22.2.62

Boccaccio ’70 (Mario Monicelli & Federico Fellini & Luchino Visconti & Vittorio De Sica, 1962)

Boccaccio ’70

Ein Omnibusfilm: vier Akte – tragikomisch, satirisch, ironisch, launig – über den Waren- und den wahren Charakter der Gefühle … Mario Monicelli erzählt von »Renzo e Luciana«, die ihre Ehe im Betrieb geheimhalten müssen, da es den weiblichen Mitarbeitern untersagt ist zu heiraten. Eine Geschichte aus dem italienischen Wirtschaftwunder, angesiedelt im boomenden Mailand, elegant fotografiert, voller Einblicke in die Welt der kleinen Angestellten, die sich von blaffenden Vorgesetzten schurigeln lassen müssen, die ihr kleines Heil in Massenvergnügungen und kreditiertem Konsum suchen: Leben und Lieben auf Raten. Federico Fellinis »Le tentazioni del dottor Antonio« zeigt einen bigotten römischen Moralisten, der den üppigen Reizen einer Werbeträgerin für Milch (»Bevete più latte!«) erliegt: ein aufgeblähtes Pasticchio bekannter, zum quietschbunten L’art pour l’art geronnener Fellini-Motive, eine (Selbst-)Parodie, so überdimensional wie die Brüste von Anita Ekberg. Luchino Visconti schaut hinter die dicken Mauern eines mondänen Mailänder Palazzos: »Il lavoro« gibt einen Vorgeschmack auf die hermetischen Vivisektionen geschlossener Gesellschaften, mit denen »La caduta degli dei« und »Gruppo di famiglia in un interno« aufwarten werden. Romy Schneider und Tomas Milian sind die Protagonisten des zwischen hölzernen Wandverkleidungen und schweren Draperien ablaufenden, dramödiantischen Kammerspiels, das die Verwandlung einer gescheiterten Ehe in eine gewerbliche Unternehmung beschreibt. Vittorio De Sicas »La riffa«, die zugleich harmloseste und sinnenfreudigste Episode, präsentiert Sophia Loren als geschäftstüchtige Schießbudenbesitzerin, die sich den Männern eines norditalienischen Marktfleckens als Hauptgewinn einer konspirativ abgehaltenen Lotterie anbietet, um ihr Glück bei einem zupackenden Stierhüter zu finden … Allen Regisseuren gemeinsam ist ein Hang zu barocker Weitschweifigkeit, wodurch sich die Produzenten nach der Premiere genötigt sahen, den Film um den Monicelli-Beitrag zu kürzen.

R Mario Monicelli (1), Federico Fellini (2), Luchino Visconti (3), Vittorio De Sica (4) B Giovanni Arpino (1), Italo Calvino (1), Suso Cecchi D’Amico (1 & 3), Mario Monicelli (1), Ennio Flaiano (2), Tullio Pinelli (2), Goffredo Parise (2), Fedrico Fellini (2), Luchino Visconti (3), Cesare Zavattini (4) K Armando Nannuzzi (1), Otello Martelli (2 & 4) Giuseppe Rotunno (3) M Piero Uminiani (1), Nino Rota (2 & 3), Armando Trovajoli (4) A Piero Gherardi (1), Piero Zuffi (2), Mario Garbuglia (3), Elio Costanzi (4) S Adriana Novelli (1 & 4), Leo Cattozzo (2), Mario Serandrei (3) P Carlo Ponti, Tonino Cervi D Marisa Solinas (1), Germano Gilioli (1), Anita Ekberg (2), Peppino Di Filippo (2), Romy Schneider (3), Tomas Milian (3), Romolo Valli (3), Sophia Loren (4), Luigi Giuliani (4) | I & F | 208 / 158 min | 1:1,66 | f | 22. Februar 1962

# 921 | 28. November 2014

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