30.10.42

I Married a Witch (René Clair, 1942)

Meine Frau, die Hexe
 

»Ever hear of the decline and fall of the Roman Empire? That was our crowd.« Bestrickend (über)sinnliche und angenehm kurz(weilig)e screwball fantasy über eine sexy Hexe (Vero­nica Lake), die knapp 300 Jahre, nachdem sie und ihr dämonisch-versoffener Vater von dem linientreuen Neu-England-Puritaner Jonathan Wooley (Fredric March) auf den Scheiter­haufen geschickt wurden, aus dem Reich der (Un-)Toten ins irdische Leben zurückkehrt, wo sie Rache am Nachfahren des sittenstrengen Saubermanns, dem aufstrebenden Politiker Wallace Wooley (Fredric March), nehmen will. René Clair entfacht allerhand romantischen Budenzauber und nutzt die poetische Farce, um sich über morali­sche Scheinheiligkeit sowie die absurden Mechanismen der modernen Mediendemokratie lustig zu machen. (»I Married a Witch« erklärt ganz nebenbei, aber sehr plausibel, auf welch magische Weise in den Ver­einigten Staaten (und wohl nicht nur dort) Wahlen gewonnen werden.) Wie es einer Komödie zukommt, finden sich zu guter Letzt Diesseits und Jenseits in kordialer Harmonie – denn: »Love is stronger than witchcraft.«

R René Clair B Robert Pirosh, Marc Connelly K Ted Tetzlaff M Roy Webb A Hans Dreier, Ernst Fetgé S Eda Warren P Preston Sturges, René Clair D Fredric March, Veronica Lake, Robert Benchley, Susan Hayward, Cecil Kellaway | USA | 77 min | 1:1,37 | sw | 30. Oktober 1942

8.10.42

Wir machen Musik (Helmut Käutner, 1942)

»Mit Musik ist ja das ganze Leben nur noch halb so schwer.« Ein ernster Komponist mit Hang zur tragischen Oper trifft auf die Sängerin (und Kunstpfeiferin) einer swingenden Unterhaltungskapelle: Der hochnäsige Karl Zimmermann (Viktor de Kowa) und die patente Anni Pichler (Ilse Werner) sind der personifizierte Gegensatz zwischen E und U, und weil Gegensätze sich anziehen, werden die beiden ein Paar – natürlich nicht ohne all die Notlügen und Mißverständnisse, Verwechslungen und Plänkeleien, krachenden Trennungen und freudigen Wiedersehen, die das Wesen einer turbulenten Beziehungskomödie ausmachen. Helmut Käutner inszeniert die musikalische Romanze temporeich und fantasievoll (etwa im Durchdeklinieren der verschieden Ausdrucksarten des Pfeifens), mit einer guten Portion sophistication sowie Spaß an der Unterminierung von kulturellem Dünkel und hergebrachten Geschlechterrollen: Karls stolze Herablassung im Hinblick auf die leichte Muse wie auch die chauvihafte Zerbrich-du-dir-nicht-dein-kleines-Köpfchen-Haltung, die er gegenüber Anni an den Tag legt, läßt der Arrangeur der »kleinen Harmonielehre« hämisch verpuffen, wenn sich der, mit seiner »Lukrezia Borgia« kläglich gescheiterte, Musikdramatiker als handwerklicher Ausputzer der heiteren Tonschöpfungen seiner Gattin wiederfindet: »Wir machen Musik, / da geht euch der Bart ab!« Anni tanzt dazu fröhlich im Frack, bevor sie ihren Karl am Ende natürlich wieder zurücknimmt: »Mein Herz hat heut Premiere. / Das Stück heißt du und ich, / und wenn ich mich auch wehre, / mein Herz schlägt nur für dich.«

R Helmut Käutner B Helmut Käutner V Manfred Rössner, Erich Ebermayer K Jan Roth M Peter Igelhoff, Adolf Steimel A Max Mellin S Helmuth Schönnenbeck P Hans Tost D Viktor de Kowa, Ilse Werner, Grethe Weiser, Georg Thomalla, Edith Oss | D | 95 min | 1:1,37 | sw | 8. Oktober 1942

# 882 | 21. Juni 2014