Eine Generation
Während Andrzej Wajda im volksdemokratischen Nachkriegspolen seinen Erstling dreht, liegt der ›Vater der Völker‹ gerade mal ein Jahr neben Lenin im Mausoleum auf dem Roten Platz – und so wehen denn durch »Pokolenie« noch dicke Schwaden stalinistischen Gesinnungsdampfes. Die Geschichte des hitzköpfigen Lumpenproletariers Stach aus den Slums von Warschau, der im Widerstand gegen die deutschen Besatzer zum vorbildlichen Kommunisten reift, wird mit viel heroischer Untersicht und schimmernden Glanzlichtern in den Augen erzählt. Alte Arbeiter dozieren über den Mann mit dem weißen Bart, der das Gesetz des Mehrwerts erkannt hat, und wenn ein Gerechter fällt, stehen fünf andere für ihn auf. Daß dieser Film aus der Polnischen (Vor-)Schule trotz gestanzter Charaktere und genormter Handlung über weite Strecken fesselt, verdankt er neben Wajdas inszenatorischer Prägnanz und den ruinösen Settings (die teils von der Wirklichkeit, teils vom Ausstatter Roman Mann geschaffen wurden) nicht zuletzt der Darstellungskraft von Tadeusz Łomnicki, der die zentrale Heldenfigur immer wieder zu brechen vermag und ihr mit seinem naiven Grinsen, seinen pubertären Posen, seiner jugendlichen Impulsivität etwas zutiefst Menschliches und Anrührendes verleiht.
R Andrzej Wajda B Bohdan Czesko V Bohdan Czesko K Jerzy Lipmann M Andrzej Markowski A Roman Mann S Czesław Raniszewski P Ignacy Taub D Tadeusz Łomnicki, Urszula Modrzyńska, Tadeusz Janczar, Janusz Paluszkiewicz, Roman Polański | PL | 83 min | 1:1,37 | sw | 26. Januar 1955
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