23.6.53

Ein Herz spielt falsch (Rudolf Jugert, 1953)

O. W. Fischer als verstrolchter Glücksritter Peter van Booven, der die unheilbar kranke Unternehmenserbin Billa (Ruth Leuwerik) freit, um ihr Vermögen zu ergattern. Dann kommt die Liebe (die wahre, die große, die einzige) dazwischen, und der Lump wird zum Menschen … Das Rascheln der Illustriertenseiten, auf denen die Romanvorlage des Filmwerks gedruckt wurde, ist in jeder Szene zu vernehmen, untermalt vom steten Tropfen des sämigen Kinoschmalzes. Indem er erst gar nicht versucht, die Ausgedachtheit der melodramatischen Wirrungen zu verleugnen, gelingt Rudolf Jugert so etwas wie die wahrhaftige Interpretation eines unwahren Stücks; Fischers larmoyante Windmacherei und die jüngferliche Sprödigkeit der Leuwerik bilden dabei einen reizvollen Kontrast … Douglas Sirk wird eine ähnliche Konstellation schon bald in »Magnificent Obsession« entwickeln, formal gewiefter natürlich, in Technicolor, und versehen mit jenem Quentchen ironischer Distanz, das bundesdeutschen Cinéasten allzumeist abgeht. Jugert indes traut sich, auf höhere Mächte und auf ein glattes happy ending zu verzichten: Der von den Zeitläuften ramponierte Lebemann und die »alte Schachtel«, die nie gelernt hatte zu leben, dürfen einander zwar gegenseitig erlösen – aber der sichere Tod läßt sich vom Drehbuch nicht besiegen.

R Rudolf Jugert B Erna Fentsch V Hans-Ulrich Horster (= Eduard Rhein) K Helmuth Ashley M Werner Eisbrenner A Franz Bi S Claus von Boro P Georg Witt D Ruth Leuwerik, O. W. Fischer, Carl Wery, Gertrud Kückelmann, Günther Lüders | BRD | 103 min | 1:1,37 | sw | 23. Juni 1953

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