»Die Vergangenheit ist unbewältigt. Und wo bleibt der Film darüber? Schließlich müssen wir ja mal damit fertig werden.« Das Leben des Macke Prinz, von ihm selbst (in die Wochenschau-Kamera) erzählt … Macke (Wolfgang Neuss), 1938, zu Beginn der Geschichte, elf Jahre alt, Sohn eines Berliner Blockwarts, Trommler im Jungvolk, will nur eines: Schlagzeuger werden. In seinem Keller übt er fleißig; außerdem versteckt er dort während des Krieges einen verfolgten Kommunisten (der ihm kulturelle und menschliche Grundwerte vermittelt), später dann den eigenen Vater (den er immer gut leiden konnte – weil er ihn nicht kannte). Über die politisch-ideologische Schizophrenie von Nazi- und Nachkriegszeit verliert Macke den Verstand und landet in der Klapsmühle, wo er auf einen musikalischen Toilettenmann mit Führerkomplex (Jo Herbst) und einen aus der Zone geflüchteten Jazzpianisten (Wolfgang Gruner) trifft … Von Hitler zu Adenauer und Ulbricht sowie ein Ausflug zurück – eine satirische Vergangenheits- und Gegenwartsbewältigung aus der Kellerperspektive. Visuell betont unspektakulär, über weite Strecken die filmische Illustration des von Neuss vorgetragenen Off-Kommentars, zeigt »Wir Kellerkinder« deutsch(-deutsche) Charaktertypen an stilisierten Schauplätzen: alte und neue Kameraden, Pseudokommunisten und künstliche Demokraten, »ein ganzes Volk auf Zelluloid«, zwischen Ost und West, zwischen Heute und Gestern. »Es ist nicht einfach mit so etwas Schluß zu machen.«
R Jochen Wiedermann B Wolfgang Neuss, Herbert Kundler K Werner Lenz M Peter Sandloff A Ernst H. Albrecht S Walter von Bonhorst P Hans Oppenheimer D Wolfgang Neuss, Wolfgang Gruner, Jo Herbst, Karin Baal, Achim Strietzel | BRD | 86 min | 1:1,37 | sw | 6. Oktober 1960
# 802 | 22. November 2013
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen