20.9.63

Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (Paul May, 1963)

Nach der erfrischend respektlosen Remake-Travestie »Das Testament des Dr. Mabuse« (er)schlägt Produzent Artur Brauner zwei Fliegen mit einer Klappe, indem er den unsterblichen Super-Verbrecher in einen (ziemlich banalen) Reißer aus der Feder seines Hausautoren Bryan Edgar Wallace versetzt. Kinematographische Gesellschaftskritik war in den Mabuse-Filmen längst nicht mehr im Spiel, doch mit dem holprigen Crossover aus elektronischer Gedankenkontrolle, seniler Allmachtsphantasie und konventionellem Postraub erreicht die Reihe einen eklatanten Tiefpunkt. Das triste Einerlei aus einfallsarmem Buch (Ladislas Fodor) und lustloser Inszenierung (Paul ›08/15‹ May), aus gelangweiltem Spiel und fader Fotografie durchbricht gelegentlich Agnes Windeck (als kriminalistisch instinktsichere Mutter des ermittelnden Geheimdienstmannes Peter van Eyck) mit der outrierten Zelebrierung jenes Humors, den deutsche Filmschaffende, warum auch immer, für britisch halten.

R Paul May B Ladislas Fodor V Bryan Edgar Wallace, Norbert Jacques K Nenad Jovicic M Rolf Wilhelm A Hanns H. Kuhnert S Walter Wischniewsky P Artur Brauner D Peter van Eyck, Dieter Borsche, Walter Rilla, Werner Peters, Klaus Kinski, Agnes Windeck | BRD | 90 min | 1:1,37 | sw | 20. September 1963

# 860 | 8. Mai 2014

2 Kommentare:

  1. Ah, ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Dir und Oliver! Wer wird els erster auf der Todesstrahlen-Ziellinie einlaufen? ;-)

    Agnes Windeck erinnerte äußerlich ja etwas an Katie Johnson in LADYKILLERS. Vielleicht dachte man, dass das schon für "britischen Humor" ausreicht.

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    1. :-) Ich hatte ja vor geraumer Zeit mal eine Dr.-Mabuse-Retro fürs ›Magazin des Glücks‹ gemacht und die beiden letzten Brauner-Produktionen weggelassen, weil ich sie in so schlechter Erinnerung hatte. Hat sich hiermit bestätigt. Bei »Scotland Yard« absolvierte immerhin noch mein Vater einen Komparsenauftritt (als Polizist neben Professor Pohland!), aber eine Wiederbegegnung mit den »Todesstrahlen« werde ich mir vorerst verkneifen. Gespannt bin ich allerdings auf die demnächstige Pidax-Veröffentlichung von Francos »Dr. M. schlägt zu«.

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