4.5.56

Viele kamen vorbei (Peter Pewas, 1956)

Schon im ersten Bild wird der Mann vorgestellt. Er heißt Reschke. Er ist ein Serienmörder. Entlang der Autobahn erwürgt er junge Frauen, alle vom gleichen Typ, blond, kindlich, nicht ohne Abenteuerlust. Warum Reschke mordet, bleibt ebenso rätselhaft wie die Wahl des Tatortes. »Die Autobahn hat es ihm angetan.« Harald Maresch, ein Darsteller von viriler Hübschheit, spielt Reschke als monströse Spukgestalt, die heimatlos von Verbrechen zu Verbrechen hetzt. Der Film erzählt eine Mordnacht nacheinander aus drei Perspektiven: aus der eines Opfers, einer halbwüchsigen Ausreißerin, die per Anhalter zu ihrem geliebten Freund fahren will, aus der des Täters und aus der des ermittelnden Kommissars; die recht elegante Konstruktion konterkariert Drehbuchautor (und Produzent) Gerhart T. Buchholz indes durch eine penetrante Erzählerstimme, die alles, was von den Schauspielern mit stummfilmhafter Eindringlichkeit gemimt wird, in klobigster Groschenheftsprache verdoppelt und dadurch oft genug unfreiwillig veralbert. Wundersamerweise schaffen es Peter Pewas’ stilisierte Inszenierung und die lyrisch-expressiven Schwarzweiß-Bilder des Kameramannes Klaus von Rautenfeld – mittels unheimlicher Schattenspiele und vorbeihuschender Lichter, ziehender Nebelschwaden und irrer Blicke des Totmachers –, Buchholz’ ehrgeizig-plumpen B-Thriller (zumindest streckenweise) in ein schwarzes Horrormärchen von bezaubernder Naivität zu verwandeln.

R Peter Pewas B Gerhard T. Buchholz K Klaus von Rautenfeld M Peter Sandloff A Alf Bütow S Wolfgang Pflaum P Gerhard T. Buchholz D Harald Maresch, Frances Martin, Christian Doermer, Harald Schimmelpfennig, Alf Marholm | BRD | 85 min | 1:1,37 | sw | 4. Mai 1956

# 971 | 3. Oktober 2015

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