30.12.40

Wunschkonzert (Eduard von Borsody, 1940)

So clever wie in der berühmten (Reichs-)Rundfunk-Sendung ›Wunschkonzert für die Wehrmacht‹ musikalische Genres gemixt werden – von der Opernouvertüre zum kabarettistischen Couplet, vom schnulzigen Schlager zur Klarinettenperformance –, versucht auch Regisseur Eduard von Borsody die filmischen Gattungen zu kombinieren, indem er Liebesgeschichte mit Kriegsfilm, Drama mit Klamotte verquirlt. Die zentrale Dreieckskonstellation zwischen einem frischen jungen Mädel (Ilse Werner) und zwei tapferen Fliegeroffizieren (Carl Raddatz und Joachim Brennecke) schlägt einen historischen Bogen von der Eröffnung der Olympiade in Berlin 1936 über den Einsatz der ›Legion Condor‹ im Spanischen Bürgerkrieg bis zu den deutschen Blitzkriegerfolgen im Sommer 1940 und wird angereichert durch schwankhafte Abenteuer volkstümlicher Schützen, Kampferlebnisse kulturbürgerlicher Soldaten sowie Seitenblicke auf das Leben der daheimgebliebenen Frauen. Romantische Verwicklung und menschliche Bewährung, derbe Humoreinlagen und Wochenschaumaterial, Flapsigkeit (»Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern«) und Sentimentalität (»Gute Nacht, Mutter«), Front und Heimat – zusammengehalten vom Radioprogramm (mit Gastauftritten von Heinz Rühmann und Marika Rökk) und von einer alles beherrschenden Grundstimmung unerschrockener Zuversicht. Gleichviel ob die demonstrative national(sozialistisch)e Stimmungsmache von vorneherein sämtliche Tonlagen gleichschaltet oder ob Borsody schlicht das inszenatorische Talent zur atmosphärischen Differenzierung fehlt: »Wunschkonzert« kommt über eindimensionale Propaganda zu keinem Zeitpunkt hinaus, wohl auch, weil blasse Klischeefiguren ohne emotionale Bindungskraft lediglich als plakative Überzeugungsträger für Pflichterfüllung und Treue fungieren.

R Eduard von Borsody B Felix Lützkendorf, Eduard von Borsody K Franz Weihmayr, Günther Anders, Carl Drews M diverse A Alfred Bütow, Heinrich Beisenherz S Elisabeth Neumann P Felix Pfitzner D Ilse Werner, Carl Raddatz, Heinz Goedecke, Joachim Brennecke, Hedwig Bleibtreu | D | 101 min | 1:1,37 | sw | 30. Dezember 1940

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