4.3.60

Il bell’Antonio (Mauro Bolognini, 1960)

Bel Antonio

Nach einigen in Rom verbrachten Jahren kehrt Antonio (Marcello Mastroianni) in seine Heimatstadt Catania zurück. Der attraktive Sohn aus gutem Hause steht im Ruf eines unwiderstehlichen Don Juan, vor dessen Tür die Frauen heulen wie rollige Katzen. Doch eine gewisse Melancholie umweht den Schwerenöter, den der ambitiöse Vater (Pierre Brasseur) mit einer jungen Frau aus vermögender Familie verheiraten will. Antonio, obwohl von den Plänen zunächst wenig begeistert, verliert sein Herz an das Bild der ihm zugedachten Braut: Barbara (Claudia Cardinale) erscheint dem erschöpften Casanova wie der Inbegriff von Reinheit, wie ein Versprechen auf Erlösung … Mauro Bolognini (Regie) und Pier Paolo Pasolini (Drehbuch) erzählen (nach einen Roman des sizilianischen Autors Vitaliano Brancati) eine gallige Komödie der Impotenz, eine sarkastische Betrachtung der Zerstörungskraft versteinerter Geschlechterrollen (und der Ehe als Geschäftsmodell), eine tragische Farce über das Versagen im Moment der Erfüllung. Die Liebe selbst ist es, die den routinierten Liebhaber körperlich erschlaffen läßt, die in ihm Abscheu vor der eigenen wahnhaften Männlichkeit erregt … »Il bell’Antonio« treibt die Geschichte der Unlust mit gnadenloser Folgerichtigkeit an ihr groteskes Ende: Als die engelhafte Barbara ein Jahr nach der Hochzeit noch immer unberührt ist, wird der ewige Bund mit Antonio annulliert. Der Vater stirbt beim Versuch, die Familienehre zu retten, indem er im Bordell die eigene Zeugungsfähigkeit unter Beweis stellt. Die Schwangerschaft eines Dienstmädchens ist für die trauernde Witwe willkommener Anlaß, die Leistungsstärke ihres Sohnes in die Nachbarschaft hinauszuschreien: Der Gockel ist tot, es lebe der Gockel.

R Mauro Bolognini B Pier Paolo Pasolini, Gino Visentini V Vitaliano Brancati K Armando Nannuzzi M Piero Piccioni A Carlo Egidi S Nino Baragli P Alfredo Bini D Marcello Mastroianni, Claudia Cardinale, Pierre Brasseur, Rina Morelli, Tomas Milian | I & F | 105 min | 1:1,37 | sw | 4. März 1960

# 920 | 18. November 2014

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