Cabaret
»I am a camera with its shuter open, quite passive, recording, not thinking«, heißt es am Anfang von Christopher Isherwoods Roman »Goodbye to Berlin«, auf dem »Cabaret« sehr frei basiert (man könnte auch sagen: aus dem es sich bedient). Genau wie das Buch bleibt der Film betont zurückhaltend in der Bewertung des Aufgezeichneten, auch wenn Regisseur Bob Fosse mitunter eine leicht verzerrende Linse vor seine Optik schraubt. Der Ort des Geschehens: Berlin, kurz vor dem Machtantritt der Nazis. Das Personal: ein Querschnitt durch die damalige Spaßgesellschaft, die puppenlustig ins Verderben schwoft. »Cabaret« nimmt die abgedroschene Formulierung vom »Tanz auf dem Vulkan« konsequent wörtlich und erzählt die Höllenfahrt in die historische Katastrophe als mitreißendes Musical (das zudem einiges über die nostalgische Gefühlswelt der 1970er Jahre verrät). Vor allem die durchweg herausragenden Darsteller und die exzellenten Choreographien machen den Film zum Klassiker (nicht nur) seines Genres. Neben Liza Minnellis und Joel Greys fulminanten Kit-Kat-Club-Auftritten brennt sich besonders jene Szene ins Gedächtnis, in der (fast) alle Besucher eines Biergartens nach und nach in den sentimentalen, national-erweckten Gesang eines Hitlerjungen einstimmen: »Tomorrow belongs to me!« – tja, wie man’s nimmt... Ganz ohne jede Gefühlsduselei, fast wie nebenbei, beobachtet »Cabaret« auch noch zwei sehr schöne, sehr wehmütige Liebes geschichten.
R Bob Fosse B Jay Presson Allen V Christopher Isherwood, John Van Druten K Geoffrey Unsworth M John Kander A Rolf Zehetbauer S David Bretherton P Cy Feuer D Liza Minnelli, Michael York, Joel Grey, Helmut Griem, Marisa Berenson, Fritz Wepper | USA | 124 min | 1:1,85 | f | 13. Februar 1972
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen