Irrtum im Jenseits
»This is the story of two worlds …« Eine phantastische Romanze? Eine romantische Phantasie? Eine Beziehungskomödie zwischen Alter und Neuer Welt? Ein transatlantisches Melodram? Eine Reise vom (farbigen) Diesseits ins (schwarzweiße) Jenseits (und wieder zurück)? Eine Krankengeschichte? Ein Wunderbericht? Ein Gerichtsdrama? … In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs gerät der englische Pilot Peter (David Niven) über dem Kanal in Lebensgefahr; kurz vor dem Absturz hat er Sprechkontakt zur amerikanischen Funkerin June (Kim Hunter) – zwei Stimmen treffen sich im Äther, verlieben sich in Hörweite des Todes. Der Flieger (der auch ein Dichter ist) überlebt den Absprung ohne Fallschirm (!) – und findet zu seinem Mädchen. Wieso ist Peter nicht tot? Hat der überirdische Conductor 71 (Marius Goring) im dichten Nebel am Unglücksort seine Zielperson verfehlt? Oder leidet der Davongekommene schlicht an Halluzinationen infolge einer schweren Geistesstörung? Powell und Pressburger halten ihr erstaunlich vielschichtiges Werk sorgsam in der Schwebe zwischen Leben und Tod, zwischen Materie und Metaphysik, zwischen Ewigkeit und Tagesaktualität; die Liebe, welche nimmer aufhört, ist ebenso Thema dieser barocken Vision wie die komplizierte special relationship zwischen England und Amerika: Alliierte, die einstmals autoritäres Mutterland und rebellierende Kolonie waren, Gleichgesinnte, die heute dieselbe und doch eine ganz andere Sprache sprechen. »A Matter of Life and Death« erzählt emphatisch und scharfsinnig (sowie visuell überaus erfindungsreich) von schicksalhaft Verbundenen, die sich kaum kennen und einander (vielleicht gerade darum) tief vertraut sind, die trotz aller Gegensätze nur gemeinsam eine Chance haben: »Love rules the court, the camp, the grove, and men below, and saints above; for love is heaven, and heaven is love.«
R Michael Powell, Emeric Pressburger B Michael Powell, Emeric Pressburger K Jack Cardiff M Allan Gray A Alfred Junge S Reginald Mills P Michael Powell, Emeric Pressburger D David Niven, Kim Hunter, Roger Livesey, Marius Goring, Raymond Massey | UK | 104 min | 1:1,37 | f | 1. November 1946
Auch ein Film, über den ich gelegentlich schreiben möchte (du irrst mir im Moment ein wenig zu sehr im England der 40er Jahre umher!). Ich stimme dir aber in jedem Punkt zu, könnte meine Besprechung des etwas vernachlässigten Powell/Pressburger-Films nur gewohnt in die (gähnende) Länge ziehen. ;)
AntwortenLöschenDas Herumirren ist mein Prinzip :) – sozusagen vom Hölzchen aufs Stöckchen und dann schnell weiter. (Hauptsache, es wird nicht langweilig.) Die 40er habe ich mir vor einiger Zeit vorgenommen, weil sie in meinem »Kalendarium« ziemlich unterrepräsentiert waren (und immer noch sind). Es werden möglicherweise auch noch einige deutsche Filme aus diesem Jahrzehnt folgen. Die Kürze meine Kommentare ist übrigens eine ganz bewußte Entscheidung. Ich bin großer Fan der Film-Texte, die Pauline Kael für die »New Yorker«-Rubrik »Goings On About Town« geschrieben hat (als Buch erschienen unter dem Titel »5001 Nights at the Movies«). Ich bin zwar nicht annähernd so streitbar (und auch nicht so sprachgewandt) wie sie, aber die kondensierte (möglichst anschauliche) Knappheit ihrer Beschreibung ist mein Vorbild. (David Thomsons »Have You Seen …?« finde ich übrigens auch großartig.) Womit ich natürlich nichts gegen lange, vertiefende Texte gesagt haben will … :)
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