23.4.58

Touch of Evil (Orson Welles, 1958)

Im Zeichen des Bösen

»You’re a killer.« – »Partly. I’m a cop.« Der Noir-Thriller als Borderline-Erfahrung: In Los Robles, einer Kleinstadt an der Grenze zwischen Mexiko und den USA, werden ein wohlhabender Geschäftsmann und seine Geliebte durch eine Autobombe getötet. Die folgenden polizeilichen Ermittlungen bringen den amerikanischen Captain Hank Quinlan (monströs-verlottert: Orson Welles) und den mexikanischen Drogenfahnder Miguel Vargas (rational-gutmenschlich: Charlton Heston) professionell und emotional gegeneinander in Stellung – konstruiert der rassistische Quinlan, seinem kriminalistischem Beingefühl (»My game leg is startin’ to talk to me.«) folgend, schon mal passende Beweise, gerät der rechtschaffene Vargas (samt seiner frisch angetrauten blonden Ehefrau) in einen Strudel aus Heimtücke, Gewalt und Amoral ... Russell Mettys plakative Schwarzweiß-Fotografie scheut zur Veranschaulichung der prekären Zustände weder Weitwinkelverzerrungen noch schräge Perspektiven, während Henri Mancini Rock’n’Roll, Jazz und Pianolaklängen zu einem hektisch-aggressiven Soundtrack mixt. Orson Welles’ eigenwillige Kreuzung aus hysterisch-forciertem Genrestück und slam-poetischem Autorenfilm mißt der Aufklärung des explosiven Verbrechens konsequentermaßen deutlich weniger Bedeutung zu als der psychologische Sezierung einer ebenso überlebensgroßen wie selbstzerstörerischen Persönlichkeit und der schmuddelig-genießerischen Darstellung ihres unausweichlichen Untergangs. Quinlan, von Welles als ungeschlachter Fleischberg präsentiert, die Provinzkaffausgabe eines Charles Foster Kane oder Gregory Arkadin, ein Mann, dem das schmutzigste Mittel gerade recht ist, um sein Ziel zu erreichen, endet passenderweise in einem vermüllten Schlammloch – seine alte Flamme Tana (Marlene Dietrich als schwarzgelockte gypsy queen) zieht das unsentimentale Resümee: »He was some kind of a man. What does it matter what you say about people?«

R Orson Welles B Orson Welles V Whit Masterson (= Robert Allison Wade & H. William Miller) K Russell Metty M Hanry Mancini A Alexander Golitzen, Robert Clatworthy S Virgil Vogel, Aaron Stell P Albert Zugsmith D Orson Welles, Charlton Heston, Janet Leigh, Akim Tamiroff, Marlene Dietrich | USA | 95/111 min | 1:1,85 | sw | 23. April 1958

# 1093 | 29. Januar 2018

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