Paris gehört uns
»Paris n'appartient à personne.« – Anne, eine junge Frau aus der Provinz (Betty Schneider), zum Studium nach Paris gekommen, gerät in den Strudel einer mysteriösen (möglicherweise imaginären) Intrige: Juan, ein Exilspanier ist tot, vielleicht hat er sich umgebracht, vielleicht ist er ermordet worden; Anne, von den peu à peu ins Spiel gebrachten Verdachtsmomenten eines weltumspannenden Komplotts gleichermaßen beunruhigt und fasziniert, macht sich daran, die Hintergründe des rätselhaften Todes aufzuklären – auch um das Leben des (mutmaßlich) ebenfalls im Visier der nebulösen Verschwörer stehenden Theaterregisseurs Gérard (Giani Esposito) zu schützen … Jacques Rivette läßt ein paar vage Andeutungen fallen – McCarthy, Franco und die Falange, Schatten von Hiroshima – und schickt seine unbedarfte Protagonistin auf eine konfuse Recherche durch die Dachkammern, Hotelzimmer und Rive-gauche-Appartements der intellektuellen Bohème. Das Paris des Films – feindlich, eng, entseelt – wird zur Bühne eines kalten, (bewußt) inkohärenten Theaters der Paranoia, das seine sonderbare Stimmung in erster Linie aus dem Kontrast zwischen den statisch-distanzierten, oft beinahe manierierten Darbietungen der Akteure und der improvisatorischen Flüchtigkeit der Bilder gewinnt. Das Leben, von dem es einmal heißt, es sei nicht absurd aber chaotisch, scheint fundamental bedroht von zerstörerischen Kräften – Geld, Polizei, Ideologien –, die, verderblich hinter der Szene wirkend, allezeit zu ahnen, doch niemals zu greifen sind: »Le mal n’a pas qu’un visage. Ça serait trop facile.«
R Jacques Rivette B Jacques Rivette, Jean Gruault K Charles L. Bitsch M Philippe Arthuys S Denise de Casabianca P Roland Nonin, Claude Chabrol D Betty Schneider, Giani Esposito, Françoise Prévost, Daniel Crohem, François Maistre | F | 140 min | 1:1,37 | sw | 13. Dezember 1961
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