Pickpocket
Ein Ballett der Hände, eine Choreographie von Griffen. Michel ist ein Taschendieb, sein Revier sind die Rennbahn, die Métro, die Rummelplätze, die Bahnhöfe von Paris. Michel ist davon besessen zu stehlen, er reklamiert für sich die Freiheit, die einem überragenden Wesen zustehe. Sein Antrieb liegt nicht im geldlichen Gewinn (er bleibt, trotz steigender Einkünfte, in seiner ärmlichen Dachstube, behält den abgetragenen Anzug) sondern in der Ästhetik der verbotenen Tat, in der kalten Lust, die ritualisierte Bewegungen verschaffen. Michels so obsessives wie hochmütiges Tun gleicht einer Flucht: vor sich selbst, vor den Menschen, vor der Liebe. Aber, wie Jeanne, die weibliche Gegenfigur des Protagonisten, vermutet: »Tout a peut-être une raison.« Den Alptraum des jungen Mannes, dieses Abenteuer, in das er aus Schwäche gerät, für das er nicht gemacht ist, das ihm schließlich die angemaßte Freiheit nimmt, versteht Robert Bresson als notwendigen Umweg, an dessen Ziel erst Michel die Seele finden kann, die ihn erlöst. Ein Film von heiligem Ernst, von spröder Feierlichkeit, ein Film der abgezirkelten Gesten, der fragmentarischen Ausschnitte. Am Ende ist es ein eisernes Gitter, das die Vereinzelung aufhebt, das die Getrennten verbindet.
R Robert Bresson B Robert Bresson K Léonce-Henri Burel M Jean-Bapstiste Lully A Pierre Charbonnier S Raymond Lamy P Agnès Delahaie D Martin LaSalle, Marika Green, Pierre Leymarie, Jean Pélégri, Kassagi, Pierre Étaix | F | 76 min | 1:1,37 | sw | 16. Dezember 1959
# 955 | 19. Juni 2015
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