Die Teuflischen
Die kalte, klaustrophobische Hölle, in der Henri-Georges Clouzot »Les diaboliques« ansiedelt, ist eine Privatschule in der Pariser Banlieue, ein verfluchter, grauer Kasten, wo ewiger November herrscht, wo den Zöglingen der stinkende Fisch von gestern serviert wird. Direktor Delassalle (Paul Meurisse) ist ein Sadist, der seine herzkranke Frau (Véra Clouzot) und seine aparte Geliebte (Simone Signoret) gleichermaßen lustvoll quält – bis die Frauen beschließen, das Scheusal zu töten: Delassalle wird sediert und sodann ersäuft wie eine Katze – doch wie eine Katze hat auch er mehr Leben als eins ... Der Horror des Films liegt weniger in Schock- oder Gruseleffekten, als vielmehr in der völligen Abwesenheit von Nächstenliebe sowie in der bodenlosen moralischen Schäbigkeit, von denen die beschriebene kleine, enge Welt (die wohl als Metapher der großen, weiten verstanden werden darf) beherrscht wird. Mit einem vorangestellten Motto beansprucht Clouzot für die schwarze Erzählung (nach einen Roman von Boileau und Narcejac) eine kathartische Wirkung, aber letztlich lassen seine boshafte Freude an genüßlich ausgebreiteten Gemeinheiten und sein diebische Vergnügen am kinematographischen Hakenschlagen das ethische Erkenntnisinteresse in den Hintergrund treten. Neben der zentralen Dreierkonstellation spielen Michel Serrault und Pierre Larquey (als armselige Schulmeister) sowie Charles Vanel (als insistierender Bulle im Ruhestand) prägnante Nebenrollen; Armand Thirard kleidet die Verkommenheit in vollkommene Bilder.
R Henri-Georges Clouzot B Henri-Georges Clouzot, Jérôme Géronimi V Pierre Boileau, Thomas Narcejac K Armand Thirard M Georges Van Parys A Léon Barsacq S Madeleine Gug P Henri-Georges Clouzot D Simone Signoret, Véra Clouzot, Paul Meurisse, Charles Vanel, Noël Roquevert | F | 114 min | 1:1,37 | sw | 29. Januar 1955
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