»Der Wind auf der Warschauer Brücke, / das Licht und der weiße Rauch … / Weißt du, die brauch' ich zum Leben / … und deine Liebe auch.« Der Mauerbau als Riß durch die Geschichte, die Stadt, die Gefühle – aber auch als Schlußstrich, als Aufbruchsignal: »Irgendwo muß eine Grenze sein.« Ostberlin, 1961: Klaus (Ulrich Thein) fährt Taxi im Westen und lebt gut vom »Schwindelkurs«, sein Nenn-Bruder Ulli (Armin Mueller-Stahl) arbeitet als Elektriker bei Narva und schützt als Kampfgruppenmann die Sicherung der Staatsgrenze am 13. August. Zwischen den Männern steht außer der Politik auch die Postbotin Eva (Kati Székely), die sich erst vom viril-klassenfeindlichen Klaus schwängern läßt, um dann doch ihre Zuneigung zum sensibel-sozialistischen Ulli zu entdecken … Frank Vogels Film erscheint so gespalten wie das Land, in dem er spielt: Während der Gedankenstrom der hochtönenden Off-Kommentare (Drehbuch: Paul Wiens) die Errichtung des »antifaschistischen Schutzwalls« propagandistisch rechtfertigt, bleiben die dokumentarischen Bilder (Kamera: Günter Ost) ganz dicht am Puls der Zeit, tasten beweglich die urbane Topographie ab, blicken vorübereilenden Menschen neugierig in die Gesichter, fixieren beiläufig den historischen Moment, atmen die Luft, den Dunst, die Stimmung des Schauplatzes – Entschlossenheit und Tristesse, Lyrik und Agitation, cinéma vérité … et mensonge.
R Frank Vogel B Paul Wiens K Günter Ost M Hans-Dieter Hosalla A Werner Zieschang S Ella Ensink P Hans-Joachim Funk D Armin Mueller-Stahl, Ulrich Thein, Kati Székely, Marita Böhme, Alfonso Arau | DDR | 92 min | 1:1,37 | sw | 27. September 1962
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