Monsieur Verdoux – Der Frauenmörder von Paris
»As a mass killer, I am an amateur.« In der letzten Einstellung entfernt sich Charlie Chaplin, mit dem Rücken zur Kamera, langsam vom Zuschauer, so wie er es in seinen früheren Filmen immer wieder getan hat. Aber in diesem Falle geht er nicht stöckchenschwingend mit kleinen Ausfallhüpfern, sondern schweren Schrittes mit auf den Rücken gefesselten Händen. Er ist nicht mehr der Tramp auf dem Weg ohne Ende, sondern ein verurteilter Frauenmörder, der zum Schafott geführt wird. Der Anfang des Films hatte über diesen Ausgang keinen Zweifel gelassen: »Monsieur Verdoux« beginnt mit dem Grabstein desselben und mit der Stimme des Toten, der anhebt, die eigene Geschichte zu erzählen … »Based on an idea by Orson Welles« heißt es im Vorspann, und vielleicht könnte diese »comedy of murders« auch den Titel »Citizen Verdoux« tragen, denn wie Charles Foster Kane, der berühmte (Anti-)Held einer amerikanischen »Erfolgs«story, ist Henri Verdoux ein Archetyp: ein guter Bürger, der aus materieller Not (und intellektueller Befähigung) zum Reisenden in Sachen Gewaltverbrechen wird. In schmucklos kalten Bildern entrollt Chaplin die (von den Taten des französischen Serienmörders Henri Désiré Landru inspirierte) Biographie eines Rosenzüchters und Philosophen, eines liebenden Familienvaters und Gelegenheitsmenschenfreunds, der dem Töten als Geschäft nachgeht, bis er erkennen muß, daß er, in Zeiten von Wirtschaftskrisen und sozialen Konflikten, von Weltkriegen und Massenvernichtungswaffen, sein Business in viel zu kleinem Maßstab betrieben hat: »One murder makes a villain; millions, a hero. Numbers sanctify.«
R Charles Chaplin B Charles Chaplin K Roland Totheroh M Charles Chaplin A John Beckman S Willard Nico P Charles Chaplin D Charles Chaplin, Martha Raye, Isobel Elsom, Marilyn Nash, Mady Correll, Robert Lewis | USA | 124 min | 1:1,37 | sw | 11. April 1947
# 957 | 29. Juni 2015
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen