3.3.61

Lola (Jacques Demy, 1961)

Lola, das Mädchen aus dem Hafen

»C’est moi, c’est Lola!« La vie est une chanson oder: poetischer Realismus, schäumend überspült von der nouvelle vague. In Nantes (»Donne-moi la main …«) erwartet Lola (Anouk Aimée), die singende striptiseuse, sehnlichst die Heimkehr ihrer großen Liebe, erwartet Roland Cassard, der leicht blasierte Melancholiker, einen Wink des Schicksals, erwartet Frankie, der amerikanische Seemann, das (vielleicht nicht ganz so) flüchtige Vergnügen, das ein Hafen bieten kann, erwartet Cécile, die aufgeschlossene Vierzehnjährige, das Erwachsenwerden und seine verlockenden Geheimnisse, erwartet Céciles Mutter Madame Desnoyers (Elina Labourdette), die schon bessere Zeiten gesehen hat, die Rückkehr besserer Zeiten. Jacques Demy, der romantische Choreograph des französischen Kinos, phantasiert über Themen wie Treue und Erinnerung, erste Liebe und unvermeidlichen Abschied, verwebt – einfühlsam unterstützt von Michel Legrand (Musik) und Raoul Coutard (Kamera) – die Lebenslinien seiner Protagonisten zu einem zauberischen Muster, in dem sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft changierend zu überlagern scheinen. »Lola« mixt bedenkenlos Bressons lakonische Antipsychologie mit Ophüls’ barocker Üppigkeit, kreuzt die Überhöhungen des Hollywood-Musicals mit der Unmittelbarkeit der caméra-stylo, versammelt Matrosen und Schmuggler, Mütter und Söhne, Witwen und Töchter, Huren und Freier zu einem traumhaften Rondo auf dem Rummelplatz der Gefühle. »Pleure qui peut, rit qui veut.«

R Jacques Demy B Jacques Demy K Raoul Coutard M Michel Legrand A Bernard Evein S Anne-Marie Cotret, Monique Teisseire P Georges de Beauregard, Carlo Ponti D Anouk Aimée, Marc Michel, Alan Scott, Annie Duperoux, Elina Labourdette | F & I | 90 min | 1:2,35 | sw | 3. März 1961

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