Die Pforten der Nacht
»Les enfants qui s'aiment s'embrassent debout / contre les portes de la nuit.« Eine Nacht im langen, harten Winter, der auf den kurzen, wunderbaren Sommer der Befreiung von Paris folgt – zwischen Abenddämmerung und Morgengrauen begegnen sich vormalige Widerständler und saturierte Ex-Kollaborateure, kleine Leute und falsche Helden, ein verträumter Draufgänger (Yves Montand) und »la plus belle fille du monde« (Nathalie Nattier); ein allgegenwärtiger Straßensänger mit flachem Hut und schäbigem Mantel (Jean Vilar) macht das Versprechen der ganz großen Liebe und verkündet in gleichem Atemzug die Erfüllung des unentrinnbaren (= tödlichen) Schicksals … Marcel Carné (Regie) und Jacques Prévert (Drehbuch) versuchen den Spagat zwischen teilnehmend-präziser Beschreibung der schwierigen französischen Nachkriegswirklichkeit und melodramatischer Mystifikation; Alexandre Trauners poetisch überhöhte (Studio-)Bauten – eine quirlig belebte Métro-Station, ein archetypisches Mietshaus, ein verkramter Lagerschuppen, eine Brücke über den Kanal, einsame Straßen und Bahngleise am Gasometer – erschaffen ein theatralisches Kondensat urbaner (und menschlicher) Randzonen; Philippe Agostinis nachtfarbene Bilder beschwören die Schatten der Vergangenheit und die Unbestimmtheit der Zukunft; Joseph Kosmas Kompositionen schwelgen in der Sehnsucht nach einem fernen Glück, das so nah zu liegen scheint: hinter der Scheibe eines haltenden Automobils, hinter den Streben eines Gitters, in einem Lied, in einem Namen.
R Marcel Carné B Jacques Prévert K Philippe Agostini M Joseph Kosma A Alexandre Trauner S Jean Feyte P Raymond Borderie D Yves Montand, Nathalie Nattier, Pierre Brasseur, Serge Reggiani, Jean Vilar | F | 120 min | 1:1,37 | sw | 3. Dezember 1946
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