»Alles, was man will, das kann man nicht haben.« Hans Epp (Hans Hirschmüller), der von seiner Umgebung (von Mutter, Geschwistern, Ehefrau) in Rollen gedrängt wird, die ihm nicht wesensgemäß sind, sieht sich außer Stande, Pressionen und Zwängen etwas anderes entgegenzusetzen als seinen Tod … Mechaniker möchte Hans werden, aber die Mutter akzeptiert für ihren Sohn keinen schmutzigen Beruf; nach dem Gymnasium geht er aus verzweifeltem Protest zur Fremdenlegion, später zur Polizei, wird nach unehrenhafter Entlassung aus dem Staatsdienst schließlich ambulanter Obsthändler (en français: ›marchand des quatre-saisons‹), weswegen ihn seine »große Liebe« (Ingrid Caven) als Gatten verschmäht, und heiratet eine mißfällige Frau (Irm Hermann) … Die traurige Geschichte eines Überflüssigen, das tödliche Melodram einer unerwiderten Zuneigung zum Leben. Hans, der Sensible, der so viel Warmherzigkeit in seine Stimme zu legen weiß, wenn er auf den Höfen Birnen feilbietet, wird zum Säufer, zum Schläger, zum Herzkranken, zum Schwermütigen, der nicht mehr will, weil seine anpasserisch-kleinbürgerliche Welt ihn verachtet für eben das, was er sich von ihr hat überstülpen lassen. Rainer Werner Fassbinder wartet auf mit trister Alltagsprosa aus poetisch überhöhten Wirtschaftswunderzeiten, mit einfachen, klaren Bilder (Kamera: Dietrich Lohmann) von deprimierend prekären (Familien-)Verhältnissen, mit überreicher arte povera, die auch den Überlebenden des Dramas wenig Hoffnung macht: »Deine Sehnsucht kann keiner stillen, / Wenn die Träume sich auch erfüllen.«
R Rainer Werner Fassbinder B Rainer Werner Fassbinder K Dietrich Lohmann A Kurt Raab S Thea Eymèsz P Rainer Werner Fassbinder D Hans Hirschmüller, Irm Hermann, Klaus Löwitsch, Ingrid Caven, Hanna Schygulla | BRD | 88 min | 1:1,37 | f | 10. Februar 1972
# 896 | 14. Juli 2014
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