So clever wie in der berühmten (Reichs-)Rundfunk-Sendung ›Wunschkonzert für die Wehrmacht‹ musikalische Genres gemixt werden – von der Opernouvertüre zum kabarettistischen Couplet, vom schnulzigen Schlager zur Klarinettenperformance –, versucht auch Regisseur Eduard von Borsody die filmischen Gattungen zu kombinieren, indem er Liebesgeschichte mit Kriegsfilm, Drama mit Klamotte verquirlt. Die zentrale Dreieckskonstellation zwischen einem frischen jungen Mädel (Ilse Werner) und zwei tapferen Fliegeroffizieren (Carl Raddatz und Joachim Brennecke) schlägt einen historischen Bogen von der Eröffnung der Olympiade in Berlin 1936 über den Einsatz der ›Legion Condor‹ im Spanischen Bürgerkrieg bis zu den deutschen Blitzkriegerfolgen im Sommer 1940 und wird angereichert durch schwankhafte Abenteuer volkstümlicher Schützen, Kampferlebnisse kulturbürgerlicher Soldaten sowie Seitenblicke auf das Leben der daheimgebliebenen Frauen. Romantische Verwicklung und menschliche Bewährung, derbe Humoreinlagen und Wochenschaumaterial, Flapsigkeit (»Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern«) und Sentimentalität (»Gute Nacht, Mutter«), Front und Heimat – zusammengehalten vom Radioprogramm (mit Gastauftritten von Heinz Rühmann und Marika Rökk) und von einer alles beherrschenden Grundstimmung unerschrockener Zuversicht. Gleichviel ob die demonstrative national(sozialistisch)e Stimmungsmache von vorneherein sämtliche Tonlagen gleichschaltet oder ob Borsody schlicht das inszenatorische Talent zur atmosphärischen Differenzierung fehlt: »Wunschkonzert« kommt über eindimensionale Propaganda zu keinem Zeitpunkt hinaus, wohl auch, weil blasse Klischeefiguren ohne emotionale Bindungskraft lediglich als plakative Überzeugungsträger für Pflichterfüllung und Treue fungieren.
R Eduard von Borsody B Felix Lützkendorf, Eduard von Borsody K Franz Weihmayr, Günther Anders, Carl Drews M diverse A Alfred Bütow, Heinrich Beisenherz S Elisabeth Neumann P Felix Pfitzner D Ilse Werner, Carl Raddatz, Heinz Goedecke, Joachim Brennecke, Hedwig Bleibtreu | D | 101 min | 1:1,37 | sw | 30. Dezember 1940
30.12.40
26.12.40
The Philadelphia Story (George Cukor, 1940)
Die Nacht vor der Hochzeit
»The prettiest sight in this fine pretty world is the privileged class enjoying its privileges.« Die Reichen, scheint George Cukor mit dieser sophisticated comedy zu sagen, sind nicht oberflächlicher als andere Menschen, nur weil sie über viel Geld verfügen; sie leben zwar in den schöneren Häusern, haben aber, wie alle, ihre beziehungstechnischen Probleme, kennen, wie alle, die Nöte des Herzens. (Die Schlamassel der Begüterten, das unterscheidet sie von jenen der Unterprivilegierten, sehen allerdings besser aus, weil sie sich in luxuriösem Ambiente entfalten, und sie hören sich cooler an, weil die Zungen der Beteiligten vom Champagner gelöst werden.) Die göttliche Tracy Lord (Katharine Hepburn) zum Beispiel, intelligente, überlegene und prinzipientreue Tochter aus altem Ostküsten-Geldadel, sieht sich am Vorabend ihrer zweiten Hochzeit vor die Frage gestellt, ob sie ihr Lebensglück mit kühler Intelligenz, bronzehafter Überlegenheit und moralischer Prinzipientreue tatsächlich erreichen kann – oder ob ein wenig Herzensbildung ihr weiteres Schicksal vielleicht positiv zu beeinflussen vermöchte. »The Philadelphia Story«, eine romantische Farce voller hochprozentiger Dialoge und gesellschaftssatirischer Situationskomik, stellt das poor little rich girl zwischen drei Männer: den kurzweilig-schlawinerischen Exgatten (Cary Grant), den gediegen-hölzernen Self-made-Kapitalisten (John Howard), den bissig-sensiblen Schriftsteller (James Stewart) – wenn Tracy einem von ihnen (nach feucht-fröhlich-folgenschwerer Nacht) das Ja-Wort gibt, wird sich die weiße Göttin in ein menschliches Wesen verwandelt haben …
R George Cukor B David Ogden Stewart V Philip Barry K Joseph Ruttenberg M Franz Waxman A Cedric Gibbons S Frank Sullivan P Joseph L. Mankiewicz D Katharine Hepburn, Cary Grant, James Stewart, Ruth Hussey, John Howard | USA | 112 min | 1:1,37 | sw | 26. Dezember 1940
»The prettiest sight in this fine pretty world is the privileged class enjoying its privileges.« Die Reichen, scheint George Cukor mit dieser sophisticated comedy zu sagen, sind nicht oberflächlicher als andere Menschen, nur weil sie über viel Geld verfügen; sie leben zwar in den schöneren Häusern, haben aber, wie alle, ihre beziehungstechnischen Probleme, kennen, wie alle, die Nöte des Herzens. (Die Schlamassel der Begüterten, das unterscheidet sie von jenen der Unterprivilegierten, sehen allerdings besser aus, weil sie sich in luxuriösem Ambiente entfalten, und sie hören sich cooler an, weil die Zungen der Beteiligten vom Champagner gelöst werden.) Die göttliche Tracy Lord (Katharine Hepburn) zum Beispiel, intelligente, überlegene und prinzipientreue Tochter aus altem Ostküsten-Geldadel, sieht sich am Vorabend ihrer zweiten Hochzeit vor die Frage gestellt, ob sie ihr Lebensglück mit kühler Intelligenz, bronzehafter Überlegenheit und moralischer Prinzipientreue tatsächlich erreichen kann – oder ob ein wenig Herzensbildung ihr weiteres Schicksal vielleicht positiv zu beeinflussen vermöchte. »The Philadelphia Story«, eine romantische Farce voller hochprozentiger Dialoge und gesellschaftssatirischer Situationskomik, stellt das poor little rich girl zwischen drei Männer: den kurzweilig-schlawinerischen Exgatten (Cary Grant), den gediegen-hölzernen Self-made-Kapitalisten (John Howard), den bissig-sensiblen Schriftsteller (James Stewart) – wenn Tracy einem von ihnen (nach feucht-fröhlich-folgenschwerer Nacht) das Ja-Wort gibt, wird sich die weiße Göttin in ein menschliches Wesen verwandelt haben …
R George Cukor B David Ogden Stewart V Philip Barry K Joseph Ruttenberg M Franz Waxman A Cedric Gibbons S Frank Sullivan P Joseph L. Mankiewicz D Katharine Hepburn, Cary Grant, James Stewart, Ruth Hussey, John Howard | USA | 112 min | 1:1,37 | sw | 26. Dezember 1940
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