Die heiße Nacht
»Othello« meets Jazz. »All Night Long« verdichtet Shakespeares Eifersuchtstragödie auf eine einzige (Party-)Nacht und einen einzigen Set. Als Bühne dient ein zur Luxusresidenz umgebautes Lagerhaus im Londoner East End – zu Gast bei Musikproduzent Rod Hamilton (Richard Attenborough) sind unter anderem Dave Brubeck, Charles Mingus und John Dankworth (der die Titelmelodie der »Avengers« komponierte). Im Zentrum des spannungsgeladenen Geschehens steht der frustriert-hochbegabte Drummer Johnny Cousin (≈ Jago), der die Ehe des (schwarzen) Bandleaders Rex und der (weißen) Sängerin Delia zu ruinieren versucht, indem er gegenüber dem Gatten eine Affäre der Ehefrau mit dem labilen Saxophonisten Cass insinuiert … Regisseur Basil Dearden und Produzent Michael Relph interessieren sich (anders als in ihrem drei Jahre zuvor entstandenen Kriminaldrama »Sapphire«) in keiner Weise für verblümte oder unverblümte Rassenkonflikte – sie richten ihr Augenmerk ganz auf den bohrenden Ehrgeiz und die destruktive Energie des Intriganten Johnny (Patrick McGoohan spielt ihn mit der Gekränktheit, der Arroganz und der falschlächelnden Infamie des ewig Zukurzgekommenen), der Delias begnadete Stimme braucht, um seine eigene Combo zu etablieren. Doch Erfolg, scheint das Ende dieses recht theatralischen, dabei aber exakt rhythmisierten Films (der nicht so tödlich ausgeht wie das Stück) zu sagen, hat nicht allein mit Talent oder Willenskraft zu tun sondern vor allem mit Liebesfähigkeit – zu anderen und zu sich selbst.
R Basil Dearden B Peter Achilles (= Paul Jarrico), Nel King V William Shakespeare K Ted Scaife M diverse A Michael Relph S John D. Guthridge P Michael Relph, Bob Roberts D Patrick McGoohan, Richard Attenborough, Keith Michell, Paul Harris, Marti Stevens | UK | 92 min | 1:1,66 | sw | 6. Februar 1962
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