13.5.76

Monsieur Klein (Joseph Losey, 1976)

Monsieur Klein

»Allô … Robert Klein?« – »Qui est à l’appareil?« – »Robert Klein.« Es ist ein ganz normaler Vormittag während der deutschen Okkupation, als Monsieur Klein (Alain Delon) vor seiner Tür eine Zeitschrift findet, die er nicht abonniert hat. Mit der ungebetenen Zustellung der ›Informations juives‹ gerät der mondäne Pariser Antiquitätenhändler, der in letzter Zeit gute Geschäfte macht mit Menschen, die (ohne daß sie etwas Böses getan hätten) unter einem gewissen Druck stehen, in den eigentümlichen Apparat der Bürokratie. Schnell drängt sich der Verdacht auf, daß es einen zweiten Robert Klein gäbe, einen Verfolgten, der sich zum Schutz seines bedrohten Lebens hinter der Identität des gleichnamigen Geschäftsmannes verbärge. Monsieur Klein erlebt die Spaltung seiner Persönlichkeit, erfährt die Verwandlung in einen Anderen, muß sein erodierendes Selbst vor einem wahnsinnig-konsequenten Gesetz verteidigen, findet sich wieder in einer Strafkolonie der Absonderung, Entwürdigung, Vernichtung. Joseph Losey erzählt eine historisch präzise lokalisierte Geschichte als blaßgrauen Alptraum, als zwangsläufige Ausbreitung einer tödlichen Idee in der ungesicherten Wirklichkeit, als furchterregend-ordentlichen Prozeß, in dem das Urteil längst feststeht. Monsieur Delon geht durch dieses Geschehen mit der ungläubig-gefrorenen Miene desjenigen, der in einem schwarzen Spiegel die unaufhaltsame Dekonstruktion seiner ehedem festgefügten Welt beobachtet und vor Entsetzen nicht fähig ist zu schreien.

R Joseph Losey B Franco Solinas K Gerry Fisher M Egisto Macchi, Piero Porte A Alexandre Trauner S Henri Lanoë P Alain Delon D Alain Delon, Michel Lonsdale, Jeanne Moreau, Francine Bergé, Juliet Berto | F & I | 123 min | 1:1,66 | f | 13. Mai 1976

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen