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5.1.56

Teufel in Seide (Rolf Hansen, 1956)

»Vorsicht, die Flut kommt!« Ein scheinbar vollkommen künstliches Melodram, das überdimensionale Gefühle in synthetischen (von Robert Herlth gebauten) Studioräumen ausstellt. Lilli Palmer spielt die Titelrolle, den »Teufel in Seide«, eine Frau von Welt (und Geld), die mit absoluter Ausschließlichkeit liebt, die dem begehrten Gegenüber im totalen Geben noch das Letzte nimmt, die der zerstörerischen Erfüllung ihrer Hingabe alles unterordnet, auch das eigene Leben. Curd Jürgens spielt das Objekt und Opfer dieser Liebe, einen redlichen (und, wie es sich gehört, brotlosen) Künstler, einen naiven Koloß, der unter dem massiven Beschuß von fataler Leidenschaft ins Wanken gerät. In präsenten Nebenrollen, dennoch fast zermahlen von der tödlichen Mechanik der Gefühle: Winnie Markus als Eule, die zur Nachtigall wird; Hilde Körber als Dienstmädchen, das die seelischen Klüfte der Herrschaft kennt; Adelheid Seeck als allwissende Schwester; Hans Nielsen als emphatischer Anwalt … Rolf Hansen verzahnt wirkungsvoll Schnulze und Krimi, Gewissensdrama und Gerichtsfilm, formt (basierend auf einem Roman von Gina Kaus) stilbewußt eine (beinahe) katastrophische Kolportage um Schuld und Gewissen, Berechnung und Mitleid, eine tragische Farce der (selbst-)mörderischen emotionalen Verstrickung. Nach wundersamer Entlastung in letzter Minute schließt der Film mit einer so frommen wie fragwürdigen Überzeugung: »Wenn man den Abgrund kennt, geht man sicherer.« Hier spricht wohl ein Volk, das eben noch klaren Sinnes in die Tiefe des Verderbens sprang, tröstend zu sich selbst.

R Rolf Hansen B Jochen Huth V Gina Kaus K Franz Weihmayr M Mark Lothar A Robert Herlth S Anna Höllering P Heinz Abel D Lilli Palmer, Curd Jürgens, Winnie Markus, Adelheid Seeck, Hilde Körber | BRD | 104 min | 1:1,66 | sw | 5. Januar 1956

12.6.42

Die große Liebe (Rolf Hansen, 1942)

»Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n, / Und dann werden tausend Märchen wahr.« Während eines kurzen Berlin-Aufenthaltes trifft der schneidige Jagdflieger Paul (Viktor Staal) auf die extravagante Sängerin Hanna (Zarah Leander) – er sieht sie auf der Bühne, erwartet sie nach der Vorstellung, folgt ihr in die U-Bahn, begleitet sie zu einem Abendempfang, landet schließlich mit ihr im Luftschutzkeller ihres Mietshauses. Das ungleiche Paar findet sich, verliert sich, verpaßt sich immer wieder, bleibt aber, trotz ausgefallener Hochzeit und fortgesetzter Trennung, eben doch: ein Paar – »fern und doch nicht fern«, füreinander bestimmt in den (wenigen) guten und den (vielen) schweren Tagen, die der Krieg den Verliebten zu bieten hat. Zwischen Berlin und Paris, zwischen Rom und Ostfront erfüllt sich »Die große Liebe« in Opfermut und in Pflichttreue, im Warten und im Verzicht, in unverlierbarer Hoffnung auf ein Wiedersehen, irgendwann, irgendwo. Rolf Hansen mischt mit propagandistischem Geschick Romanze, Revue und Kriegsfilm, gestaltet mit emotionaler Wirkungssicherheit ein doppeltes Melodram: So wie sich Hanna nach dem fast immer abwesenden Paul verzehrt, verzehrt sich Hannas musikalischer Begleiter Alexander (Paul Hörbiger) nach der anderweitig interessierten Diva. Die Liebe (≈ das Leben) in den Zeiten des Krieges erscheint als ewiges Später, als unweigerliches Woanders, als lustvoll leidendes Durchhalten: »Davon geht die Welt nicht unter, / Sieht man sie manchmal auch grau. / Einmal wird sie wieder bunter, / Einmal wird sie wieder himmelblau.«

R Rolf Hansen B Peter Groll, Rolf Hansen, Alexander Lernet-Holenia K Franz Weihmayr M Michael Jary A Walter Haag S Anna Höllering P Walter Bolz D Zarah Leander, Viktor Staal, Paul Hörbiger, Grete Weiser, Wolfgang Preiss | D | 100 min | 1:1,37 | sw | 12. Juni 1942