R Rudolf Jugert B Herbert Reinecker V Charles Morgan K Wolf Wirth, Hans Jura M Rolf A. Wilhelm A Wolf Englert S Heidi Genée P Franz Seitz D Peter van Eyck, Maria Versini, Walter Rilla, Fritz Wepper, Charles Hickman | BRD | 97 min | 1: 1,66 | sw | 27. März 1964
27.3.64
Kennwort: Reiher (Rudolf Jugert, 1964)
Belgien und Frankreich im Zweiten Weltkrieg: Eine Geheimorganisation schleust alliierte Soldaten quer durch die von der Wehrmacht besetzten Länder zur spanischen Grenze. Es ist weniger die äußere Bedrohung durch deutsche Verfolger, die Dramatik erzeugt, es sind vielmehr die Konflikte innerhalb des kleinen Fluchttrupps, die den Ton und die Bewegungen von Rudolf Jugerts Film bestimmen, die wachsenden Spannungen zwischen dem aufreizend gelassenen Anführer, Major Barton (Peter van Eyck), der suspekterweise die Sprache des Feindes spricht, und dem hochfahrenden Hektiker (Charles Hickman), dem schneidigen Abwehrmann (Geoffrey Toone) sowie dem anlehnungsbedürftigen Jungspund (Fritz Wepper), es sind die kalten Bilder unwirtlicher Winterlandschaften in der ersten Hälfte und die klaustrophische Enge eines Dachbodens, wo der zweite Teil von »Kennwort: Reiher« spielt, es sind die kleinen Dramolette an den diversen Stationen des gefahrvollen Weges, die Miniaturportraits, die gezeichnet werden – die Gebete des hasenfüßigen Pfarrers, der Genuß eines edlen Rotweins bei der Witwe mit den drei hübschen Töchtern, die tiefe Haßliebe zu allem Deutschen, die den alten Professor (Walter Rilla) beherrscht –, es ist das (bisweilen schwer erträgliche) Feldausgaben-Pathos des Reineckerschen Dialogs: »Verantwortung ist ein hartes Brot, das zu saurem Wein gegessen wird.« Das kalte, bedauernswert ehrliche Ende läßt einen Unschuldigen über die Klinge des falschen Verdachts springen und die hilflosen Zuschauer unfroh zurück.
R Rudolf Jugert B Herbert Reinecker V Charles Morgan K Wolf Wirth, Hans Jura M Rolf A. Wilhelm A Wolf Englert S Heidi Genée P Franz Seitz D Peter van Eyck, Maria Versini, Walter Rilla, Fritz Wepper, Charles Hickman | BRD | 97 min | 1: 1,66 | sw | 27. März 1964
R Rudolf Jugert B Herbert Reinecker V Charles Morgan K Wolf Wirth, Hans Jura M Rolf A. Wilhelm A Wolf Englert S Heidi Genée P Franz Seitz D Peter van Eyck, Maria Versini, Walter Rilla, Fritz Wepper, Charles Hickman | BRD | 97 min | 1: 1,66 | sw | 27. März 1964
Labels:
Drama,
Jugert,
Krieg,
Militär,
Reinecker,
van Eyck,
Widerstand,
Zweiter Weltkrieg
20.3.64
Weiße Fracht für Hongkong (Helmuth Ashley, 1964)
Zahlreiche kriminelle Schlitzaugen treiben in Helmuth Ashleys kunterbunter Heftchen-Chinoiserie ihr Unwesen, doch der wahre Schurke des Stücks ist weiß: Robert Perkins, der äußerlich so achtbare Transportunternehmer, agiert nicht nur als »Nummer 1« eines weitverzweigten Heroinschmugglerrings (dessen »Chef« sich bis fast zum Schluß des Films in genreübliche Unsichtbarkeit hüllt), er macht auch krumme Geschäfte auf Kosten der eigenen Spießgesellen. Horst Frank spielt den tückischen Erzhalunken mit kalt lächelnder Abgebrühtheit, mit infam grinsender Lust am Bösen. Hongkong erscheint als fotogen-geläufige Groschenheft-Kulisse: Klaus von Rautenfelds elegante Ultrascope-Kamera setzt in der Schablonenexotik der Nachtbars und Dschunken, der Geheimverliese und Trödelläden immer wieder leuchtend rote Akzente der Gefahr, während »schöne Frauen und mutige Männer« (unter anderem Maria Perschy als verfolgte Unschuld sowie Dietmar Schönherr und Brad Harris als couragierte Söldnerpiloten) in blutig-klamottige »Abenteuer auf Leben und Tod« verwickelt werden.
R Helmuth Ashley B Werner P. Zibaso K Klaus von Rautenfeld M Willy Mattes A Hans Berthel S Herbert Taschner P Wolf C. Hartwig D Horst Frank, Dietmar Schönherr, Brad Harris, Maria Perschy, Philippe Lemaire | BRD & F & I | 90 min | 1:2,35 | f | 20. März 1964
# 839 | 23. Februar 2014
R Helmuth Ashley B Werner P. Zibaso K Klaus von Rautenfeld M Willy Mattes A Hans Berthel S Herbert Taschner P Wolf C. Hartwig D Horst Frank, Dietmar Schönherr, Brad Harris, Maria Perschy, Philippe Lemaire | BRD & F & I | 90 min | 1:2,35 | f | 20. März 1964
# 839 | 23. Februar 2014
The Pink Panther (Blake Edwards, 1964)
Der rosarote Panther
Paris, Rom, Cortina d’Ampezzo … Diamanten, Pelze, (Après-)Ski … eine steinreiche Prinzessin (Claudia Cardinale), ein kultivierter Gentleman-Dieb (David Niven), ein hartnäckiger Ermittler (Peter Sellers). Blake Edwards mixt mit »The Pink Panther« einen perfekten Cocktail aus fein moussierender Romantik, lässiger sophistication, abgezirkelter Komik, schafft eine delikate Synthese aus cooler Musik, coolen Bildern, coolem Habitus – und mehr: Der surreale Einbruch des (selbst-)zerstörerischen Wahnsinns (in Gestalt des scheinbar unscheinbaren Inspektor Clouseau) in die sorglos-stilvolle Welt der happy few, wo Kriminalität als amüsanter Zeitvertreib unter gleichgestimmten Connaisseuren betrieben wird, veredelt die brillante High-Society-Komödie mittels physischer (und sozialer) Paradoxien unversehens zur formvollendeten Nonsense-Analyse gesellschaftlicher Zustände: Der (ziemlich kleinbürgerliche) Vertreter der Wahrheit erscheint als ehrlicher Dummer, als spektakulärer Pausenclown, der die lasterhaften Schönen und Reichen zwar intuitiv durchschaut, ihrem ruchlosen Treiben aber letztlich nicht beikommen kann. PS: »Where is my Sûreté-Scotland-Yard-type mackintosh?«
R Blake Edwards B Maurice Richlin, Blake Edwards K Philip H. Lathrop M Henry Mancini A Fernando Carrere S Ralph E. Winters P Martin Jurow D David Niven, Peter Sellers, Claudia Cardinale, Capucine, Robert Wagner | USA | 113 min | 1:2,35 | f | 20. März 1964
Paris, Rom, Cortina d’Ampezzo … Diamanten, Pelze, (Après-)Ski … eine steinreiche Prinzessin (Claudia Cardinale), ein kultivierter Gentleman-Dieb (David Niven), ein hartnäckiger Ermittler (Peter Sellers). Blake Edwards mixt mit »The Pink Panther« einen perfekten Cocktail aus fein moussierender Romantik, lässiger sophistication, abgezirkelter Komik, schafft eine delikate Synthese aus cooler Musik, coolen Bildern, coolem Habitus – und mehr: Der surreale Einbruch des (selbst-)zerstörerischen Wahnsinns (in Gestalt des scheinbar unscheinbaren Inspektor Clouseau) in die sorglos-stilvolle Welt der happy few, wo Kriminalität als amüsanter Zeitvertreib unter gleichgestimmten Connaisseuren betrieben wird, veredelt die brillante High-Society-Komödie mittels physischer (und sozialer) Paradoxien unversehens zur formvollendeten Nonsense-Analyse gesellschaftlicher Zustände: Der (ziemlich kleinbürgerliche) Vertreter der Wahrheit erscheint als ehrlicher Dummer, als spektakulärer Pausenclown, der die lasterhaften Schönen und Reichen zwar intuitiv durchschaut, ihrem ruchlosen Treiben aber letztlich nicht beikommen kann. PS: »Where is my Sûreté-Scotland-Yard-type mackintosh?«
R Blake Edwards B Maurice Richlin, Blake Edwards K Philip H. Lathrop M Henry Mancini A Fernando Carrere S Ralph E. Winters P Martin Jurow D David Niven, Peter Sellers, Claudia Cardinale, Capucine, Robert Wagner | USA | 113 min | 1:2,35 | f | 20. März 1964
14.3.64
Sei donne per l’assassino (Mario Bava, 1964)
Blutige Seide
Mario Bavas exquisites Killer-Thriller-Kunstprodukt schickt die gesamte weibliche Belegschaft des vornehmen römischen Modehauses ›Christiana‹ in den Orkus. Der maskierte Mörder beweist dabei eine bemerkenswert morbide Phantasie: Die hübschen Mannequins werden wahlweise in der häuslichen Badewanne ersäuft, mit der dornenbewehrten Pranke einer mittelalterlichen Rüstung erschlagen oder gegen einen glühenden Ofen gedrückt. Wenn auch »Sei donne per l'assassino« erzählerisch kaum mehr bietet denn einen solide konstruierten Whodunit (mit recht hämischer Auflösung), zeigen die brutale Eleganz der Regie, die labyrinthisch-barocken Szenerien und insbesondere die psychedelische Farbdramaturgie Bava auf dem Höhepunkt seiner Meisterschaft als Verfertiger sublimer Trivialitäten.
R Mario Bava B Marcello Fondato, Giuseppe Barilla, Mario Bava K Ubaldo Terzano M Carlo Rustichelli A Arrigo Breschi S Mario Serandrei P Alfredo Mirabile, Massimo Patrizi D Cameron Mitchell, Eva Bartok, Thomas Reiner, Ariana Gorini, Dante DiPaolo | I & F | 88 min | 1:1,85 | f | 14. März 1964
Mario Bavas exquisites Killer-Thriller-Kunstprodukt schickt die gesamte weibliche Belegschaft des vornehmen römischen Modehauses ›Christiana‹ in den Orkus. Der maskierte Mörder beweist dabei eine bemerkenswert morbide Phantasie: Die hübschen Mannequins werden wahlweise in der häuslichen Badewanne ersäuft, mit der dornenbewehrten Pranke einer mittelalterlichen Rüstung erschlagen oder gegen einen glühenden Ofen gedrückt. Wenn auch »Sei donne per l'assassino« erzählerisch kaum mehr bietet denn einen solide konstruierten Whodunit (mit recht hämischer Auflösung), zeigen die brutale Eleganz der Regie, die labyrinthisch-barocken Szenerien und insbesondere die psychedelische Farbdramaturgie Bava auf dem Höhepunkt seiner Meisterschaft als Verfertiger sublimer Trivialitäten.
R Mario Bava B Marcello Fondato, Giuseppe Barilla, Mario Bava K Ubaldo Terzano M Carlo Rustichelli A Arrigo Breschi S Mario Serandrei P Alfredo Mirabile, Massimo Patrizi D Cameron Mitchell, Eva Bartok, Thomas Reiner, Ariana Gorini, Dante DiPaolo | I & F | 88 min | 1:1,85 | f | 14. März 1964
4.3.64
Le journal d’une femme de chambre (Luis Buñuel, 1964)
Tagebuch einer Kammerzofe
»J’aime l’armée, la religion, l’ordre, ma patrie surtout. Un bandit aimerait tout ça?« Célestine (Jeanne Moreau) reist mit der Bahn von Paris in die nordfranzösische Provinz, um bei der landadeligen Familie Monteil in Stellung zu gehen. Mit kühler, ironisch gefärbter Objektivität registriert die Bedienstete ihre neue Umgebung: Madame, frustriert und frigide, beargwöhnt Monsieur, der jedem Rock hinterherhechelt, unterdes der betagte Patriarch seinem Fetisch für Schnürstiefel frönt und der viril-sadistische Kutscher, voller Haß auf alles Fremde, chauvinistische Pamphlete verfaßt. Es ist eine bigotte, graue, feindselige, eine bei allem Sauberkeitsfimmel zutiefst schmutzige Welt, die Luis Buñuel durch die Augen der scharfblickenden Kammerzofe betrachtet, eine Welt, in der Schmetterlinge erschossen werden und Schnecken über die Beine lustgemordeter Mädchen kriechen. Daß Célestine letztlich per Heirat zum Mitglied der depravierten Gesellschaft aufsteigt, kann als kapitulative Resignation oder als konsequente Ausnutzung von Möglichkeiten begriffen werden. Indem Buñuel seine Adaption des zur Jahrhundertwende erschienenen Romans von Octave Mirbeau in die frühen 1930er Jahre verlegt, interpretiert er die herrschende bürgerliche Gesinnung, eine ungute Mischung aus selbstmitleidiger Verbitterung und mörderischer Aggression, als (eine) Triebkraft des heraufziehenden Faschismus.
R Luis Buñuel B Luis Buñuel, Jean-Claude Carrière V Octave Mirbeau K Roger Fellous A Georges Wakhévitch S Louisette Hautecœur P Serge Silberman, Michel Safra D Jeanne Moreau, Georges Géret, Michel Piccoli, Françoise Lugagne, Jean Ozenne | F & I | 101 min | 1:2,35 | sw | 4. März 1964
# 1028 | 6. Oktober 2016
»J’aime l’armée, la religion, l’ordre, ma patrie surtout. Un bandit aimerait tout ça?« Célestine (Jeanne Moreau) reist mit der Bahn von Paris in die nordfranzösische Provinz, um bei der landadeligen Familie Monteil in Stellung zu gehen. Mit kühler, ironisch gefärbter Objektivität registriert die Bedienstete ihre neue Umgebung: Madame, frustriert und frigide, beargwöhnt Monsieur, der jedem Rock hinterherhechelt, unterdes der betagte Patriarch seinem Fetisch für Schnürstiefel frönt und der viril-sadistische Kutscher, voller Haß auf alles Fremde, chauvinistische Pamphlete verfaßt. Es ist eine bigotte, graue, feindselige, eine bei allem Sauberkeitsfimmel zutiefst schmutzige Welt, die Luis Buñuel durch die Augen der scharfblickenden Kammerzofe betrachtet, eine Welt, in der Schmetterlinge erschossen werden und Schnecken über die Beine lustgemordeter Mädchen kriechen. Daß Célestine letztlich per Heirat zum Mitglied der depravierten Gesellschaft aufsteigt, kann als kapitulative Resignation oder als konsequente Ausnutzung von Möglichkeiten begriffen werden. Indem Buñuel seine Adaption des zur Jahrhundertwende erschienenen Romans von Octave Mirbeau in die frühen 1930er Jahre verlegt, interpretiert er die herrschende bürgerliche Gesinnung, eine ungute Mischung aus selbstmitleidiger Verbitterung und mörderischer Aggression, als (eine) Triebkraft des heraufziehenden Faschismus.
R Luis Buñuel B Luis Buñuel, Jean-Claude Carrière V Octave Mirbeau K Roger Fellous A Georges Wakhévitch S Louisette Hautecœur P Serge Silberman, Michel Safra D Jeanne Moreau, Georges Géret, Michel Piccoli, Françoise Lugagne, Jean Ozenne | F & I | 101 min | 1:2,35 | sw | 4. März 1964
# 1028 | 6. Oktober 2016
Labels:
30er Jahre,
Buñuel,
Carrière,
Dienstboten,
Drama,
Familie,
Faschismus,
Gesellschaft,
Herrenhaus,
Kleinstadt,
Mord,
Moreau,
Piccoli
1.3.64
Murder Most Foul (George Pollock, 1964)
Vier Frauen und ein Mord
»Murder most foul as in the best it is / But this most foul, strange and unnatural.« Miss Marple (Margaret Rutherford – who else?) als zwölfte Geschworene in einem Mordprozeß und (natürlich) klüger als der Rest der Jury: Daß der Angeklagte direkt neben der Strangulierten und einem großen Haufen Pfundnoten ertappt wurde, überzeugt die gewitzte Alte längstens nicht von dessen Schuld. Sie gräbt tiefer und stellt den wahren Täter, indem sie als Schauspielerin bei einer Wanderbühne anheuert, wo einstmals auch das Opfer auf den klapprigen Brettern stand, die angeblich die Welt bedeuten. Einmal mehr betrachtet George Pollock Mord nicht gerade »as one of the fine arts«, destilliert aber – vor allem Dank seiner exzentrischen Darsteller – gehobene Unterhaltung aus den Verwicklungen und Bluttaten rund um die kombinatorisch hochbegabte Seniorin.
R George Pollock B David Pursall, Jack Seddon V Agatha Christie K Desmond Dickinson M Ron Goodwin A Frank White S Ernest Walter P Ben Arbeid D Margaret Rutherford, Ron Moody, Charles Tingwell, Andrew Cruickshank, Dennis Price | UK | 90 min | 1:1,66 | sw | 1. März 1964
»Murder most foul as in the best it is / But this most foul, strange and unnatural.« Miss Marple (Margaret Rutherford – who else?) als zwölfte Geschworene in einem Mordprozeß und (natürlich) klüger als der Rest der Jury: Daß der Angeklagte direkt neben der Strangulierten und einem großen Haufen Pfundnoten ertappt wurde, überzeugt die gewitzte Alte längstens nicht von dessen Schuld. Sie gräbt tiefer und stellt den wahren Täter, indem sie als Schauspielerin bei einer Wanderbühne anheuert, wo einstmals auch das Opfer auf den klapprigen Brettern stand, die angeblich die Welt bedeuten. Einmal mehr betrachtet George Pollock Mord nicht gerade »as one of the fine arts«, destilliert aber – vor allem Dank seiner exzentrischen Darsteller – gehobene Unterhaltung aus den Verwicklungen und Bluttaten rund um die kombinatorisch hochbegabte Seniorin.
R George Pollock B David Pursall, Jack Seddon V Agatha Christie K Desmond Dickinson M Ron Goodwin A Frank White S Ernest Walter P Ben Arbeid D Margaret Rutherford, Ron Moody, Charles Tingwell, Andrew Cruickshank, Dennis Price | UK | 90 min | 1:1,66 | sw | 1. März 1964
Labels:
Agatha Christie,
Bühne,
Komödie,
Krimi,
Miss Marple,
Pollock,
Rutherford
Abonnieren
Posts (Atom)