Die Bestie
Sarkastisch verknüpft Fritz Lang die Fahndung nach einem psychopathischen Frauenmörder und die Ränke in einem New Yorker Medienkonzern zu einem ironischen Noir-Drama: Nachdem der Chef der Kyne Corporation, ein Pressezar alter Schule, der noch auf dem Sterbebettt knallige Schlagzeilen diktiert, das Zeitliche gesegnet hat, übernimmt dessen blasierter Sohn (Vincent Price) das Ruder und ruft einen Wettbewerb um die Stellung eines executive directors aus: Derjenige der leitenden Mitarbeiter des Unternehmens, der den Kopf des brutalen Killers bringt, soll den begehrten Posten besetzen. Zwischen Menschenjagd und Redaktionskabalen steht Vollblut-Reporter und Pulitzer-Preisträger Ed Mobley (Dana Andrews), der nur seiner journalistischen Moral verpflichtet ist – einer Moral, die es ihm gleichwohl gestattet das Leben der eigenen Freundin zu riskieren, um den gesuchten Verbrecher in eine Falle zu locken. Im gleichmäßigen High-key-Licht seines knochentrockenen Spätwerks beobachtet Lang – durch die gläsernen Wände des Newsrooms und am langen Tresen einer nahegelegenen Kellerbar – das Rattenrennen der Intriganten: Am Beispiel von Gestalten wie dem grobschrötigen Chefredakteurs (Thomas Mitchell), dem gelackten Nachrichtenagenten (George Sanders), der verführerischen Kolumnistin (Ida Lupino) desavouiert »While the City Sleeps« das hehre Ethos der vierten Macht distanziert-genüßlich als eitles Spiel um Rang und Geltung.
R Fritz Lang B Casey Robinson V Charles Einstein K Ernest Laszlo M Herschel Burke Gilbert A Carroll Clark S Gene Fowler Jn. P Bert Friedlob D Dana Andrews, George Sanders, Thomas Mitchell, Ida Lupino, Vincent Price | USA | 100 min | 1:1,85 | sw | 16. Mai 1956
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