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24.11.53

Wenn der weiße Flieder wieder blüht (Hans Deppe, 1953)

»Wie im Land der Märchen werden wir ein Pärchen, / Wenn der weiße Flieder wieder blüht.« Willy (Willy Fritsch) ist Sänger ohne Erfolg. Ein brotloser Künstler. Seine Frau Therese (Magda Schneider) ist Schneiderin. Näht Tag und Nacht, um Geld zu verdienen. Willy und Therese lieben sich. Streiten sich. Trennen sich entnervt nach einem Jahr Ehe. Therese bleibt im Lande. Bekommt ein Kind. Willy geht in die Welt. Macht Karriere. 15 Jahre später. Tochter Evchen (Romy Schneider) ist eine junge Dame. Willy kehrt als gefeierter Star zurück in die Heimat. Begleitet von seiner spitzzüngig-treuen Managerin Ellen. Er kommt, als Therese endlich ihren gutmütig-treuen Freund Peter heiraten will … Hans Deppe arrangiert launig-musikalisch allerlei romantische Verwicklungen und Verwerfungen; in jenem Zeitraum, den die Handlung des Films elegant überspringt, müßten ein Weltkrieg, ein Völkermord, eine bedingungslose Kapitulation stattgefunden haben. Kein Wort davon. »Ich habe inzwischen so viel erlebt. Wenn ich dir das erzähle«, sagt Therese beim Wiedersehen am immerdeutschen Rhein. »Das mußt du mir erzählen«, sagt Willy, »aber nicht jetzt.« Nein, nicht jetzt. Und später auch nicht. Bemerkenswert ist indes weniger das Verschweigen, das Verdrängen, das Beiseiteschieben von (Lebens-)Geschichte, erstaunlich wirkt die Auflösung der Erzählung: Nicht das alte Paar findet zusammen, sondern zwei neue. Die (heilige) Familie wird nicht zwangsvereinigt; was nicht paßt, wird nicht passend gemacht. Es scheint möglich, aus Fehlern zu lernen. Irgendwie. Immerhin.

R Hans Deppe B Eberhard Keindorff, Johanna Sibelius K Kurt Schulz M Franz Doelle A Alfred Bütow, Ernst Schomer, Peter Schlewski S Walter Wischniewsky P Kurt Ulrich D Willy Fritsch, Magda Schneider, Paul Klinger, Romy Schneider, Hertha Feiler | BRD | 99 min | 1:1,37 | f | 24. November 1953

11.11.52

Ferien vom Ich (Hans Deppe, 1952)

»Bleiben Sie so!« – »Ja, wie denn?« Ein amerikanischer Millionär (Rudolf Prack) reist in Geschäften durch Deutschland, klappt unterwegs vor Erschöpfung zusammen. Der beigezogene Arzt (Willy Fritsch) rät zu einer Radikalkur: alles vergessen, komplett ausspannen, Ferien vom Ich machen. Der Millionär ist begeistert von der Idee des philanthropischen Mediziners, wittert dabei auch ein gutes Geschäft. Ein idyllischer Gutshof wird (günstig) gekauft, als landwirtschaftiche Kurklinik umgenutzt; Anzeigen werden geschaltet, die Mühseligen und Beladenen des anlaufenden Wirtschaftwunders kommen in Scharen. Ein hypernervöser Notar, ein unzufriedener Angestellter, eine durchgedrehte Schauspielerin, ein untergebutterter Ehemann – sie alle wollen die strapaziöse Existenz hinter sich lassen, das belastende Ego austreiben wie einen bösen Geist. In der gediegenen Heilstätte erhalten die Patienten Einheitskleidung und neue Namen, verrichten sogenannte niedere Dienste, finden in Entäußerung und Anonymität zu sich selbst und zum (persönlichen oder partnerschaftlichen) Glück, wodurch sie hinfort den Herausforderungen des Lebens gewachsen sein werden. Hans Deppe inszeniert einen doppelbödigen Heimatfilm – einerseits friedvolle Landschaften, sentimentale Musik, boulevardeske Liebeshändel, andererseits Motivationsprogramm zur nutzbringenden Selbstoptimierung: Die Prosperität dressiert ihre Kinder.

R Hans Deppe B Peter Francke V Paul Keller K Willy Winterstein M Marc Roland A Ernst H. Albrecht S Walter Wischniewsky P Hans Deppe D Rudolf Prack, Marianne Hold, Willy Fritsch, Grethe Weiser, Paul Henckels | BRD | 107 min | 1:1,37 | f | 11. November 1952

# 863 | 18. Mai 2014

14.11.51

Grün ist die Heide (Hans Deppe, 1951)

Der röhrende Hirsch des deutschen Films – eine farbige Erzählung über Heimat und Heimatlosigkeit. Der aus Ostpreußen vertriebene Gutsbesitzer Lüder Lüdersen ist bei einem Vetter in der Lüneburger Heide untergekommen. Seine Bedrückung über den Verlust der Scholle kann der Entwurzelte nur vergessen, wenn er, alleine durch Wald und Flur pirschend, auf Rotwild geht. Ein (nicht mehr ganz so) junger Förster (Rudolf Prack) verfolgt die Spur dieses Wilderers wider Willen – und verliert sein Herz an dessen hübsche Tochter (Sonja Ziemann). Drei (immer fröhliche) Landstreicher begleiten das dramatisch-romantische Geschehen mit flapsigen Kommentaren und sentimentalem Gesang … Ohne die historischen Hintergründe der Flucht und Vertreibung von 14 Millionen Deutschen thematisch auch nur zu streifen, kapriziert sich »Grün ist die Heide« auf die heiter-besinnliche Beschreibung eines gehobenen Einzelschicksals und die illustrativ-idyllische Beschwörung der Ankunft in einer neuen Heimat: Traumatisierung und Fremdheit verfliegen in harmonischem Miteinander und intakter Landschaft, Probleme werden unter einen dicken Teppich aus Heidekraut gekehrt, und wenn zum guten Schluß eine schlesische Trachtengruppe dem alten Riesengebirgslied (»Wo der Rübezahl mit seinen Zwergen / heut’ noch Sagen und Märchen spinnt.«) lauscht, verwandelt sich landsmannschaftliche Tradition in folkloristische Nostalgie. Aus Liebe und Musik, Schicksal und Klamauk, Volkstümelei und Natur knüpft Hans Deppe ein filmisches Musterstück, eine alltagsferne Seelenmassage, die ein Jahrzehnt lang das bundesdeutsche Nachkriegskino prägen wird.

R Hans Deppe B Bobby E. Lüthge K Kurt Schulz M Alfred Strasser A Gabriel Pellon, Peter Schlewski, Hans-Jürgen Kiebach S Hermann Ludwig P Kurt Ulrich D Sonja Ziemann, Rudolf Prack, Hans Stüwe, Willy Fritsch, Otto Gebühr, Maria Holst | BRD | 91 min | 1:1,37 | f | 14. November 1951

7.9.50

Schwarzwaldmädel (Hans Deppe, 1950)

»Aber es ist noch nicht aller Tage Abend. Plötzlich scheint wieder die Sonne, und es sieht alles wieder anders aus.« Fünf Jahre nach dem Krieg strahlt der (bundes-)deutsche Himmel wieder agfacolorblau, leuchten die Wiesen wieder saftig grün, blühen die Obstbäume wieder unschuldig weiß, kurz: es ist wieder Frühling, es lacht wieder das Leben. Mit der Liebe ist es wie eh und je etwas kompliziert, aber beim Walzer, den der Herr Domkapellmeister intoniert, finden zu guter Letzt alle Töpfe ihre Deckel: der fesche Kunstmaler (Rudolf Prack) und das süße Bärbele (Sonja Ziemann), der flotte Schauspieler und die kokette Soubrette, der tumbe Kraftknecht und die naive Wirtstochter. Und die Alten sitzen da, in gravitätischem Schwarz, sehen den Jungen zu, träumen ihnen nach, bei ihrem Tanz in die farbenfrohe Zukunft. Hans Deppes gnadenlose Wohlfühloperette negiert mit kämpferischem Frohsinn das Trümmergrau des Nachkriegs, die Gespenster der Vergangenheit, die Erinnerung an massenmörderische Verbrechen; »Schwarzwaldmädel« will nichts wissen von den Problemen der Zeit, setzt die penetrant gemütliche Enge eines innerlich und äußerlich unversehrten Dorfes inmitten idyllischer Landschaft als Fluchtpunkt aller Heile-Welt-Illusionen gegen die Verworrenheit einer erschütterten, herausfordernden, unwägbaren Gegenwart. Daß Deppe vielleicht nicht ganz so einfältig ist, wie die platte Gestaltung der musikalischen Klamotte nahelegt, lassen seine ständigen Hinweise auf Spiel und Lüge, auf Schwindel und Verstellung im Verhalten aller Beteiligten vermuten. Auch die Heimat, so scheint es, hat einen doppelten Boden. Der am Ende freilich sorgsam versiegelt wird. Wie das Gestern.

R Hans Deppe B Bobby E. Lüthge V August Neidhart K Kurt Schulz M Leon Jessel, Frank Fox A Gabriel Pellon S Margarete Steinborn P Kurt Ulrich D Sonja Ziemann, Rudolf Prack, Paul Hörbiger, Gretl Schörg, Walter Müller | BRD | 104 min | 1:1,37 | f | 7. September 1950