Fantastische Schlösser unter weißblauem Himmel, goldene
Interieurs und samtrote Rosen: ein Technicolor-Märchen über
einen Märchen-König. Ludwig (O. W. Fischer), impulsiv und voller Zuversicht,
ein verspäteter absoluter Monarch, ein radikaler Romantiker, der in Bayern ein Reich der Musen errichten will, zerbricht an der schnöden Tagespolitik, die ihm
einen Krieg abverlangt, wenn er ein Festspielhaus für Richard Wagner (Paul
Bildt) plant, hadert mit Beamtenseelen, die ihn in einen
Finanzrahmen pressen, wenn er die Ewigkeit der Kunst in den Blick nimmt. Oder
verzweifelt Ludwig, weil er den einzigen Menschen, den er liebt, seine Cousine,
die österreichische Kaiserin Elisabeth (Ruth Leuwerik), nicht haben kann? Vielleicht aber begehrt er dieses Wesen – so alleine, so unglücklich, wie er selbst – gerade deswegen so abgöttisch, da es als Objekt des Verlangens nie und nimmer in Frage kommt. Die Einsamkeit entpuppt
sich als Ludwigs Schicksal, eine glanzvolle, eine elende Einsamkeit, in der es ihm,
fernab von den Sachzwängen einer Zeit der militärischen Kraftmeierei und der
Versachlichung aller Werte, bestimmt ist, das Gesamtkunstwerk eines jenseitigen Glücks,
einer zweckfreien Schönheit zu träumen und, glorreich-traurig, zu leben …
Helmut Käutner inszeniert eine farbenprächtige biographische Legende, eine
opulente historische Fiktion, ein majestätisches Melodram der (Ohn-)Macht; Hein
Heckroth, der schon fulminante Kinovisionen für Powell und Pressburger baute,
gestaltet adäquate filmische Räume für eine Figur, die beinahe panisch in die
Größe flieht, die ein ewiges Rätsel bleiben will – sich selbst und allen anderen.
# 870 | 29. Mai 2014
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