Victor Vicas’ Drama einer (doppelten) weltanschaulichen Entfremdung beginnt im Mai 1945 mit dem Einmarsch der Roten Armee ins zerstörte Berlin. Mit beinahe neorealistischer Rauhheit wird die kurze, aber folgenreiche Begegnung des sowjetischen Offiziers Mischa (Ivan Desny) und des deutschen Mädchens Anna (Ruth Niehaus) geschildert; als sich die beiden sieben Jahre später wiedertreffen – er als Mitglied einer Industriekommission, sie als Sekretärin des Ostberliner MGB-Chefs (alarmierend: René Deltgen) –, entdecken sie sehr zögerlich ihre Liebe (wieder), um alsbald in einen Strudel aus Angst, Intrige und Mißtrauen zu geraten, der ihnen nur eine Ausflucht läßt … Auch »Weg ohne Umkehr« nutzt zur Darstellung des dramatischen Zeitgeschehens Elemente der Kolportage und malt (vor allem gegen Ende der Erzählung) expressive Bilder der zerklüfteten Trümmerlandschaften, doch ist es vielleicht die erzwungenermaßen kosmopolitische Biographie des Regisseurs (Vicas, als Sohn jüdischer Eltern in Moskau geboren, wuchs in Berlin auf, emigrierte zunächst nach Paris, floh später nach New York, arbeitete nach dem Kriegsdienst in der US-Armee als Dokumentarfilmer in Italien, Israel und Frankreich), die eine, in den Tagen des Kalten Krieges seltene, unideologische Abgewogenheit ermöglicht (oder geradezu bewirkt). Das zurückhaltend-sensible Spiel Desnys (eines weiteren »Weltbürgers«) trägt gleichermaßen zur sachlichen Emotionalität des Werks bei.
R Victor Vicas B Gerhard T. Buchholz, Victor Vicas V Gregory Klimow K Klaus von Rautenfeld M Hans-Martin Majewski A Alfred Bütow, Ernst Schomer S Ira Oberberg P Gerhard T. Buchholz, Stuart Schulberg D Ivan Desny, Ruth Niehaus, René Deltgen, Karl John, Lila Kedrova | BRD | 95 min | 1:1,37 | sw | 6. November 1953
Es kommt selten vor, dass man von einem deutschen Film aus den 50ern noch nie etwas gehört hat - und meistens gehören die "Vergessenen" zu den besten. - Schade, dass ich dich erst nach dem Ende der "Aktion deutscher Film" entdeckt habe! Du wärst eine Bereicherung gewesen.
AntwortenLöschenIch bin (wegen meines Faibles für Geschichten und Bilder aus dem geteilten Berlin) schon vor längerer Zeit auf diesen Film aufmerksam geworden, habe ihn aber erst vor gut zwei Jahren in einer Retro mit deutschen Kalte-Kriegs-Filmen gesehen. Jetzt ist er tatsächlich auf DVD erschienen. Lohnt einen Blick – zumal die Schlußszene in meiner Straße gedreht wurde … ;) Was die Aktion DÖS betrifft: Habe ich aufmerksam verfolgt (klasse Idee!), wäre aber wohl zu spät gekommen, da ich diese Seite hier ja erst Ende letzten Jahres eingerichtet habe.
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