Niagara
»Kiss, kiss me, darling / then, kiss me once again.« Durch den ganzen Film rauschen, dröhnen, donnern die Massen des herabstürzenden Wassers, darüber schallt das gnadenlos gefühlige Glockenspiel des Rainbow Tower, das die Liebeslieder der Flitterwöchner intoniert: »Make my dreams come true.« So unentrinnbar wie die überlauten Geräusche, so vorgezeichnet wie der fallende Lauf des Niagara River erscheint das Schicksal der Eheleute Loomis, George (disturbed: Joseph Cotten) und Rose (tantalizing: Marilyn Monroe): »Nothing in the world – including God himself – can keep it from going over the edge. It just … goes.« Ein anderes Paar, die Cutlers, zwanglos und unkompliziert, wird auf der verspäteten Hochzeitsreise in den Strudel der tödlich scheiternden Beziehung gerissen. Betrug und Depression, Sex und Frust, Eifersucht und Verachtung – mit morbidem Sarkasmus präsentiert Henry Hathaways schwarzes Technicolor-Melodram das wildromantische Traumziel aller Frischvermählten als Schauplatz eines Trauerspiels, das seine (auch visuelle) Klimax in einer expressiven Mordszene unter dem schweigenden Geläut des Carillons erreicht. Während die imposante Topographie den Bildern Hintergrund und Tiefe verleiht, bleiben die Figuren auf die plakative Oberfläche reduziert: Insbesondere Monroes atemberaubende femme fatale macht den Eindruck eines rein filmischen Kunstgeschöpfs aus rasanter Garderobe und provokativ schwingenden Hüften, aus sinnlichen Lippen und verschleiertem Blick.
R Henry Hathaway B Charles Brackett, Walter Reisch, Richard L. Breen K Joseph MacDonald M Sol Kaplan A Lyle Wheeler, Maurice Ransford S Barbara McLean P Charles Brackett D Marilyn Monroe, Joseph Cotten, Jean Peters, Casey Adams (= Max Showalter), Denis O’Dea | USA | 92 min | 1:1,37 | f | 21. Januar 1953
# 944 | 10. Februar 2015
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