»Alle Geschehnisse dieses Films haben sich tatsächlich zugetragen.« Regisseur Jürgen Roland und Autor Wolfgang Menge, die sich mit ihrer erfolgreichen Fernsehreihe »Stahlnetz« als Spezialisten für halbdokumentarische Kriminalfilme (»Dieser Fall ist wahr!«) ausgewiesen haben, erkunden das Gebiet des Hamburger Polizeireviers 15, »ein halber Quadratkilometer zwischen Millerntor, Hafen und Nobistor«. 48 Stunden auf St. Pauli: Heilsarmee und Herbertstraße, Striptease und Flottenbesuch, reinster Nepp und kalter Mord. Protagonisten der kaleidoskopischen Nachtrevue rund um die Davidswache sind die Hauptwachtmeister Schriever und Glantz (Wolfgang Kieling als braver Beamter, dessen baldiger Tod zu Beginn der Erzählung angekündigt wird) sowie der nach vier Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassene Gentleman-Ganove Bruno Kapp (zynisch-brutal: Günther Ungeheuer) der, ganz anders als seine bieder-naive Freundin, nicht davon träumt, ein kleines Haus im Vorort zu beziehen; dazu gesellen sich Dutzende aus dem Leben (oder aus dem Groschenheft) gegriffene Figuren, die, nach kurzer schlaglichtartiger Beleuchtung, wieder in der Anonymität der Großstadt abtauchen. Im Widerspruch zum Bemühen um journalistische Nüchternheit, versetzen Roland und Menge die pointierten Vignetten aus dem schillernden Amüsierbetrieb mit einer gewissen Portion fatalistischer Melodramatik und einem guten Schuß piefiger Kiez-Sentimentalität, wodurch zwar die Authentizität, nicht aber der Unterhaltungswert ihrer Milieustudie beeinträchtigt wird.
R Jürgen Roland B Wolfgang Menge K Günter Haase M Günter Marschner A Dieter Bartels, Dieter Reinecke S Susanne Paschen P Hans Eckelkamp D Wolfgang Kieling, Günther Neutze, Günther Ungeheuer, Hannelore Schroth, Silvana Sansoni, Jürgen Draeger | BRD | 101 min | 1:1,66 | sw | 9. September 1964
# 1020 | 22. August 2016
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