt vereinen sich, in Hoheit und Liebe, zu einem strengen Glück.
R Harald Braun B Georg Hurdalek, Hans Hömberg, Erika Mann V Thomas Mann K Werner Krien M Mark Lothar A Walter Haag S Claus von Boro P Hans Abich D Dieter Borsche, Ruth Leuwerik, Lil Dagover, Paul Bildt, Rudolf Fernau, Mathias Wieman | BRD | 107 min | 1:1,37 | f | 22. Dezember 1953
# 871 | 30. Mai 2014
R Harald Braun B Georg Hurdalek, Hans Hömberg, Erika Mann V Thomas Mann K Werner Krien M Mark Lothar A Walter Haag S Claus von Boro P Hans Abich D Dieter Borsche, Ruth Leuwerik, Lil Dagover, Paul Bildt, Rudolf Fernau, Mathias Wieman | BRD | 107 min | 1:1,37 | f | 22. Dezember 1953
# 871 | 30. Mai 2014
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8.11.51
Sündige Grenze (Robert A. Stemmle, 1951)
Kriegsbericht von der Aachener Kaffeefront: Gut organisierte Gangs von Kindern und Jugendlichen (die »Rabatzer«) schmuggeln das beliebte Genußmittel tonnenweise über die belgisch-deutsche Grenze – durch Eisenbahntunnel und Wälder, über Stacheldrahtverhaue und die Betonruinen des ehemaligen Westwalls. Der Zoll ist weitgehend machtlos, auch der Einsatz kaffeeschnüffelnder Hunde schafft kaum Abhilfe gegen das kriminelle Bandenwesen. Der junge Kölner Soziologe und Europa-Enthusiast Hans (Dieter Borsche) will das Phänomen wissenschaftlich ergründen, begegnet den Halbwüchsigen mit helfendem Verständnis – und verliebt sich in die attraktive Schleichhändlerin Marianne (Inge Egger), die dem gewissenlosen Rädelsführer Jan (Jan Hendriks) zugetan ist … Robert A. Stemmle verpackt das Thema als griffige Mischung aus zeitkritischer Gesellschaftsstudie und effektvollem Reißer. Die bewegliche Kamera (Igor Oberberg) verbindet dramatisches Helldunkel mit dokumentarischer Nüchternheit, die Verwendung von Originalschauplätzen und der Einsatz »echter« Schmuggelkinder als Komparsen sorgen für eine bisweilen fast neorealistische Authentizität. Eine leise Botschaft ist auch zu vernehmen: Die Grenzen sind das Problem, nicht diejenigen, die ihre anachronistische Existenz strafbar ausnutzen.
R Robert A. Stemmle B Robert A. Stemmle K Igor Oberberg M Herbert Trantow A Mathias Matthies, Ellen Schmidt S Walter Wischniewsky P Artur Brauner D Dieter Borsche, Inge Egger, Jan Hendriks, Peter Mosbacher, Gisela von Collande | BRD | 87 min | 1:1,37 | sw | 8. November 1951
R Robert A. Stemmle B Robert A. Stemmle K Igor Oberberg M Herbert Trantow A Mathias Matthies, Ellen Schmidt S Walter Wischniewsky P Artur Brauner D Dieter Borsche, Inge Egger, Jan Hendriks, Peter Mosbacher, Gisela von Collande | BRD | 87 min | 1:1,37 | sw | 8. November 1951
19.1.49
Nachtwache (Harald Braun, 1949)
»Will Satan mich verschlingen, / so laß die Englein singen: / ›Dies Kind soll unverletzet sein.‹« Wenige Jahre nach dem Krieg treffen in der fiktiven deutschen Kleinstadt Burg(!)dorf(!) vier noch einmal Davongekommene aufeinander: eine nach dem Bombentod ihres Kindes vom Glauben abgefallene Ärztin (patent: Luise Ullrich), ihr früherer Geliebter, ein desillusionierter Schauspieler (rabiat: René Deltgen), ein protestantischer Pastor (leutselig: Hans Nielsen), ein katholischer Kaplan (teilnehmend: Dieter Borsche). Angesichts der kürzlich erlebten historisch-moralischen Katastrophe drängen sich Sinn-, Schuld- und Zweifelsfragen auf, deren Verhandlung jedoch – wie üblich in jenen Jahren – weitgehend privat (und damit paradoxerweise abstrakt) bleibt. »Gott spricht, auch wenn er schweigt«, heißt es einmal im Dialog. In »Nachtwache« wird nicht geschwiegen, ganz im Gegenteil: es wird pausenlos in hohen bis höchsten Tönen gesprochen, dabei jedoch kaum etwas Greifbares gesagt … Harald Braun, der sein symbolbefrachtetes Seelen- und Erbauungsdrama schattenreich-düster wie einen film noir inszeniert und einige Hiobsbotschaften für seine Figuren bereithält, redet keineswegs dem Nihilismus das Wort: Am Ende wird in der Finsternis ein ewiges Licht entzündet und den Skeptikern (auf der Leinwand und im Publikum) dringend empfohlen, sich ins himmlisch-unbegreifliche Geschick zu fügen. Als Film ist »Nachtwache« streckenweise eine Art göttliche Prüfung, als Zeitdokument hingegen sehr aufschlußreich.
R Harald Braun B Harald Braun, Paul Alverdes K Franz Koch, Josef Illig M Mark Lothar A Walter Haag S Fritz Stapenhorst P Harald Braun, Hans Abich, Rolf Thiele D Luise Ullrich, Hans Nielsen, René Deltgen, Dieter Borsche, Käte Haack | D (W) | 110 min | 1:1,37 | sw | 19. Januar 1949
R Harald Braun B Harald Braun, Paul Alverdes K Franz Koch, Josef Illig M Mark Lothar A Walter Haag S Fritz Stapenhorst P Harald Braun, Hans Abich, Rolf Thiele D Luise Ullrich, Hans Nielsen, René Deltgen, Dieter Borsche, Käte Haack | D (W) | 110 min | 1:1,37 | sw | 19. Januar 1949
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