25.11.47

It Always Rains on Sunday (Robert Hamer, 1947)

Die Flucht vor Scotland Yard

»What's wrong with the East End, anyway?« — »It smells.« Sonntag in einer Londoner Arme-Leute-Gegend. Dämmrige Straßen, enge Behausungen, bleierne Wolken und Regen, Regen, Regen, von morgens bis spät in die Nacht … Tommy Swann (John McCallum) ist aus dem Gefängnis ausgebrochen; er sucht Unterschlupf bei seiner ehemaligen Geliebten Rose Sandigate (Googie Withers), einer schroffen Schönheit, die mittlerweile einen phlegmatisch-achtbaren Kleinbürger aus Bethnal Green geehelicht hat. Um die zentrale Storyline von Flucht und Verstecken und wieder Flucht komponiert Regisseur Robert Hamer eine ganze Reihe intensiver Milieu- und Charakterstudien – es riecht förmlich aus diesem poetisch-realistischen (Studio-)Film: nach ungelüfteten Zimmern und unterdrückten Gefühlen, nach feuchten Klamotten und verlorenen Illusionen. Über »It Always Rains on Sunday« hängen, zwischen Ruinenstaub und Mangel der Nachkriegszeit, die verblassende Erinnerung an ein glückverheißendes Gestern und die trügerische Hoffnung, daß sich irgendwann einmal etwas ändern könnte. Emotionen haben in diesem tristen, geordneten Kosmos den zweifelhaften Ruch (und den verzweifelten Reiz) des Verbotenen; Auswege gibt es nicht – nicht einmal Selbstmord: Jenseits des Gasofens und der Schienen liegt das unvermeidliche Grau des nächsten Morgens.

R Robert Hamer B Angus MacPhail, Robert Hamer, Henry Cornelius V Arthur La Bern K Douglas Slocombe M George Auric A Duncan Sutherland S Michael Truman P Michael Balcon, Henry Cornelius D Googie Withers, John McCallum, Edward Chapman, Susan Shaw, Jack Warner | UK | 92 min | 1:1,37 | sw | 25. November 1947

4 Kommentare:

  1. Äh - Ich will dich ja nicht vor der Besprechung weiterer Ealing-Filme abhalten. Solltest du aber über denjenigen stolpern, der seit Wochen in meiner Pipeline ruht, werde ich mir ein "Ich war zuerst!" gönnen. ;)

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  2. Ich werde sicherlich in nächster Zeit den einen oder anderen Text zu britischen Filmen posten, aber da ich mich nicht auf Ealing kapriziere, dürften wir uns kaum ins Gehege kommen … Bin jedenfalls gespannt auf Deine Wahl! :)

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  3. Bei mir dauert's noch eine Weile (ich horte Vorräte). Ein Vergleich wäre ja auch lustig, da ergänzende Besprechungen als Bereicherung angesehen werden sollten. Der Name Henry Cornelius versetzte mir aber doch einen mittleren Schock. :D

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  4. Von Cornelius will ich mir tatsächlich in Bälde etwas anschauen – allerdings keine Ealing-Produktion sondern die Isherwood/Van Druten-Adaption »I Am a Camera«. »Passport to Pimlico« könnte allerdings auch irgendwann fällig werden … :)

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