»I don’t know which way to turn.« Henri Cassin, bester Mann der Pariser Sûreté, macht, von elf Jahren erfolgreicher Ermittlungsarbeit nervlich erschöpft, Urlaub auf dem Lande. Der Film beginnt possierlich-idyllisch, mit einem morgendlichen Abschiedsbummel durch die Metropole, gefolgt von einer leicht amüsierten Betrachtung des pittoresken Dorfes Ste. Margot, wo sich der brave Kriminalbeamte in Nanette, die hübsche Tochter des örtlichen Gastwirts, verguckt und seiner Flamme, ungeachtet ihrer Verlobung mit einem eifersüchtigen Landwirt, nachdrücklich den Hof macht. Doch unversehens verwandelt Regisseur Joseph H. Lewis (der eher mittelmäßige Darstellerleistungen souverän durch visuelle Stringenz ausgleicht) die friedvollen Ferien des Monsieur Cassin in einen düsteren Alptraum: Nanette wird erwürgt aufgefunden, kurz darauf auch ihr dringend tatverdächtiger Verlobter, es folgen krakelige Drohbriefe (»You will die next.«) und ein weiterer Mord. Der Kommissar aus der Hauptstadt, der natürlich umgehend die Suche nach dem Täter übernimmt, steht vor einem Rätsel: »The murderer is as elusive as my own shadow.« Bald offenbart sich, daß der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde in der französischen Provinz eine Wiederholung findet: »So Dark the Night« schildert das Schicksal eines zerrütteten Geistes, das Drama einer gespaltenen Persönlichkeit, die der ungläubig-entsetzten Mitwelt ihr eigenes Unglück überstülpt. Zuletzt gleicht die Mörderjagd (auch bildlich) einer erschütternden Selbstbegegnung: »Henri Cassin is no more. I caught him. I killed him.«
R Joseph H. Lewis B Martin Berkeley, Dwight Babcock V Aubrey Wisberg K Burnett Guffey M Hugo Friedhofer A Carl Anderson S Jerome Thoms P Ted Richmond D Steven Geray, Micheline Cheirel, Eugene Borden, Ann Codee, Gregory Gaye | USA | 71 min | 1:1,37 | sw | 10. Oktober 1946
# 1085 | 5. Dezember 2017
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