Modesty Blaise – Die tödliche Lady
»She is the shadow on your bedroom wall, / she is the dream you never found.« Hätte Michelangelo Antonioni jemals einen James-Bond-Film inszeniert, wäre das Ergebnis vielleicht ähnlich sonderbar ausgefallen wie Joseph Loseys trivial-traumverlorene Adaption eines zeitgeistigen ›Evening Standard‹-Comics. Monica Vitti als vollblütig-zweifelhafte Weltklassesagentin Modesty Blaise, Terence Stamp als lässig-zupackender Sidekick Willie Garvin, Dirk Bogarde als arglistig-geschmäcklerischer Schurke Gabriel, Rossella Falk als gelangweilt-sadistische Schergin Mrs. Fothergill – der Cast ist quintessentiell sixties; das Design schillert vielfarbig zwischen Op und Pop; die Regie verweigert nicht nur konsequent jede dramatische Sensation in dieser läppischen Spionagestory um Diamanten, Ölscheichs und verspielte Folter, in diesem artifiziellen Abenteuer zwischen London, Amsterdam und Mittelmeer, sie unterläßt auch genüßlich das herkömmliche Erzählen: Es reiht sich einfach nur Moment an Moment, Panel an Panel. Damit ist »Modesty Blaise« in gewisser Weise wieder dort angekommen, wo ihre ästhetischen Wurzeln liegen – beim daily strip.
R Joseph Losey B Evan Jones V Peter O’Donnell K Jack Hildyard M John Dankworth A Richard Macdonald S Reginald Beck P Joseph Janni D Monica Vitti, Terence Stamp, Harry Andrews, Dirk Bogarde, Rosella Falk | UK | 119 min | 1:1,66 | f | 5. Mai 1966
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