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17.12.72

Avanti! (Billy Wilder, 1972)

Avanti, Avanti! 

Ein sittenstrenger Geschäftsmann (Jack Lemmon) muß erkennen, daß sein verstorbener sittenstrenger Vater regelmäßig Urlaub von den strengen Sitten nahm – und tut’s dem teuren Toten sodann mit der Tochter der (nicht zufälligerweise ebenfalls verstorbenen) langjährigen väterlichen Geliebten (Juliet Mills) fröhlich nach … In seinem mediterran-legeren Alterswerk reiht Billy Wilder einen italienischen Moment an den anderen und läßt seinen linden Hauch von Story zweieinhalb Stunden lang zart über den Betrachter hinstreichen – ohne daß zu irgend einem Zeitpunkt die liebenswürdige Spannung zwischen den Figuren nachließe oder der feingesponnene Erzählfaden durchhinge. Vergnügen (beinahe) senza fine.

R Billy Wilder B Billy Wilder, I. A. L. Diamond V Samuel A. Taylor K Luigi Kuveiller M Carlo Rustichelli A Fernandino Scarfiotti S Ralph E. Winters P Billy Wilder D Jack Lemmon, Juliet Mills, Clive Revill, Edward Andrews, Gianfranco Barra | USA | 140 min | 1:1,85 | f | 17. Dezember 1972

17.12.69

Topaz (Alfred Hitchcock, 1969)

Topas

Eine Spionagefilm, der wie ein James-Bond-Abenteuer um die halbe Welt führt – von Kopenhagen über Washington, New York und Kuba nach Paris –, auf genreübliche Spannung und Sensationen jedoch weitgehend verzichtet. »Topaz« handelt von der schwierigen Enttarnung kommunistischer Spitzel in hohen französischen Regierungskreisen sowie von der klandestinen Stationierung sowjetischer Raketen auf Kuba, doch mehr als auf die explosive politische Gemengelage des Kalten Krieges richtet Alfred Hitchcock sein Augenmerk auf die zwischenmenschliche Dimension von Lüge und Abtrünnigkeit. Im Mittelpunkt des verzweigten Personengeflechts steht André Devereaux (Frederick Stafford – der sich geheimdienstlich-darstellerische Sporen als Gentleman-Agent OSS 117 verdiente), als französischer Agent in den Vereinigten Staaten stationiert, der nicht nur seine Frau mit einer rassigen kubanischen Freiheitskämpferin betrügt, sondern auch seine berufliche Loyalität (mindestens) halbiert. Der »Held« entpuppt sich dabei als ausgesprochen berechnender Charakter, der (als Spiegelbild der unmenschlichen Verhältnisse) immer wieder andere Figuren aufs Schachbrett schiebt und bisweilen ziemlich ungerührt über die Klinge springen läßt. Hitchcock legt nach den handwerklichen Pfuschereien von »Marnie« und »Torn Curtain« wieder größeren Wert auf sorgfältige Ausstattung und stilvolle Fotografie, inszeniert das breit angelegte, elliptisch strukturierte Werk allerdings bemerkenswert unpersönlich. It’s spy business as usual.

R Alfred Hitchcock B Samuel A. Taylor V Leon Uris K Jack Hildyard M Maurice Jarre A Henry Bumstead Ko Edith Head S William H. Ziegler P Alfred Hitchcock D Frederick Stafford, John Forsythe, Dany Robin, Karin Dor, John Vernon | USA | 143/127 min | 1:1,85 | f | 17. Dezember 1969

# 936 | 26. Januar 2015

29.6.61

Goodbye Again (Anatole Litvak, 1961)

Lieben Sie Brahms?

»Goodbye Again« erzählt aus dem Leben einer sehnsüchtigen Frau von 40 Jahren (Ingrid Bergman), die sich nicht traut, an die wahre Liebe in Gestalt eines stürmischen Mittzwanzigers (Anthony Perkins) zu glauben, und stattdessen an der Seite ihres alerten, flatterhaften longtime companion (Yves Montand) verbittern wird. Die Romanvorlage von Françoise Sagan (»Aimez-vous Brahms?«) berührt durch knappe, kühle Melancholie, Anatole Litvaks Adaption buchstabiert den tristen Pariser Dreier melodramatisch aus: feuchte Augen (Bergman), überspanntes Lachen (Perkins), demonstrative Dackelfalten (Montand). Auch wenn Alexandre Trauner (Bauten), Georges Auric (Musik), Armand Thirard (Kamera) und der supporting cast (unter anderem Jessie Royce Landis als spleenige Mutter – was sonst?) vorzügliche Arbeit leisten, ist das Ganze weniger als die Summe seiner Teile. »It’s farewell and goodbye again, my love.«

R Anatole Litvak B Samuel A. Taylor V Françoise Sagan K Armand Thirard M Georges Auric A Alexandre Trauner S Bert Bates P Anatole Litvak D Ingrid Bergman, Yves Montand, Anthony Perkins, Jessie Royce Landis, Pierre Dux | USA & F | 120 min | 1:1,66 | sw | 29. Juni 1961

9.5.58

Vertigo (Alfred Hitchcock, 1958)

Aus dem Reich der Toten

»Here I was born. And there I died.« … »Vertigo«, Alfred Hitchcocks lyrische Spiralfahrt durch »der Seelen wunderliches Bergwerk«, eine hypnotische Meditation über Liebe, Zeit und Tod, über ruhelose Wanderschaft, innere Unfreiheit und die Illusion der zweiten Chance, über fahles Grün, leuchtendes Rot und die Erotik grauer Schneiderkostüme, schwingt sich als Thriller irgendwo zwischen slow motion und Somnambulismus ein; als Melodram dringt das wohl morbideste Werk des Regisseurs in nachtmahrische Grenzbereiche des Genres vor: Hier bekommt (außer dem bösen Strippenzieher) wirklich keiner, was er begehrt … John ›Scottie‹ Ferguson (James Stewart), ein unter Höhenangst leidender Expolizist, spürt im Auftrag eines alten Bekannten dessen psychotisch in die Vergangenheit driftender, suizidaler Ehefrau (Kim Novak) nach, um auf seiner ungesunden Mission durch (das frühere und gegenwärtige) San Francisco diesem archetypischen Modell einer Hitchcock-Blondine rettungslos zu verfallen. Halb Orpheus, der seiner (toten) Geliebten in die Unterwelt folgt, um sie ins Leben zurückzurufen, halb Pygmalion, der sich ein weibliches Idealbild erschafft und seiner Kunstfigur untertan wird, verliert sich ›Scottie‹ in einer schwindelerregenden Sehnsucht, die letztendlich keinem Gegenüber mehr zu gelten scheint, sondern dem Unmöglichen, dem Verlangen selbst. So wird die Liebe zur jenseitigen Fiktion, die Kontinuität der Zeit zerfällt zu einem ewigen »too late«, und der Tod zieht als glänzender Nebel herauf, der alles silbrig verschluckt … »The gentleman seems to know what he wants«, heißt es einmal über ›Scottie‹, als er sein verlorenes Traumgeschöpf mit fetischistischer Energie zu rekonstruieren versucht – dieser Satz trifft ebenfalls auf Hitchcock zu, der in »Vertigo« nichts dem Zufall überläßt: Mit seinem pathologisch-romantischen Helden teilt er sowohl die emotionale (und künstlerische) Besessenheit als auch die schicksalhafte Gefangenschaft in der eigenen, unerreichbaren Vision … »An Totes zu denken, ist süß, / so Entfernte, / man hört die Stimme reiner, / fühlt die Küsse, / die flüchtigen und die tiefen – / doch du irrend bei den Schatten!«

R Alfred Hitchcock B Samuel A. Taylor, Alex Coppel V Pierre Boileau, Thomas Narcejac K Robert Burks M Bernard Herrmann A Henry Bumstead, Hal Pereira Ko Edith Head S George Tomasini P Alfred Hitchcock D James Stewart, Kim Novak, Barbara Bel Geddes, Tom Helmore, Henry Jones | USA | 128 min | 1:1,85 | f | 9. Mai 1958

2.8.54

Sabrina (Billy Wilder, 1954)

Sabrina

Es war einmal auf Long Island: Chauffeurstochter (rehisch: Audrey Hepburn) will partout nicht bei ihren Felgen bleiben, sondern sich stattdessen den seit Kindertagen angeschwärmten, moralisch ziemlich aufgelockerten jüngeren Sohn (filouesk: William Holden) der großkapitalistischen Herrschaften angeln. Der ältere Sohn (sehr viel älter: Humphrey Bogart) hat andere Pläne für seinen Bruder (Zweckehe mit Fusion und so) und versucht, die Liebschaft unter Einsatz aller Mittel (auch seines gereiften Körpers!) zu verhindern. »Isn’t it romantic?« Billy Wilders protoliberales Märchen erzählt weltfremd aber herzbewegend von der Versöhnung der Klassen (und Generationen) auf der ›Liberté‹ und singt voll spöttischer Inbrunst ein Hohelied auf das Paris, das wir alle im Herzen tragen sollten: »It's for changing your outlook! For throwing open the windows and letting in la vie en rose.« Eh oui …

R Billy Wilder B Billy Wilder, Ernest Lehman, Samuel A. Taylor V Samuel A. Taylor K Charles Lang M Friedrich Hollaender A Hal Pereira, Walter Tyler S Arthur P. Schmidt P Billy Wilder D Humprey Bogart, Audrey Hepburn, William Holden, John Williams, Walter Hampden | USA | 113 min | 1:1,37 | sw | 2. August 1954