Liebe und Leid einer Königin oder Ein Frauenschicksal aus bewegter Zeit. Preußen zu Beginn des 19. Jahrhunderts: ein kleiner (natürlich friedliebender) Staat zwischen rivalisierenden Giganten. Im Westen lauert der postrevolutionäre Heilsbringer aus Paris, im Osten brummt der russische Bär. Vergessen möchte man werden, übersehen von den globalen Gegenspielern – allein die Geschichte ist unerbittlich und verlangt eine Entscheidung. Friedrich Wilhelm III., der ältlich-schwache preußische Monarch (Dieter Borsche), zögert, zaudert, zweifelt, seine volkstümlich-mädchenhafte Gemahlin Luise (Ruth Leuwerik) ermuntert ihn zu handeln: »Tu doch ganz einfach das was dir dein Herz sagt. Das ist immer das Richtige.« Er tut es, doch es ist das Falsche. Napoleon marschiert durch bis an die Memel, den Zaren kümmert es nicht, Preußen geht perdu. Wolfgang Liebeneiner erzählt Historie im simplifizierdend-dekorativen Stil von Schokoladen-Sammelbildern, sein Werk erinnert, vor allem dank Rolf Zehetbauers kunstvoll abstrahierter Ausstattung, an ein erbauliches Kinderbuch aus Kaisers Zeiten: »Die Königin Luise in 50 Bildern für Jung und Alt« … Kurz vor ihrem dekorativen Filmtod, der sie zum elegischen Denkmal entschlafen läßt, wendet sich die Königin der Herzen direkt an das nachgeborene Publikum im Kinosaal: »Was wir durchgemacht haben, Krieg, Flüchtlinge, Auseinanderreißen des Landes, fremde Besatzung, das darf doch nie wieder geschehen. Ja, und wenn alle lernen und aufpassen und mithelfen, dann kann es auch nie wieder geschehen.« Wie schon Goethe sagte: »Doch rufen von drüben / Die Stimmen der Geister,
/ Die Stimmen der Meister: / Versäumt nicht zu üben, / Die Kräfte des Guten!«
R Wolfgang Liebeneiner B Georg Hurdalek K Werner Krien M Franz Grothe A Rolf Zehetbauer S Lisbeth Neumann P Utz Utermann D Ruth Leuwerik, Dieter Borsche, Bernhard Wicki, René Deltgen, Hans Nielsen | BRD | 105 min | 1:1,66 | f | 15. Februar 1957
# 869 | 25. Mai 2014
»Die Königin Luise in 50 Bildern für Jung und Alt«
AntwortenLöschenErstaunlich, was Du alles hast ... ;-)
»Was wir durchgemacht haben, Krieg, Flüchtlinge, Auseinanderreißen des Landes, fremde Besatzung, das darf doch nie wieder geschehen. Ja, und wenn alle lernen und aufpassen und mithelfen, dann kann es auch nie wieder geschehen.«
Schöne Worte, aber bei Wolfgang ICH KLAGE AN Liebeneiner, den Goebbels persönlich zum Professor machte, klingt das doch etwas schal. Hat Bliersbach einen Kommentar dazu?
Ich habe vor einigen Jahren mal eine TV-Doku über die Königin Luise gemacht; damals habe ich mich reichlich mit Luisen-Literatur eingedeckt, und aus diesem Fundus schöpfe ich immer noch ;-) … (Einen Ausschnitt aus Liebeneiners Film konnte ich seinerzeit leider nicht verwenden, da der Rechteinhaber (ich glaube, es war Kirch) einfach zu viel Geld verlangte.) Das Zitat ist, eingedenk der Karriere des Regisseurs natürlich in höchstem Grade fragwürdig, wie ja die ganze Darstellung Preußens als hilflosen Opfers der Geschichte das schlechte Gewissen des Nachkriegspublikums streichelt. Bliersbach erwähnt »Königin Luise« übrigens nicht, aus Liebeneiners umfangreichem Werk beschäftigt er sich mit »Liebe 47« und mit beiden Teilen der »Trapp-Familie«.
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