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23.8.68

The Blood of Fu Manchu (Jess Franco, 1968)

Der Todeskuß des Dr. Fu Man Chu

Jess Franco meets Fu Manchu. Eine Karawane von aneinandergeketteten, in sexy Lumpen gehüllten Frauen wird durch den südamerikanischen Urwald gepeitscht. Kein schlechter Anfang für ein sexistisches Mystery-Abenteuer. Auch die Prämisse klingt vielversprechend: Fu Manchu nutzt ein uraltes, verderbenbringendes Geheimnis, um seine Feinde zu bekämpfen: tödliches Schlangengift, das den gekidnappten Schönen per Biß in die Kehle (oder den Busen) verabfolgt wird, damit es über deren Blut und Lippen die wehrlosen Opfer weiblicher Reize erreiche. Nayland Smith (gespielt von Richard Greene, dem dritten und mit Abstand fadesten Darsteller des wackeren Scotland-Yard-Beamten) ist der Erste einer ganzen Reihe von hochrangigen, aber im filmischen Verlauf unsichtbar bleibenden Zielpersonen, der den Todeskuß empfängt, woraufhin er erblindet und lediglich bis zum nächsten Vollmond Zeit hat, ein wirksames Gegenmittel zu finden. Die simpel-verworrene Handlung läßt – neben den lebensgefährlichen Evastöchtern – einen taffen Archäologen, eine rotbestrumpfte Krankenschwester sowie einen feisten, unentwegt lachenden Schießbudenbanditen unzählige überflüssige Pirouetten drehen, während der chinesische Strippenzieher in einem unterirdischen Inkatempel sitzt, ohne je das Tageslicht zu sehen, ein fast bedauernswerter Gefangener seiner gekränkten Eitelkeit und der daraus resultierenden quasipubertären Allmachtsphantasie. »Everlasting death, horrible, inescapable, universal death«, wünscht Fu Manchu der gehaßten Menschheit an den Hals, doch seine toxische Botschaft bleibt ungehört. Am Ende heißt es wie gehabt: »The world shall hear from me again.«

R Jess Franco B Peter Welbeck (= Harry Alan Towers) V Sax Rohmer K Manuel Merino M Daniel White A Peter Gasper S Allan Morrison P Harry Alan Towers D Christopher Lee, Richard Greene, Götz George, Maria Rohm, Tsai Chin | UK & E & BRD | 94 min | 1:1,66 | f | 23. August 1968

# 867 | 24. Mai 2014

23.4.64

Wartezimmer zum Jenseits (Alfred Vohrer, 1964)

Ein kühler, trister, fast schwermütiger Sonderling, dieser seltsam schöne Alfred-Vohrer-Film, ein leicht verschnittenes Krimi-Couture-Stück, weggehängt und vergessen zwischen geläufiger Wallace-Stangenware. James Hadley Chase lieferte die Vorlage: Es geht um ein Erpressersyndikat, das reichen Herren gegen Bezahlung das Leben läßt; Hildegard Knef spielt die unendlich traurige Organisatorin des Terrors, weltweit unterwegs im Auftrag eines gelähmten Hintermannes (erbarmungslos: Richard Münch), der als hochgeschätzter Marchese in einem Traumschloß an der Adria residiert; ein junger Mann (resolut: Götz George), dessen Onkel Opfer der Verbrecher wurde, will den Laden aufmischen … Es sind die Ultrascope-Bilder von ungerührter Klarheit (Kamera: Bruno Mondi), die melancholischen Klavierkaskaden (Musik: Martin Böttcher), die alabasterglänzenden Unterwelten (Bauten: Mathias Matthies & Ellen Schmidt), die dieses Ballett des Mißtrauens und des Verrats, diesen Thriller, der cool an der Grenze von rauhem Spät-Noir und barocker Mabuse-Phantastik wandelt, über den (deutschen) Genre-Durchschnitt heben – aber es ist die nicht erzählte Liebesgeschichte zwischen einer müden Frau und einem draufgängerischen Grünschnabel, die im Gedächtnis bleibt.

R Alfred Vohrer B Eberhard Keindorff, Johanna Sibelius V James Hadley Chase K Bruno Mondi M Martin Böttcher A Mathias Matthies, Ellen Schmidt S Hermann Haller P Horst Wendlandt D Hildegard Knef, Götz George, Richard Münch, Pinkas Braun, Klaus Kinski | BRD | 90 min | 1:2,35 | sw | 23. April 1964

28.2.63

Liebe will gelernt sein (Kurt Hoffmann, 1963)

Besorgte Mutter (Fita Benkhoff) gibt ihren erwachsenen Sohn (Götz George), einen Studenten, der sich so gar nicht für die Freuden des Lebens und die Vertreterinnen des anderen Geschlechts zu interessieren scheint, in die erzieherische Obhut ihres lebemännischen Bruders (Martin Held), eines umschwärmt-erfolgreichen Schriftstellers; der Jüngling entpuppt sich als nicht ganz so unerfahren wie gedacht, und die Mutter steht plötzlich als Großmutter da … Kurt Hoffmann inszeniert Erich Kästners wenig pointierte Boulevard-Komödie ohne große innere Beteiligung und weiß auch mit dem ansehnlichen Ensemble (darunter die stupsnäsige Grit Böttcher als liebestolle Tippse und die aparte Barbara Rütting als männer­verstehender Filmstar) kaum etwas anzufangen. Die Jungen sind in »Liebe will gelernt sein« noch konservativer als die Alten – das will 1963 etwas heißen. Ein Film wie angebranntes Gulasch. PS: Daß Sven Nykvist, der Magier des natürlichen Lichts, der intensive Erforscher von Gesichtslandschaften, die Kamera führt, ist dem umständlichen Stück (leider) in keiner Weise anzumerken.

R Kurt Hoffmann B Erich Kästner V Erich Kästner K Sven Nykvist M Hans-Martin Majewski A Hans-Jürgen Kiebach, Ernst Schomer S Ursula Kahlbaum P Heinz Angermeyer D Martin Held, Götz George, Loni von Friedel, Fita Benkhoff, Grit Böttcher | BRD | 93 min | 1:1,66 | sw | 28. Februar 1963

3.4.62

Ihr schönster Tag (Paul Verhoeven, 1962)

Kohlmiefende Berliner Alltagskomödie um ein dominantes Muttertier, das glaubt, Ehemann und Nachwuchs fest im Griff zu haben. Was sich eigentlich in ihrer Familie abspielt, weiß die Glucke nicht, weil sie weder hinschaut noch zuhört. Dabei hält Annie Wiesner (nervraubend: Inge Meysel) große Stücke auf ihre Menschenkenntnis: An den Beinen und am Gang verrate sich die ganze Persönlichkeit – der Ausblick aus ihrer Souterrainwohnung hat Annies Weltsicht geformt. Schließlich wird die Perspektive der selbstgerechten Portiersfrau zurechtgerückt, und sie muß erfahren, daß ihre millionenschwer nach Amerika verheiratete Tochter (Sonja Ziemann) nie getraut wurde, daß ihr süßer Enkel ein Kind der Liebe ist, daß ihr verhalbgötterter Sohn längst nicht mehr Medizin studiert, daß ihr teurer Gatte (Rudolf Platte) kurz vor einer schweren Operation steht, daß das schwarze Schaf (Brigitte Grothum) als Einzige alles richtig macht … Nach einem lebendigen Auftakt mit wirklichkeitsnahen Stadtimpressionen und einem Hauch von Spülbecken-Realismus inszeniert Paul Verhoeven den instabilen Kleine-Leute-Kosmos, ganz im Sinne der Bühnenvorlage, als robustes Boulevardstück ohne ernsthafte Komplikationen. Die Spitzen des Konflikts stechen in die Watte der Versöhnlichkeit, und die Kraft, die stets das Gute will, erfährt Bestätigung in einem gemütlich-stickigen Alles-Getrennte-findet-sich-(wieder)-Ende.

R Paul Verhoeven B Eberhard Keindorff, Johanna Sibelius V Curth Flatow, Horst Pillau K Heinz Hölscher M Friedrich Schröder A Emil Hasler, Walter Kutz S Martha Dübber P Otto Meissner D Inge Meysel, Rudolf Platte, Brigitte Grothum, Sonja Ziemann, Götz George | BRD | 94 min | 1:1,66 | sw | 3. April 1962

19.10.61

Mörderspiel (Helmuth Ashley, 1961)

»Nun sterbt mal schön.« Klaus Troger (Harry Meyen) ist ein Frauenmörder. Der erfolgreiche Modeschöpfer leidet unter der höhnischen Verachtung seiner blonden Gattin (Magali Noël). Darum erwürgt er regelmäßig Blondinen … Nein, Trivialpsychologie steht nicht im Mittelpunkt von Helmuth Ashleys frostig-sarkastischem Wirtschaftswunderthriller, vielmehr geht es um Trogers kaltblütigen Versuch, Spuren zu beseitigen, eine frische Tat zu vertuschen, auf der er so gut wie ertappt worden ist. Mehr noch: Es ist es ein doppeltes, ein dreifaches, ein zigfaches »Mörderspiel«, das im Penthouse eines betuchten Unternehmers gespielt wird, denn (fast) alle Beteiligten haben etwas zu verbergen – oder zu entlarven: Gefühllosigkeit, Sucht, Schulden, Untreue, Verzweiflung, Herzensträgheit, Leere. Gesellschaft bedeutet, die Anwesenheit von herzlich verabscheuten Menschen zu ertragen, deren Tod jederzeit billigend in Kauf genommen wird. Ein Hauch von Buñuel, eine Brise Sartre, eine leise Ahnung von ›ángel exterminador‹ und ›huis clos‹ weht durch die von Sven Nykvist in hartem Schwarzweiß fotografierte oberflächliche Wohlstandswelt, in der Eingeschlossene, Zusammengesperrte, Standesgenossen sich das süße Leben konsequent zur Hölle machen.

R Helmuth Ashley B Thomas Keck, Helmuth Ashley V Max Pierre Schaeffer K Sven Nykvist M Martin Böttcher A Rolf Zehetbauer S Walter Boos P Utz Utermann, Claus Hardt D Harry Meyen, Magali Noël, Götz George, Hanne Wieder, Wolfgang Kieling, Wolfgang Reichmann, Robert Graf | BRD & F | 84 min | 1:1,37 | sw | 19. Oktober 1961

# 844 | 10. März 2014