Zwei Särge auf Bestellung
Perlende Klavierläufe, unterlegt von sehnsüchtigen Streichern. Langsam schwebt die Kamera über einen majestätischen Bergfelsen hinunter auf ein pittoreskes Städtchen am blauen Meer. Eine mächtige Kirche, enge Gassen, alte Häuser mit undurchdringlichen Fassaden. Die Musik verdunkelt sich. Der Postbote überbringt dem Apotheker Manno einen anonymen Brief – es ist schon die sechste Todesdrohung an den notorischen Schürzenjäger. Am nächsten Morgen wird der Weiberheld zusammen mit einem Begleiter, dem Arzt Dr. Roscio, auf der Geflügeljagd erschossen. Ein sizilianischer Ehrenmord? Professore Laurana (Gian Maria Volonté) will daran nicht glauben, beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Elio Petri nimmt die Nachforschungen des eigenbrötlerischen Linksintellektuellen zum Anlaß, das detailfreudig-gallige Bild einer versteinerten, mafiotisch-inzestuösen Gesellschaft zu entwerfen, in der noch »auf die alte Art« getötet wird: »A ciascuno il suo« – jedem das Seine. Im zwielichtigen Mittelpunkt der Affäre stehen ein geschäftstüchtig-öliger Rechtsanwalt (Gabriele Ferzetti) und dessen Cousine, die von Laurana still verehrte, herb-sinnliche Arztwitwe Luisa (Irene Papas). Politisches und Privates verschwimmen, und mit jedem Schritt zur Aufklärung nähert sich der blinde Ermittler seinem eigenen Grab. »Era un cretino«, wird es, nicht zu Unrecht, am Ende über den professore heißen, wenn sich, zur karnevalesken Travestie der Anfangsklänge, die Einwohner des Städtchens vor der Kirche versammeln, um ein großes Familienfest zu feiern.
R Elio Petri B Elio Petri, Ugo Pirro V Leonardo Sciascia K Luigi Kuveiller M Luis Bakalov A Sergio Canevari S Ruggero Mastroianni P Giuseppe Zaccariello D Gian Maria Volonté, Irene Papas, Gabriele Ferzetti, Mario Scaccia, Leopoldo Trieste | I | 90 min | 1:1,85 | f | 22. Februar 1967
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22.2.67
28.3.63
Il gattopardo (Luchino Visconti, 1963)
Der Leopard
Sizilien im Jahr 1860: an der Seite einheimischer Rebellen kämpfen Garibaldis Rothemden gegen die Bourbonenherrschaft für ein vereinigtes Italien unter savoyischer Führung. Luchino Visconti, Sproß eines bedeutenden Mailänder Adelshauses, inszeniert seine Adaption des ersten (und einzigen) Romans des sizilianischen Aristokraten Giuseppe Tomasi di Lampedusa als bild- und tongewaltiges Panorama eines Epochenbruchs: eine alte Welt versinkt, eine neue Welt entsteht, eingefangen in Giuseppe Rotunnos brüchig-opulenten Technirama-Malereien, begleitet von Nino Rotas schwelgerisch-melancholischen Kompositionen. Im Mittelpunkt des episodisch strukturierten Epos: Don Fabrizio, Fürst von Salina (Burt Lancaster), als würdevoller Repräsentant einer abtretenden Klasse nicht nur Protagonist der Erzählung, sondern auch gefaßter Beobachter eines historischen Dramas, illusionsloser Kommentator politischer Umwälzungen, selbstreflektierter Rollenspieler in einem vielschichtigen Gesellschaftsstück. Wenn alles bleiben solle, wie es ist, müsse sich alles ändern, wird der alternde Fürst von seinem ehrgeizigen jungen Neffen belehrt – und tatsächlich ändert sich trotz gewaltig scheinender Verwerfungen im Grunde nichts, bleibt realiter alles beim Alten, abgesehen davon vielleicht, daß Ideale verraten werden, daß die Macht den Namen und das Geld die Taschen wechselt, daß die Leoparden, die Löwen, die Adler den Platz räumen für Schafe, Hyänen, Schakale. Neben Lancaster brillieren Alain Delon als aalglatter Karrierist, Claudia Cardinale als durchsetzungskräftige Schönheit, Serge Reggiani als standhafter Reaktionär, Rina Morelli als nervöse Frömmlerin, Paolo Stoppa als durchtriebener Emporkömmling in einem filmischen Fest, das die Feiernden konsequent mit der Ahnung des Todes umgibt.
R Luchino Visconti B Luchino Visconti, Suso Cecchi D’Amico, Pasquale Festa Campanile, Enrico Medioli, Massimo Franciosa V Giuseppe Tomasi di Lampedusa K Giuseppe Rotunno M Nino Rota A Mario Garbuglia S Mario Serandrei P Goffredo Lombardo D Burt Lancaster, Alain Delon, Claudia Cardinale, Paolo Stoppa, Rina Morelli, Romolo Valli, Serge Reggiani | I & F | 187 min | 1:2,35 | f | 28. März 1963
# 1158 | 19. April 2019
Sizilien im Jahr 1860: an der Seite einheimischer Rebellen kämpfen Garibaldis Rothemden gegen die Bourbonenherrschaft für ein vereinigtes Italien unter savoyischer Führung. Luchino Visconti, Sproß eines bedeutenden Mailänder Adelshauses, inszeniert seine Adaption des ersten (und einzigen) Romans des sizilianischen Aristokraten Giuseppe Tomasi di Lampedusa als bild- und tongewaltiges Panorama eines Epochenbruchs: eine alte Welt versinkt, eine neue Welt entsteht, eingefangen in Giuseppe Rotunnos brüchig-opulenten Technirama-Malereien, begleitet von Nino Rotas schwelgerisch-melancholischen Kompositionen. Im Mittelpunkt des episodisch strukturierten Epos: Don Fabrizio, Fürst von Salina (Burt Lancaster), als würdevoller Repräsentant einer abtretenden Klasse nicht nur Protagonist der Erzählung, sondern auch gefaßter Beobachter eines historischen Dramas, illusionsloser Kommentator politischer Umwälzungen, selbstreflektierter Rollenspieler in einem vielschichtigen Gesellschaftsstück. Wenn alles bleiben solle, wie es ist, müsse sich alles ändern, wird der alternde Fürst von seinem ehrgeizigen jungen Neffen belehrt – und tatsächlich ändert sich trotz gewaltig scheinender Verwerfungen im Grunde nichts, bleibt realiter alles beim Alten, abgesehen davon vielleicht, daß Ideale verraten werden, daß die Macht den Namen und das Geld die Taschen wechselt, daß die Leoparden, die Löwen, die Adler den Platz räumen für Schafe, Hyänen, Schakale. Neben Lancaster brillieren Alain Delon als aalglatter Karrierist, Claudia Cardinale als durchsetzungskräftige Schönheit, Serge Reggiani als standhafter Reaktionär, Rina Morelli als nervöse Frömmlerin, Paolo Stoppa als durchtriebener Emporkömmling in einem filmischen Fest, das die Feiernden konsequent mit der Ahnung des Todes umgibt.
R Luchino Visconti B Luchino Visconti, Suso Cecchi D’Amico, Pasquale Festa Campanile, Enrico Medioli, Massimo Franciosa V Giuseppe Tomasi di Lampedusa K Giuseppe Rotunno M Nino Rota A Mario Garbuglia S Mario Serandrei P Goffredo Lombardo D Burt Lancaster, Alain Delon, Claudia Cardinale, Paolo Stoppa, Rina Morelli, Romolo Valli, Serge Reggiani | I & F | 187 min | 1:2,35 | f | 28. März 1963
# 1158 | 19. April 2019
9.1.21
Il boss (Fernando Di Leo, 1973)
Der Teufel führt Regie
Überwachen und Strafen oder (Un-)Ordnung der Dinge: Fernando Di Leo konstruiert einen fast abstrakten Thriller über mafiotische Machtkämpfe sowie die Wechselbeziehungen zwischen Kriminalität, Polizei und Politik. Im Mittelpunkt des gewalttätigen Geschehens steht der ambitiöse Killer Nick Lanzetta (gleichmütig: Henry Silva), ein Mann aus dem Nichts, der sich durch eine vorteilsbewußte Mischung aus Loyalität und Tücke, Brutalität und Intelligenz (freilich nicht als einziger) dafür empfiehlt, in die Fußstapfen des in alle Richtungen gut vernetzten und (scheinbar) allmächtigen Palermitaner Paten Don Corrasco (ehrenwert: Richard Conte) zu treten. Di Leo interessiert sich in der Tradition des großen Schwarz- und Klarsehers Fritz Lang nicht so sehr für psychologische Befindlichkeiten, sondern vielmehr für organisatorische Strukturen und die Mechanik betrieblicher Prozesse (in diesem Fall des (des-)organisierten Verbrechens und seiner Konsorten). So entfaltet sich eine nihilistisch-lakonische Milieustudie voller Klang und Wut, ein rabiat-luzides Genrestück, das die ständige Beschwörung von Begriffen wie Familie und Treue, Recht und Gesetz als leeres Geschwätz entlarvt, indem es den systembedingten Sozialdarwinismus aller Beteiligten zu mörderischem Vorschein bringt.
R Fernando Di Leo B Fernando Di Leo V Peter McCurtin K Franco Villa M Luis Enríquez Bacalov A Francesco Cuppini Ko Elisabetta Lo Cascio S Amedeo Giomini P Armando Novelli D Henry Silva, Richard Conte, Gianni Garko, Vittorio Caprioli, Claudio Nicastro, Antonia Santilli | I | 111 min | 1:1,85 | f | 1. Februar 1973
# 1204 | 19. September 2020
Überwachen und Strafen oder (Un-)Ordnung der Dinge: Fernando Di Leo konstruiert einen fast abstrakten Thriller über mafiotische Machtkämpfe sowie die Wechselbeziehungen zwischen Kriminalität, Polizei und Politik. Im Mittelpunkt des gewalttätigen Geschehens steht der ambitiöse Killer Nick Lanzetta (gleichmütig: Henry Silva), ein Mann aus dem Nichts, der sich durch eine vorteilsbewußte Mischung aus Loyalität und Tücke, Brutalität und Intelligenz (freilich nicht als einziger) dafür empfiehlt, in die Fußstapfen des in alle Richtungen gut vernetzten und (scheinbar) allmächtigen Palermitaner Paten Don Corrasco (ehrenwert: Richard Conte) zu treten. Di Leo interessiert sich in der Tradition des großen Schwarz- und Klarsehers Fritz Lang nicht so sehr für psychologische Befindlichkeiten, sondern vielmehr für organisatorische Strukturen und die Mechanik betrieblicher Prozesse (in diesem Fall des (des-)organisierten Verbrechens und seiner Konsorten). So entfaltet sich eine nihilistisch-lakonische Milieustudie voller Klang und Wut, ein rabiat-luzides Genrestück, das die ständige Beschwörung von Begriffen wie Familie und Treue, Recht und Gesetz als leeres Geschwätz entlarvt, indem es den systembedingten Sozialdarwinismus aller Beteiligten zu mörderischem Vorschein bringt.
R Fernando Di Leo B Fernando Di Leo V Peter McCurtin K Franco Villa M Luis Enríquez Bacalov A Francesco Cuppini Ko Elisabetta Lo Cascio S Amedeo Giomini P Armando Novelli D Henry Silva, Richard Conte, Gianni Garko, Vittorio Caprioli, Claudio Nicastro, Antonia Santilli | I | 111 min | 1:1,85 | f | 1. Februar 1973
# 1204 | 19. September 2020
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