Berührungen
Andreas (abgeklärt: Max von Sydow) und Karin (aufgeräumt: Bibi Andersson) leben mit zwei Kindern nebst Hund in einem hübschen Haus am Stadtrand. Gemeinsam liest man im Garten das Fallobst auf. Abends wird Schach gespielt. Es herrscht gutbürgerliche Harmonie – präsentiert wie ein Ikea-Glücksprospekt, unterlegt mit beschwingter Fahrstuhlmusik. Dann kommt der große Gefühlsknall in Gestalt des amerikanischen Archäologen David (rauhbautzig: Elliot Gould), der eine nahegelegene Kirche restauriert. Karin – sie weiß zunächst selbst nicht, warum – beginnt eine Affäre mit dem fordernden, zwischen Handgreiflichkeit und Depression, Hingabe und Verweigerung schwankenden Fremd-Körper. Andreas verhält sich indifferent, überläßt die Entscheidung über die eheliche Zukunft allein seiner Frau. Daß Ingmar Bergman sich in grellen Symbolismen ergeht (eine lächelnde gotische Madonna, Bild der Beziehung zwischen Karin und David, wird von Parasiten zerfressen; das Geschrei einer Kreissäge begleitet den Ehebruch) wäre vielleicht leichter zu akzeptieren, würde die existentielle Erschütterung aller Beteiligten nicht nur kühl behauptet sondern filmisch erfahrbar gemacht – doch »Beröringen« bleibt (trotz Anderssons beeindruckender Performance) eine Konstruktion vom emotionalen Reißbrett.
R Ingmar Bergman B Ingmar Bergman K Sven Nykvist M Carl Michael Bellman A P. A. Lundgren, Ann-Christin Lobråten S Siv Lundgren P Lars-Owe Carlberg, Ingmar Bergman D Elliott Gould, Bibi Andersson, Max von Sydow, Sheila Reid, Barbro Hiort af Ornäs | S & USA | 115 min | 1:1,85 | f | 14. Juli 1971
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