18.1.62

Tanz am Sonnabend – Mord? (Heinz Thiel, 1962)

Mühlbach ist ein ganz normales Dorf in der DDR. Es gibt einen Gasthof und einen Feuersee, eine aufstrebende LPG und den Club der Ewiggestrigen, es wird gesächselt, daß sich die Scheunenbalken biegen. Apropos: Eines Sonnabends im Februar 1960 (nach einer Tanzveranstaltung) hängt in Paul Gäblers (lichterloh brennender) Scheune ein Toter am Balken: Paul Gäbler selbst. Alles spricht dafür, daß die gesellschaftspolitischen Umstände den eigensinnigen Bauern in den Freitod getrieben haben – alles, nur nicht das Seil: Es ist zu kurz für einen Selbstmord … Ein winterkalter Milieukrimi aus der Schlußphase der (Zwangs-)Kollektivierung der ostdeutschen Landwirtschaft; neben Mord bringt Regisseur Heinz Thiel – teilweise in Rückblenden, die aus subjektiver (Zeugen-)Sicht präsentiert werden – noch Brandstiftung und unerlaubten Waffenbesitz, Betrug und Ehebruch ins Spiel. Auch wenn hinter der beschaulichen Kulisse also einiges im Argen liegt, hat der ermittelnde Oberleutnant der Volkspolizei (latent verschnupft: Gerry Wolff) nicht allzu viel Mühe, den Fall zu lösen und die Ordnung der sozialistischen Gesellschaft wiederherzustellen – zumal Raffgier und Egoismus ja lediglich betrübliche Nachwirkungen von historisch längst überwundenen Denkmustern und Verhaltensweisen darstellen.

R Heinz Thiel B Lothar Creutz, Carl Andrießen K Horst E. Brandt M Helmut Nier A Herbert Nitzschke S Wally Gurschke P Paul Ramacher D Gerry Wolff, Rudolf Ulrich, Albert Garbe, Johannes Arpe, Ruth Kommerell | DDR | 87 min | 1:1,37 | sw | 18. Januar 1962

# 979 | 23. November 2015

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