2.6.72

Malpertuis (Harry Kümel, 1972)

Malpertuis

»Life, what is it but a dream?« Leider nur selten verliert das Kino völlig den Verstand. Manchmal aber tut es das doch – und entführt dann beispielsweise die griechischen Götter in ein verwunschenes, labyrinthisches Haus irgendwo in Belgien, wo sie von einem sterbenden steinreichen Mann mit fettigen Haaren (den der versoffene späte Orson Welles mit der ganzen Wucht seines eigenen grandiosen Scheiterns gibt) in erniedrigender Gefangenschaft gehalten – und damit zugleich vor dem endgültigen Vergessen bewahrt – werden. Der Neffe des Alten (der junge, künstlich erblondete Mathieu Carrière als unbedarfter Seemann) soll das zweifelhafte Erbe antreten und die Welt der Mythen für die Ewigkeit konservieren … Harry Kümel (einer der großen Untoten unter den europäischen Regisseuren) und mit ihm Gerry Fisher (Kamera), Georges Delerue (Musik) sowie Michel Bouquet, Jean-Pierre Cassel, Susan Hampshire (in vielen Rollen) schaffen – fast ohne Effekte und ganz ohne Erklärung – eine der sonder­barsten Phantasmagorien der Filmgeschichte, ein kinematographisches Zwischenreich des ganz leisen Schreckens, des entschiedenen Glaubens, der surrealen Verzauberung.

R Harry Kümel B Jean Ferry V Jean Ray K Gerry Fisher M Georges Delerue A Pierre Cadiou de Condé S Richard Marden P Paul Laffarguev, Pierre Levie D Orson Welles, Susan Hampshire, Michel Bouquet, Mathieu Carrière, Jean-Pierre Cassel | B & F & BRD | 125 min | 1:1,85 | f | 2. Juni 1972

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