Ludwig II.
Beklemmendes Panorama und pompöses Kammerspiel: der Verfall eines Monarchen vom hoffnungsvollen Tag der Krönung bis zum geheimnisumwitterten Ertrinkungstod. Im abschließenden Teil seiner »deutschen Trilogie« begibt sich Luchino Visconti auf die Spuren des – zu Beginn der Erzählung berückend schönen – Bayernkönigs Ludwig II. (Helmut Berger), der – voller Pläne und erfüllt von Ängsten, zugleich scheu und gebieterisch – seinen von schöpferischem Wollen angetriebenen Herrschaftsanspruch in konstitutionellen Zeiten nicht leben kann, dem – zerrieben zwischen dem Drang nach Selbstentfaltung und staatspolitischem Erwartungsdruck – Freundschaft (zum hochverehrten Richard Wagner, zum angeschwärmten Josef Kainz) und Liebe (zur seelenverwandten Elisabeth von Österreich, der komplexesten Figur des Dramas, von Romy Schneider als Dementi ihrer eigenen Sissi-Vergangenheit gespielt) durchweg mißglücken, der sich schließlich – aufgedunsen und zahnlückig – in asymmetrische Techtelmechtel und die Errichtung (seifen-)opernhafter Phantasiewelten flüchtet. Kein herkömmliches Epos, eher eine ausufernde Fallstudie, zusammengefügt aus (mehr oder weniger fiktionalisierten) biographischen Episoden, locker strukturiert von in die Kamera gesprochenen Stellungnahmen der Wegbegleiter und Widersacher des royalen Protagonisten, ein schwelgerisch-distanziertes Schaustück vom (traurigen) Glanz und (prunkvollen) Elend eines radikalen Ästheten und antisozialen Träumers.
R Luchino Visconti B Luchino Visconti, Enrico Medioli, Suso Cecchi D’Amico K Armando Nannuzzi M diverse A Mario Chiari S Ruggero Mastroianni P Ugo Santalucia, Dieter Geissler D Helmut Berger, Romy Schneider, Trevor Howard, Umberto Orsini, Silvana Mangano, Gert Fröbe | I & F & BRD | 235 min | 1:2,35 | f | 29. Dezember 1972
# 1136 | 8. November 2018
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29.12.72
Ludwig (Luchino Visconti, 1972)
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Visconti
30.8.68
Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos (Alexander Kluge, 1968)
»Die Dickhäuter schwören: Wir vergessen nichts.« Ein gleichermaßen faszinierender wie ermüdender Elefantenritt durch Alexander Kluges Assoziationsmanege. Der Zirkus als Metapher für ... ja, für was eigentlich? ... für Kreativität, für Kunstproduktion, für die Situation des Kinos in der BRD. Leni Peickert (Hannelore Hoger), Tochter eines visionären Hochseilakrobaten, der sich in einem Anfall von Melancholie zu Tode stürzte, will einen Reformzirkus aufbauen, der dem Publikum nicht nur Sensationen zeigt, sondern es für die Zustände sensibilisiert, in denen die große Schau dargeboten wird. Ihre ehrgeizig-originellen Vorstellungen (»Sieben Tiger versuchen, sechzig rote Mäuse aufzuhalten. Das gelingt nicht. Daraufhin bauen die Tiger eine Pyramide und machen ›schön‹«.) scheitern an ökonomischen Realitäten und an eingefahrenen Erwartungshaltungen: »Tut der Kapitalist, was er liebt, und nicht was ihm nützt, wird er von dem, was ist, nicht unterstützt.« Leni denkt um (»Mit großen Schritten macht man sich nur lächerlich. Aber mit lauter kleinen Schritten könnte ich Staatssekretärin im Auswärtigen Amt werden.«), und geht auf den langen Marsch durch die Institutionen: Das Fernsehen verspricht, ihrer »Liebe zur Sache« eine taugliche Plattform zu bieten. Kluge, der seine eigene glanzvolle Zukunft als TV-Impressario vorauszuahnen scheint, zieht so flott, daß seinen gedanklichen Zaubertricks schwerlich zu folgen ist, Anekdoten und Zitate, Kuriosa und Theorien aus dem Zylinder; das Bild dient ihm dabei vor allem als Folie für halsbrecherische Gedankensprünge und hinreißende intellektuelle Kalendersprüche: »Die Utopie wird immer besser, während wir auf sie warten.«
R Alexander Kluge B Alexander Kluge K Günther Hörmann, Thomas Mauch M diverse S Beate Mainka-Jellinghaus P Alexander Kluge D Hannelore Hoger, Alfred Edel, Sigi Graue, Bernd Hoeltz, Klaus Schwarzkopf | BRD | 103 min | 1:1,37 | f & sw | 30. August 1968
# 898 | 24. Juli 2014
R Alexander Kluge B Alexander Kluge K Günther Hörmann, Thomas Mauch M diverse S Beate Mainka-Jellinghaus P Alexander Kluge D Hannelore Hoger, Alfred Edel, Sigi Graue, Bernd Hoeltz, Klaus Schwarzkopf | BRD | 103 min | 1:1,37 | f & sw | 30. August 1968
# 898 | 24. Juli 2014
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13.7.66
How to Steal a Million (William Wyler, 1966)
Wie klaut man eine Million?
Der Pariser Kunstsammler Charles Bonnet (Hugh Griffith) nennt eine exquisite Kollektion sein eigen – außerdem betätigt er sich, ebenso leidenschaftlich wie befähigt, als Fälscher. Die Ausleihe einer (natürlich nachgemachten) Cellini-Venus an ein Museum bringt Bonnet unversehens in arge Bedrängnis: die Versicherung verlangt eine Echtheitsprüfung des Exponats. »We live in a crass, commercial world, with no faith or trust«, ereifert sich der Leihgeber, indes seine Tochter Nicole (ewig elfenhaft: Audrey Hepburn) einen von ihr überraschten Gentleman-Einbrecher (weltmännisch: Peter O’Toole) dazu überreden kann, die Statue aus dem schwergesicherten Ausstellungsraum zu entwenden ... William Wylers charmante, bisweilen etwas gemächlich inszenierte romantische Diebeskomödie erzählt mit leiser Ironie von den Freuden des Fälschens (»In his whole lifetime, van Gogh only sold one painting. Whereas I, in loving memory of his great tragic genius ... have already sold two.«), vor allem aber vom Wahnsinn des Sammelns. Das Prinzip des unbedingten Habenwollens verkörpert ein von Eli Wallach gespielter amerikanischer Tycoon, der sich (zum Nutzen aller Beteiligten) rettungslos in die von Meisterhand gefertigte Venus verliebt: »I want it! I just want to know that it's mine, that I own it, that I can touch it.«
R William Wyler B Harry Kurnitz, George Bradshaw K Charles Lang M Johnny (= John) Williams A Alexandre Trauner S Robert Swink P Fred Kohlmar D Audrey Hepburn, Peter O’Toole, Eli Wallach, Hugh Griffith, Charles Boyer | USA | 123 min | 1:2,35 | f | 13. Juli 1966
# 1041 | 9. Januar 2017
Der Pariser Kunstsammler Charles Bonnet (Hugh Griffith) nennt eine exquisite Kollektion sein eigen – außerdem betätigt er sich, ebenso leidenschaftlich wie befähigt, als Fälscher. Die Ausleihe einer (natürlich nachgemachten) Cellini-Venus an ein Museum bringt Bonnet unversehens in arge Bedrängnis: die Versicherung verlangt eine Echtheitsprüfung des Exponats. »We live in a crass, commercial world, with no faith or trust«, ereifert sich der Leihgeber, indes seine Tochter Nicole (ewig elfenhaft: Audrey Hepburn) einen von ihr überraschten Gentleman-Einbrecher (weltmännisch: Peter O’Toole) dazu überreden kann, die Statue aus dem schwergesicherten Ausstellungsraum zu entwenden ... William Wylers charmante, bisweilen etwas gemächlich inszenierte romantische Diebeskomödie erzählt mit leiser Ironie von den Freuden des Fälschens (»In his whole lifetime, van Gogh only sold one painting. Whereas I, in loving memory of his great tragic genius ... have already sold two.«), vor allem aber vom Wahnsinn des Sammelns. Das Prinzip des unbedingten Habenwollens verkörpert ein von Eli Wallach gespielter amerikanischer Tycoon, der sich (zum Nutzen aller Beteiligten) rettungslos in die von Meisterhand gefertigte Venus verliebt: »I want it! I just want to know that it's mine, that I own it, that I can touch it.«
R William Wyler B Harry Kurnitz, George Bradshaw K Charles Lang M Johnny (= John) Williams A Alexandre Trauner S Robert Swink P Fred Kohlmar D Audrey Hepburn, Peter O’Toole, Eli Wallach, Hugh Griffith, Charles Boyer | USA | 123 min | 1:2,35 | f | 13. Juli 1966
# 1041 | 9. Januar 2017
8.9.65
La métamorphose des cloportes (Pierre Granier-Deferre, 1965)
Ganoven rechnen ab
Alphonse (Lino Ventura), genannt ›le Malin‹ (≈ der Schlaufuchs, aber auch: der Teufel, oder: einer, der sich aufspielt), ein verhältnismäßig erfolgreicher Pariser Bilderdieb, läßt sich von einem alten Kumpel (Charles Aznavour) und dessen trübtassigen Komplizen in eine zweifelhafte Safeknackerei verwickeln, infolge derer er – als einziger der Bande – in den Kahn einfährt. Nach fünf einsamen Jahren in die Freiheit entlassen, geht Alphonse, in rächender Absicht, auf die Suche nach den unsolidarischen Gefährten von einst, die sich zwischenzeitlich auf seine Kosten mittelständisch etabliert haben: einer unterhält einen Rennstall, einer ist Schausteller geworden, einer sucht sein Heil in indischer Weisheit, einer betreibt erfolgreich internationalen Kunsthandel – die wundersame Metamorphose der Kellerasseln. In Pierre Granier-Deferres kompetent inszenierter Adaption eines autobiographisch grundierten Romans des Ex-Knackis Alphonse Boudard erscheinen die bürgerliche Gesellschaft als Zerrspiegelbild der Unterwelt, die Ehrsamkeit als Fortsetzung des Verbrechens mit anderen Mitteln (et vice versa). Nicolas Hayer (der unter anderem für Clouzot und Melville tätig war) findet für das tragikomisch gefärbte Vergeltungsstück Scope-Bilder von dokumentarisch-kühler Nüchternheit, Jimmy Smiths fatalistisch-bluesiger Hammond-Sound läßt von vornherein ahnen, daß die (Ab-)Rechnung des geprellten Ganoven nicht aufgehen wird.
R Pierre Granier-Deferre B Michel Audiard, Albert Simonin V Alphonse Boudard K Nicolas Hayer M Jimmy Smith A Jacques Saulnier S Jean Ravel P Bertrand Javal, Paul Javal D Lino Ventura, Pierre Brasseur, Charles Aznavour, Irina Demick, Françoise Rosay, Daniel Ceccaldi | F & I | 98 min | 1:2,35 | sw | 8. September 1965
# 1053 | 31. Mai 2017
Alphonse (Lino Ventura), genannt ›le Malin‹ (≈ der Schlaufuchs, aber auch: der Teufel, oder: einer, der sich aufspielt), ein verhältnismäßig erfolgreicher Pariser Bilderdieb, läßt sich von einem alten Kumpel (Charles Aznavour) und dessen trübtassigen Komplizen in eine zweifelhafte Safeknackerei verwickeln, infolge derer er – als einziger der Bande – in den Kahn einfährt. Nach fünf einsamen Jahren in die Freiheit entlassen, geht Alphonse, in rächender Absicht, auf die Suche nach den unsolidarischen Gefährten von einst, die sich zwischenzeitlich auf seine Kosten mittelständisch etabliert haben: einer unterhält einen Rennstall, einer ist Schausteller geworden, einer sucht sein Heil in indischer Weisheit, einer betreibt erfolgreich internationalen Kunsthandel – die wundersame Metamorphose der Kellerasseln. In Pierre Granier-Deferres kompetent inszenierter Adaption eines autobiographisch grundierten Romans des Ex-Knackis Alphonse Boudard erscheinen die bürgerliche Gesellschaft als Zerrspiegelbild der Unterwelt, die Ehrsamkeit als Fortsetzung des Verbrechens mit anderen Mitteln (et vice versa). Nicolas Hayer (der unter anderem für Clouzot und Melville tätig war) findet für das tragikomisch gefärbte Vergeltungsstück Scope-Bilder von dokumentarisch-kühler Nüchternheit, Jimmy Smiths fatalistisch-bluesiger Hammond-Sound läßt von vornherein ahnen, daß die (Ab-)Rechnung des geprellten Ganoven nicht aufgehen wird.
R Pierre Granier-Deferre B Michel Audiard, Albert Simonin V Alphonse Boudard K Nicolas Hayer M Jimmy Smith A Jacques Saulnier S Jean Ravel P Bertrand Javal, Paul Javal D Lino Ventura, Pierre Brasseur, Charles Aznavour, Irina Demick, Françoise Rosay, Daniel Ceccaldi | F & I | 98 min | 1:2,35 | sw | 8. September 1965
# 1053 | 31. Mai 2017
7.11.55
Artists and Models (Frank Tashlin, 1955)
Maler und Mädchen | Der Agentenschreck
Rick Todd (Dean Martin) und Eugene Fullstack (Jerry Lewis) träumen davon, in New York als Künstler zu reüssieren – Rick als Maler, Eugene als Autor von Kinderbüchern –, doch bis zu ihrem Durchbruch müssen die Freunde allerlei zweitklassige Jobs annehmen. Eugene fantasiert sich über die Durststrecke ganz einfach hinweg (»Just wish and see!«), oder er flieht in die brutal-aufregenden Welten seiner heißgeliebten comic books, deren Bewohner ihn bis in den Schlaf verfolgen … Am Beispiel des Hardcore-Fans persifliert Frank Tashlin die blutrünstige Trivialität der gezeichneten Pulp- und Horror-Stories sowie die Folgen ihres maßlosen Konsums und macht sich zugleich über den Kampf selbsterklärter Sittenwächter gegen die »Verführung der Unschuldigen« lustig. Weil dem aggressiven Stumpfsinn der kommerziellen Populärkultur mit herkömmlichen Mitteln der Zivilisationskritik nicht mehr beizukommen ist, verlegt sich Tashlin auf ihre Übersteigerung zur knallbunten Groteske: Eugene verliebt sich in die leibhaftige Erscheinung seiner Heftchen-Heldin (Shirley MacLaine als ›Bat Lady‹), Rick hat den ersehnten Erfolg ausgerechtet in dem Moment, als er die Nachtgesichte seines Kumpels von ›Vincent the Vulture‹ (»half-boy, half-man, half-bird«) und dessen rotäugiger Erzfeindin ›Zuba the Magnificent‹ in eine Bildergeschichte verwandelt – Wirklichkeit und Fiktion fließen zusammen wie die Farben auf einer Palette. Dazu paßt, daß schließlich Vertreter rivalisierender Geheimdienste auftauchen, weil der naive Träumer auch eine revolutionäre Raketenformel träumte. Für die Kinder von Wonder Woman und Coca-Cola geht es natürlich gut aus: »And life is filled with happy endings / When you pretend!«
Rick Todd (Dean Martin) und Eugene Fullstack (Jerry Lewis) träumen davon, in New York als Künstler zu reüssieren – Rick als Maler, Eugene als Autor von Kinderbüchern –, doch bis zu ihrem Durchbruch müssen die Freunde allerlei zweitklassige Jobs annehmen. Eugene fantasiert sich über die Durststrecke ganz einfach hinweg (»Just wish and see!«), oder er flieht in die brutal-aufregenden Welten seiner heißgeliebten comic books, deren Bewohner ihn bis in den Schlaf verfolgen … Am Beispiel des Hardcore-Fans persifliert Frank Tashlin die blutrünstige Trivialität der gezeichneten Pulp- und Horror-Stories sowie die Folgen ihres maßlosen Konsums und macht sich zugleich über den Kampf selbsterklärter Sittenwächter gegen die »Verführung der Unschuldigen« lustig. Weil dem aggressiven Stumpfsinn der kommerziellen Populärkultur mit herkömmlichen Mitteln der Zivilisationskritik nicht mehr beizukommen ist, verlegt sich Tashlin auf ihre Übersteigerung zur knallbunten Groteske: Eugene verliebt sich in die leibhaftige Erscheinung seiner Heftchen-Heldin (Shirley MacLaine als ›Bat Lady‹), Rick hat den ersehnten Erfolg ausgerechtet in dem Moment, als er die Nachtgesichte seines Kumpels von ›Vincent the Vulture‹ (»half-boy, half-man, half-bird«) und dessen rotäugiger Erzfeindin ›Zuba the Magnificent‹ in eine Bildergeschichte verwandelt – Wirklichkeit und Fiktion fließen zusammen wie die Farben auf einer Palette. Dazu paßt, daß schließlich Vertreter rivalisierender Geheimdienste auftauchen, weil der naive Träumer auch eine revolutionäre Raketenformel träumte. Für die Kinder von Wonder Woman und Coca-Cola geht es natürlich gut aus: »And life is filled with happy endings / When you pretend!«
R Frank Tashlin B Frank Tashlin, Herbert Baker, Hal Kanter, Don McGuire K Daniel L. Fapp M diverse A Hal Pereira, Tambi Larsen S Warren Low P Hal B. Wallis D Jerry Lewis, Dean Martin, Dorothy Malone, Shirley MacLaine, Eva Gabor | USA | 109 min | 1:1,66 | f | 7. November 1955
# 784 | 23. Oktober 2013
# 784 | 23. Oktober 2013
1.5.53
Les statues meurent aussi (Alain Resnais & Chris Marker, 1953)
Auch Statuen sterben
»Quand les hommes sont morts, ils entrent dans l’histoire. Quand les statues sont mortes, elles entrent dans l’art.« Ein gedankenwindungsreicher, bilderströmender Essay über die Spuren, die Zivilisationen im Sand der Zeit hinterlassen, über das Sehen und wie es den betrachteten Dingen seinen Stempel von Bedeutung aufdrückt, über die verlorene Einheit von Mensch und Kosmos, über Schwarz und Weiß, über die Rätsel der Geschichte und die Demütigungen des Kolonialismus. Und, vor allem, über afrikanische Kunst – betrachtet von den Augen der Weißen: ein heimatloses Volk pittoresker Figuren, menschengemachte Objekte, die aus ihrem spirituellen oder gebrauchsgegenständlichen Sinnzusammenhang gefallen sind (oder gerissen wurden), ihres Stolzes beraubte Zeugen einer versunkenen Kultur, exotische Gefangene in den Museumsvitrinen der westlichen Welt. Die Kamera läßt die toten Seelen der Statuen noch einmal lebendig werden, dem Zuschauer naherücken, läßt sie erzählen, auch wenn sie eine unbekannte Sprache sprechen. Bei aller Melancholie bleibt eine Hoffnung auf das Überwinden von Bevormundung und Fremdheit, auf eine Schule des Blicks, die lehrt, uns im anderen zu erkennen.
R Alain Resnais, Chris Marker B Chris Marker K Ghislain Cloquet M Guy Bernard S Alain Resnais P Présence Africaine D Jean Négroni | F | 30 min | 1:1,37 | sw | 1. Mai 1953
# 804 | 21. November 2013
»Quand les hommes sont morts, ils entrent dans l’histoire. Quand les statues sont mortes, elles entrent dans l’art.« Ein gedankenwindungsreicher, bilderströmender Essay über die Spuren, die Zivilisationen im Sand der Zeit hinterlassen, über das Sehen und wie es den betrachteten Dingen seinen Stempel von Bedeutung aufdrückt, über die verlorene Einheit von Mensch und Kosmos, über Schwarz und Weiß, über die Rätsel der Geschichte und die Demütigungen des Kolonialismus. Und, vor allem, über afrikanische Kunst – betrachtet von den Augen der Weißen: ein heimatloses Volk pittoresker Figuren, menschengemachte Objekte, die aus ihrem spirituellen oder gebrauchsgegenständlichen Sinnzusammenhang gefallen sind (oder gerissen wurden), ihres Stolzes beraubte Zeugen einer versunkenen Kultur, exotische Gefangene in den Museumsvitrinen der westlichen Welt. Die Kamera läßt die toten Seelen der Statuen noch einmal lebendig werden, dem Zuschauer naherücken, läßt sie erzählen, auch wenn sie eine unbekannte Sprache sprechen. Bei aller Melancholie bleibt eine Hoffnung auf das Überwinden von Bevormundung und Fremdheit, auf eine Schule des Blicks, die lehrt, uns im anderen zu erkennen.
R Alain Resnais, Chris Marker B Chris Marker K Ghislain Cloquet M Guy Bernard S Alain Resnais P Présence Africaine D Jean Négroni | F | 30 min | 1:1,37 | sw | 1. Mai 1953
# 804 | 21. November 2013
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