Zeugin der Anklage
Manchmal hilft nur die Wahrheit, wenn es gilt, die Wahrheit zu vertuschen … Es ist überaus spannend zu beobachten, wie Billy Wilder – unterstützt von einem bemerkenwerten Ensemble – Agatha Christies kühl durchkonstruierte kriminalistische Unterhaltungsmaschine in ein lebendiges Drama verwandelt. Tyrone Power verkörpert den des Mordes an einer älteren Gönnerin dringend verdächtigten Taugenichts Leonard Vole, über dessen charmantem Haupt die Schlinge des Galgens pendelt; Marlene Dietrich, als doppelspielerische (deutsche!) Ehefrau des Angeklagten, darf schmissig dazu singen (»Come on! Join the party! Have a hearty glass of rum!«) und (in zwiefachem Sinne) als wahrhaft große Schauspielerin brillieren: »I never faint because I’m not sure that I will fall gracefully and I never use smelling salts because they puff up the eyes.« Eigentlicher Star der wendungsreichen Londoner Gerichtsshow ist indes Charles Laughton in der dankbaren Rolle des ebenso brillanten wie herzschwachen, krankenschwesterlicher Kuratel immer wieder trickreich entschlüpfenden Verteidigers Sir Wilfrid Robarts, der das Heil seines Klienten umstandslos über die eigene angeschlagene Gesundheit stellt und staunend erleben muß, daß die Herstellung irdischer Gerechtigkeit nicht immer den vorgesehenen institutionellen Wegen folgt.
R Billy Wilder B Billy Wilder, Harry Kurnitz V Agatha Christie K Russell Harlan M Matty Malneck A Alexandre Trauner S Daniel Mandell P Edward Small D Charles Laughton, Tyrone Power, Marlene Dietrich, Elsa Lancaster, John Williams | USA | 116 min | 1:1,66 | sw | 30. Januar 1958
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