Black Moon
»She has a very vivid imagination.« Es war einmal in naher Zukunft. Zwischen Männern und Frauen herrscht Krieg; auf der Flucht vor den brutalen Kampfhandlungen gerät die junge Lily (Cathryn Harrison) in ein (merklich von Lewis Carrol inspiriertes) phantasmagorisches Wunderland, das von einer bettlägerigen Alten (Therese Giehse) beherrscht wird (wenn sie nicht gerade tot ist). Diese sonderbar-sonnenlose Gegenwelt – ein labyrinthisches (Alp-)Traumhaus mit verwunschenem Garten – bevölkern zungenredende Ratten und sprechende Fabelwesen, die schweigsam-inzestuösen Zwillinge Lily und Lily (Alexandra Stewart und Joe Dallesandro) sowie eine Schar von nackten Kindern, die sich mit Schafen und Schweinen tummeln (wenn sie nicht gerade Wagner-Arien singen) ... Aus Louis Malles Versuch, die ›écriture automatique‹ der Surrealisten mit den Mitteln des Kinos fortzusetzen, entspringt ein visuell faszinierender Assoziationsfluß von unergründlicher Metaphrik und bizarrer Komik. Die entschiedene Absage an psychologische Figurenzeichnung und erzählerische Logik erzeugt gleichermaßen ratloses Kopfschütteln und anregende Befremdung. PS: »Have you seen a unicorn?«
R Louis Malle B Louis Malle, Ghislain Uhry, Joyce Buñuel K Sven Nykvist M diverse A Ghislain Uhry Ko Jeannine Vergne S Suzanne Baron P Claude Nejar D Cathryn Harrison, Therese Giehse, Alexandra Stewart, Joe Dallesandro | F & BRD | 100 min | 1:1,66 | f | 24. September 1975
# 1195 | 11. Juni 2020
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24.9.75
Black Moon (Louis Malle, 1975)
Labels:
Drama,
Jugend,
Krieg,
Malle,
Märchen,
Phantastik,
Science fiction,
Zukunft
16.12.70
Peau d’âne (Jacques Demy, 1970)
Eselshaut
»La situation mérite attention.« Ein musikalisches Märchen über Verlangen und Inzest, mit sprechenden Rosen und aphrodisierendem Backwerk – psychedelisch, surreal, romantisch, kokett: Dem König der Blauen (Jean Marais) ist die Königin gestorben, und weil er ihr auf dem Totenbett versprechen mußte, dereinst nur eine noch Schönere zu ehelichen, verfällt der Monarch darauf, die einzige Tochter (Catherine Deneuve) zur Frau zu nehmen. Um ihren heiratswütigen Vater hinzuhalten, verlangt die Prinzessin – auf Anraten einer weltklugen Fee (Delphine Seyrig: »Mon enfant, on n’épouse jamais ses parents!«) – Kleider in der Farbe des Wetters, des Mondes, der Sonne, zu guter Letzt die Haut eines goldscheißenden Esels. Sie bekommt, was sie fordert, also bleiben ihr nur die Flucht, das Verstecken, die Maskerade als Schweinemagd, als häßlichste der Häßlichen, schmutzigste der Schmutzigen, allerletzte der Letzten. Natürlich wird sie unter der gräulichen Hülle, die sie tarnt, in ihrer Anmut, Unschuld, Hoheit erkannt – von einem Prinzen aus dem Reich der Roten (Jacques Perrin, der schon in »Les demoiselles de Rochefort« seinem »idéal féminin« nachjagte). In seiner kinematographischen Zauberküche amalgamiert Jacques Demy Cocteausche Es-war-einmal-Phantastik und comichaften Disney-Kitsch, popartige Extravaganz (ein Thron in Katzenform, eine gläserne Sphäre als Katafalk) und verblüffende Anachronismen (Gedichte aus der Zukunft, ein vom Himmel schwebender Helikopter) zu einem zeitlosen (von Michel Legrand kongenial in Töne gesetzten) Loblied auf die verrückte, die geheimnisvolle, die wahre Liebe: »Amour, amour, je t’aime tant.«
R Jacques Demy B Jacques Demy V Charles Perrault K Ghislain Cloquet M Michel Legrand A Jim Leon, Jacques Dugied S Anne-Marie Cotret P Mag Bodard D Catherine Deneuve, Jean Marais, Jacques Perrin, Delphine Seyrig, Micheline Presle | F | 89 min | 1:1,66 | f | 16. Dezember 1970
# 1127 | 13. Juni 2018
»La situation mérite attention.« Ein musikalisches Märchen über Verlangen und Inzest, mit sprechenden Rosen und aphrodisierendem Backwerk – psychedelisch, surreal, romantisch, kokett: Dem König der Blauen (Jean Marais) ist die Königin gestorben, und weil er ihr auf dem Totenbett versprechen mußte, dereinst nur eine noch Schönere zu ehelichen, verfällt der Monarch darauf, die einzige Tochter (Catherine Deneuve) zur Frau zu nehmen. Um ihren heiratswütigen Vater hinzuhalten, verlangt die Prinzessin – auf Anraten einer weltklugen Fee (Delphine Seyrig: »Mon enfant, on n’épouse jamais ses parents!«) – Kleider in der Farbe des Wetters, des Mondes, der Sonne, zu guter Letzt die Haut eines goldscheißenden Esels. Sie bekommt, was sie fordert, also bleiben ihr nur die Flucht, das Verstecken, die Maskerade als Schweinemagd, als häßlichste der Häßlichen, schmutzigste der Schmutzigen, allerletzte der Letzten. Natürlich wird sie unter der gräulichen Hülle, die sie tarnt, in ihrer Anmut, Unschuld, Hoheit erkannt – von einem Prinzen aus dem Reich der Roten (Jacques Perrin, der schon in »Les demoiselles de Rochefort« seinem »idéal féminin« nachjagte). In seiner kinematographischen Zauberküche amalgamiert Jacques Demy Cocteausche Es-war-einmal-Phantastik und comichaften Disney-Kitsch, popartige Extravaganz (ein Thron in Katzenform, eine gläserne Sphäre als Katafalk) und verblüffende Anachronismen (Gedichte aus der Zukunft, ein vom Himmel schwebender Helikopter) zu einem zeitlosen (von Michel Legrand kongenial in Töne gesetzten) Loblied auf die verrückte, die geheimnisvolle, die wahre Liebe: »Amour, amour, je t’aime tant.«
R Jacques Demy B Jacques Demy V Charles Perrault K Ghislain Cloquet M Michel Legrand A Jim Leon, Jacques Dugied S Anne-Marie Cotret P Mag Bodard D Catherine Deneuve, Jean Marais, Jacques Perrin, Delphine Seyrig, Micheline Presle | F | 89 min | 1:1,66 | f | 16. Dezember 1970
# 1127 | 13. Juni 2018
16.12.60
Cinderfella (Frank Tashlin, 1960)
Aschenblödel
Cinderella in reverse. Nach dem Tod seines Vaters gerät der herzensgute, treudoofe Fella (Jerry Lewis) unter das Regiment der bösen Stiefmutter (Judith Anderson), die nur an das Wohl ihrer beiden leiblichen (außerordentlich geldgeilen) Söhne denkt. Princess Charming sucht den Mann fürs Leben, eine gute (männliche) Fee treibt ihr freundliches Wesen, ein glanzvoller Ball, ein verlorener Herrenschuh … Die Prämisse, den klassischen Märchenstoff geschlechtlich zu wenden, klingt überzeugend, doch »Cinderfella« versenkt die vielversprechende Idee in einem Sumpf aus schläfrigem Timing und triefender Gefühligkeit. Zwar werden die Polaritäten von Integration und Absonderung, von »person« und »people« im menschlichen Mit- und Gegeneinander thematisch angerissen, zwar glänzt Jerry Lewis in einigen vom Geschehen vollkommen abgelösten Soloauftritten (etwa wenn er zu einer im Radio übertragenen Count-Basie-Nummer pantomimisch sämtliche Instrumente spielt), zwar gelingen Frank Tashlin eine Handvoll witzig choreographierter Szenen (zum Beispiel wenn er den armen Fella am Ende eines endlos langen Eßtischs von seiner arroganten Stieffamilie isoliert), doch der Film faßt keinen Tritt, findet bis zur planmäßigen Happily-ever-after-Auflösung keinen animierenden Rhythmus.
R Frank Tashlin B Frank Tashlin K Haskell Boggs M Walter Scharf, Count Basie A Hal Pereira, Henry Bumstead S Arthur P. Schmidt P Jerry Lewis D Jerry Lewis, Judith Anderson, Ed Wynn, Henry Silva, Robert Hutton, Anna Maria Alberghetti | USA | 91 min | 1:1,85 | f | 16. Dezember 1960
# 786 | 30. Oktober 2013
Cinderella in reverse. Nach dem Tod seines Vaters gerät der herzensgute, treudoofe Fella (Jerry Lewis) unter das Regiment der bösen Stiefmutter (Judith Anderson), die nur an das Wohl ihrer beiden leiblichen (außerordentlich geldgeilen) Söhne denkt. Princess Charming sucht den Mann fürs Leben, eine gute (männliche) Fee treibt ihr freundliches Wesen, ein glanzvoller Ball, ein verlorener Herrenschuh … Die Prämisse, den klassischen Märchenstoff geschlechtlich zu wenden, klingt überzeugend, doch »Cinderfella« versenkt die vielversprechende Idee in einem Sumpf aus schläfrigem Timing und triefender Gefühligkeit. Zwar werden die Polaritäten von Integration und Absonderung, von »person« und »people« im menschlichen Mit- und Gegeneinander thematisch angerissen, zwar glänzt Jerry Lewis in einigen vom Geschehen vollkommen abgelösten Soloauftritten (etwa wenn er zu einer im Radio übertragenen Count-Basie-Nummer pantomimisch sämtliche Instrumente spielt), zwar gelingen Frank Tashlin eine Handvoll witzig choreographierter Szenen (zum Beispiel wenn er den armen Fella am Ende eines endlos langen Eßtischs von seiner arroganten Stieffamilie isoliert), doch der Film faßt keinen Tritt, findet bis zur planmäßigen Happily-ever-after-Auflösung keinen animierenden Rhythmus.
R Frank Tashlin B Frank Tashlin K Haskell Boggs M Walter Scharf, Count Basie A Hal Pereira, Henry Bumstead S Arthur P. Schmidt P Jerry Lewis D Jerry Lewis, Judith Anderson, Ed Wynn, Henry Silva, Robert Hutton, Anna Maria Alberghetti | USA | 91 min | 1:1,85 | f | 16. Dezember 1960
# 786 | 30. Oktober 2013
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