9.9.55

Il bidone (Federico Fellini, 1955)

Die Schwindler

Im Leben, sagte einst ein erfolgreicher Pessimist, »you’ve got to take the bitter with the sour.« In »Il bidone« (was soviel bedeutet wie »Der Beschiß«) erzählt Federico Fellini in locker (manchmal auch ziemlich fahrig) aneinandergefügten Episoden die bitter-saure Geschichte vom bauernfängerischen Treiben dreier Gauner, die (mal in der Maske von Geistlichen, mal verkleidet als Beamte der Wohnungsbehörde) den Ärmsten der Armen das letzte Hemd vom Leibe ziehen. Der brotlose Künstler ›Picasso‹ (Richard Basehart), der liederliche Schönling Roberto (Franco Fabrizi) und (im Mittelpunkt) der altgewordene Profischwindler Augusto (Broderick Crawford) bilden das schäbige Trio – Halunken, die nicht allein andere Leute um ihr Geld sondern vor allem sich selbst um die Wahrhaftigkeit des Lebens und das Heil ihrer Seelen bescheißen. »Lupus est homo homini«, wußte schon der römische Komödiendichter Plautus. Fellini legt noch einen drauf: Der Mensch ist auch sich selbst ein Wolf. In einer quälenden Schlußsequenz hält der Film für seinen tragischen Helden Augusto (dessen plötzliche moralische Ein- und Umkehr sich als weiteres (verzweifeltes) Betrugsmanöver erwiesen hat) einen trostlos-staubigen Abgang bereit: »Aspettate … venga con voi«, sind seine letzten Worte – aber da ist keiner, der auf ihn warten würde.

R Federico Fellini B Federico Fellini, Ennio Flaiano, Tullio Pinelli K Otello Martelli M Nino Rota A Dario Cecchi S Mario Serandrei, Giuseppe Vari P Mario Derecchi D Broderick Crawford, Giulietta Masina, Richard Basehart, Franco Fabrizi, Sue Ellen Blake | I & F | 112 min | 1:1,37 | sw | 9. September 1955

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen