17.4.68

La mariée était en noir (François Truffaut, 1968)

Die Braut trug schwarz

Liebe über den Tod hinaus. Gemordete Liebe, die über Leichen geht. Ein grausames Märchen, eine melodramatische Thrillerabstraktion. Julie Kohler (≈ colère), die aller Illusionen beraubte Braut, rächt den Tod ihres prince chamant, den kurz nach der Trauung auf den Stufen der Kirche eine Kugel traf. Fünf Männer sind für die Tat verantwortlich, fünf Männer werden sterben – keine Mission, sondern eine Arbeit, die getan werden muß. Übermächtige Vergangenheit verlängert sich in eine Zukunft, die keine Erlösung, keine Nachsicht, die nur Vollstreckung eines Urteils kennt. François Truffaut schildert ohne Umschweife (im übertragenen Sinne: ohne Adjektive) die Geschichte einer heiß-kalten Obsession, beschreibt präzise, luzid, transparent die blutige Reise durch ein Fantasieland, die Fahrt durch einen Tunnel, der Schuld und Unschuld, der Weiß und Schwarz verbindet. Jeanne Moreau ist die Braut, gefühllos und hochemotional, vollkommen klar und absolut wahnsinnig, eine jungfräuliche Jägerin, ein mörderischer Engel, eine (un-)menschliche Guillotine. Von Anfang an besteht kein Zweifel, daß Julie erreichen wird, was sie sich vorgenommen hat – wenn sie auch niemals mehr bekommen kann, was sie eigentlich will.

R François Truffaut B François Truffaut, Jean-Louis Richard V William Irish (= Cornell Woolrich) K Raoul Coutard M Bernard Herrmann A Pierre Guffroy S Claudine Bouché P Marcel Bebert D Jeanne Moreau, Michel Bouquet, Jean-Claude Brialy, Charles Denner, Michael Lonsdale, Daniel Boulanger, Claude Rich | F & I | 107 min | 1:1,66 | f | 17. April 1968

# 771 | 15. September 2013  

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